Antworten von Stephan Schierke KNV-Insolvenz: VVA liefert wieder an das Barsortiment – warum?

Stephan Schierke

Wie wir gerade erst erfahren haben hat die VVA wieder die Belieferung des Barsortiments aufgenommen. Warum die VVA umgedacht hat, dazu haben wir VVA-Chef Stephan Schierke befragt:

Herr Schierke, Sie haben gestern erklärt, die VVA werde ab sofort KNV wieder beliefern. Warum diese Wendung?

Stephan Schierke: Durch das Erstarken des Insolvenzverwalters kann dieser nunmehr Masseverbindlichkeiten begründen. Vereinfacht gesagt werden erst neue Schulden beglichen, bevor die alten Gläubiger Geld erhalten.

Ist die Bezahlung der neu gelieferten Ware damit garantiert?

Leider nein. Wir sind aber zu der Einschätzung gelangt, dass im Fall der Fälle ausreichend Masse vorhanden ist. Eine Masseunzulänglichkeit halten wir für unwahrscheinlich. Davon abgesehen dürfte durch das Insolvenzgeld und die Einstellung der Zahlungen an die Altgläubiger, zum Beispiel für Zinsen an die Banken, mit jedem jetzt verkauften Buch ein Überschuss erwirtschaftet werden.

Ist das nicht unfair gegenüber den bisherigen Gläubigern, darunter zahlreiche Kleinverlage, die in große Schwierigkeiten geraten?

Ganz im Gegenteil! Es ist das normalste der Welt, das neue Schulden vorrangig vor bereits bestehenden Schulden bedient werden, sonst würde ja niemand ein zusätzliches Risiko eingehen. Und ohne Fortführung der Geschäfte mit frischer Ware würden auch die bisherigen Gläubiger am Ende deutlich weniger Gelderhalten, als bei einer Fortführung der Geschäfte. Bedenken Sie, jedes zusätzlich verkaufte Buch erwirtschaftet mit hoher Wahrscheinlichkeit kurzfristig einen Überschuss und hilft dabei, den Schuldenberg abzutragen.

Die VVA wird als potenzieller Käufer gehandelt. Ihr Kommentar?

Hierzu kann ich sagen, dass wir weder einer der bisherigen Interessenten waren noch aktuell interessiert sind. Zudem würden aus meiner Sicht unüberwindliche kartellrechtliche Hürden bestehen.

Wie wird es aus ihrer Sicht weitergehen?

Sobald sich der Geschäftsbetrieb normalisiert hat, wird der Insolvenzverwalter die Sanierung betreiben und einen Investor suchen. An meiner grundsätzlichen Einschätzung, dass KNV profitabel betrieben werden kann, hat sich bisher nichts geändert. Aber die Zukunft von KNV ist nicht meine Hauptsorge.

Sondern was?

Die zahlreichen kleinen und mittleren Verlage als Gläubiger von KNV. Ich befürchte, dass diese noch lange Zeit warten müssen, bis erste Zahlungen geleistet werden und am Ende viel weniger bezahlt wird, als mancher erwartet.

 

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