Independents Leipziger Buchmesse: Großer Andrang bei der Verleihung des Kurt Wolff Preises an Klaus Wagenbach

Klaus Wagenbach

Verleger Klaus Wagenbach (Foto) nahm gestern den Kurt Wolff Preis für sein Lebenswerk entgegen. Im Namen der „Kellnermannschaft“ des Berliner Zimmers begrüßte Rainer Nitsche den Preisträger und Stammgast, „umkreist von den hohen Herren, vor denen er uns immer gewarnt hat“.

Gemeint war unter anderem Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der in seinem Grußwort die zehnjährige Geschichte des Preises als Förderung einer einzigartigen, reichhaltigen Literaturszene in Deutschland würdigte. Die Vielfalt der Verlagslandschaft sei ein kostbares Gut, das erhalten bleiben müsse. Außerdem setzte sich Neumann für den Schutz des geistigen Eigentums ein. „Ein Plagiat schädigt nicht nur Autoren sondern auch Verlage“, betonte er und erklärte sich solidarisch mit der Leipziger Erklärung des Deutschen Schriftstellerverbands.

Sebastian Wolter, Leif Greinus

Der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, hielt die Laudatio auf Klaus Wagenbach und auf die Träger des Förderpreises Sebastian Wolter und Leif Greinus, die Gründer des Verlags Voland & Quist. Bei Klaus Wagenbach habe der Begriff Lebenswerk einen ganz eigenen und einzigartigen Bedeutungsinhalt. „Es ist das Leben selbst, das er in direkter Weise mit dem Verlag und seiner Literatur in Übereinstimmung gebracht hat, sein Leben, seine Neugier, seine Verantwortung, seine Antworten“, so Lehmann. Wagenbach sei ein würdiger Nachfahr von Kurt Wolff. „Wenn mir am Ende noch eine kleine Charakterisierung für ihn einfällt dann diese: Gelassenheit ist die anmutigste Form von Selbstbewusstsein.“

Mit Voland & Quist habe Dresden einen experimentierfreudigen, quirligen und beweglichen Verlag gewonnen, der ausstrahlt“, so Lehmann weiter. „Dass er sich künftig mit dem Namen Kurt Wolff schmücken kann, ist nur legitim. Er steht für die Vielfalt und Unabhängigkeit des Verlagswesens und die ausgewiesene Expertise seiner Verleger.“

In seiner Dankesrede bezeugte Klaus Wagenbach dem Kulturstaatsminister Respekt dafür, dass er die notwendige Institution des Kurt Wolff Preises tatkräftig unterstützt. „Zumal gerade uns beide politisch viel trennt, was wir nur mit Hilfe von Erich Fried überbrücken können, dem allerdings die im Neuen Testament empfohlene Feindesliebe gegeben war. Uns nicht.“

Mit dem Preisgeld in Höhe von 26.000 Euro könne man viele schöne Bücher machen, so Wagenbach. „Und das tun wir natürlich auch.“ Ein „ansehnlicher Betrag“ solle aber auch in eine Stiftung gehen, die nur einen einzigen Zweck hat: Die Finanzierung der beiden noch ausstehenden Briefbände der Kritischen Kafka- Ausgabe bei S. Fischer. Über ein mögliches Konzept will Wagenbach mit dem S. Fischer Verlag und mit Hans-Gerd Koch, dem Bearbeiter der Briefe sprechen.

Abschließend nannte Wagenbach fünf Punkte zur Notwendigkeit unabhängiger Verlage:
1. In unabhängigen Verlagen können sich Personen besser bilden, austoben, inszenieren.
2. Unabhängige Verlage sind auf die Demokratie nicht nur angewiesen, sondern stellen sie erst her: durch Vielzahl und Vielfalt.
3. Unabhängige Verlage stehen nicht unter dem Druck des Zuwachses oder der Peitsche von Gewinnvorgaben.
4. Für den Autor ist es lustvoller, seinen Verleger persönlich zu beleidigen oder zu umarmen als eine Kommanditgesellschaft.
5. Unabhängige Verlage mit Charakter erleichtern Buchhändlern und Lesern die Wahl. Entweder: „Mehr davon!“ oder „Weg damit!“

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