Ausstellungen Kurt-Wolff-Ausstellung: In der Deutschen Nationalbibliothek trafen sich Klaus Wagenbach und Stefan Weidle zum Gespräch

Am Mittwoch Abend taten viele Besucher, die zu dieser Veranstaltung in die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt gekommen waren, gut daran, eher am Ort des Geschehens zu sein. Ein vorheriger Rundgang durch die Kurt-Wolff-Ausstellung, die hier noch bis zum 12. Dezember zu sehen ist, lohnte sich.

So konnte man sich vorab ein Kurt-Wolff-Bild anhand akribischer Dokumentation (dank der Kuratorin Barbara Weidle) machen und durfte gespannt sein auf den Dialog der beiden Verleger, die beide ganz besondere Verbindungen zu Kurt Wolff haben: Klaus Wagenbach promovierte über den Wolff-Autor Franz Kafka, als Verleger gab er ganz bewusst als erstes Buch das Quartheft „Autoren, Bücher Abenteuer“ von Kurt Wolff heraus, der Weidle Verlag erhielt 2005 den Kurt-Wolff-Preis. Außerdem beschäftigen sich Barbara und Stefan Weidle seit langem mit Exilliteratur und arbeiten eng mit dem Deutschen Exilarchiv zusammen. Im Weidle Verlag ist auch das Begleitbuch zur Ausstellung erschienen.

Zuerst fragte Weidle Klaus Wagenbach, ob er von der Ausstellung überrascht worden sei. Klaus Wagenbach war natürlich alles zum Thema Kafka bekannt. Doch er freute sich über ein unbekanntes Foto von Wolff und Schiffrin, dessen Sohn André ein Wagenbach-Autor ist.

Besondere Bedeutung im Gespräch nahm die Tatsache ein, dass Klaus Wagenbach den Verleger Wolff noch persönlich gekannt hat. War er doch 1951 mit dem Fahrrad in sein Hotel nach Locarno gefahren, um mit diesem über Kafka zu sprechen: „Ich brauchte Zeitzeugen zu Kafka.“

„Es war eine spannende Zeit damals, 1951 gab es die ersten Reisepässe, man machte erste Erfahrungen mit Demokratie. Also mit dem Fahrrad für Kunst und Politik nach Italien!“ erinnert sich Klaus Wagenbach.

Natürlich kannte Wagenbach noch die eine oder andere Anekdote, beide Verleger plauderten amüsant, witzig und kurzweilig.

Am Ende des Gesprächs kam Stefan Weidle auf die gegenwärtige Situation in der deutschen Verlagslandschaft zu sprechen. Klaus Wagenbach: „Die unabhängigen Verlage machen eigenwillige Programme. Sie sind äußerst schwierig unter einen Hut zu bringen. Doch die Zukunft der Bücher hängt nicht von den Verlagen ab, sondern von den Buchhandlungen. Viele Leser wissen nicht, dass große Buchhandlungen nicht immer gute Buchhandlungen sind.“

Er denkt, dass Spezialisten und kleine Buchhandlungen beispielsweise in den Speckgürteln der Großstädte überleben werden. „Der Leser findet nur, was er sucht. Doch das Schöne an einer Buchhandlung ist doch, das zu finden, was man nicht sucht!“ resümiert der Verleger.

Mit Applaus dankten die Besucher den beiden Verlegern für das anderthalbstündige Gespräch.
JF

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