Steht uns ein "Kulturkampf von rechts" bevor? Lesetipp: „Tumulte bei Höcke-Auftritt – Polizei muss eingreifen“ / Zoe Beck: „Was ist mit denen, die keine Meinungsfreiheit mehr wollen?“

Während gerade in Frankfurt der Friedenspreis verliehen (und daran erinnert wird, weshalb dieser Preis einst gestiftet worden ist)wurde, wird jetzt auf Twitter und auf Facebook gerade darüber diskutiert, ob die Buchmesse und auch die die Polizei richtig reagiert haben – etwa auf die Unruhen, die gestern das Messegeschehen überschatteten: Die Rheinische Post berichtet über die Unruhen in der Folge des Auftritts des umstrittenen AfD-Landtagsfraktionschef Björn Höcke, der gestern die Vorstellung des Buches Mit Linken leben des rechsgerichteten Antaios Verlags besuchte. Mit Transparenten und Rufen wie „Nazis raus“ protestierten etliche Demonstranten gegen die Veranstaltungen, während Höcke-Sympathistanten  „Jeder hasst die Antifa“ skandierten. RP-Redakteur Lothar Schröder war vor Ort:

Er berichtet u.a. , dass am Stand der rechtsgerichteten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ ein Zuhörer den Trikont-Verleger Achim Bergmann mit einem Faustschlag an der Lippe verletzt habe, sodass der im Krankenhaus behandelt werden musste. In seinem Bericht geht es aber auch um die Frage, wie die Branche und die Buchmesse künftig mit der Teilnahme rechtspopulistischer Verlage verfahren werden muss: „Ähnlichen Fragen mussten sich zuletzt auch andere Großveranstalter stellen, die auf die Freiheit des Wortes und auf Verständigung setzen – wie beispielsweise Kirchen- und Katholikentage…. Dabei wurden Stimme laut, die davor warnten, dass in Deutschland nun ein „Kulturkampf von rechts“ bevorstehe. War der Veranstalter möglicherweise politisch zu naiv, einen Dialog mit jenen suchende wollen und am Ende finden zu können, die keinen Dialog und keine Verständigung wünschen? Und ist dieses Vorhaben – so ehrenwert und nachvollziehbar es auch ist – am Ende zu politisch und von einem Umfeld wie dem der Buchmesse nicht mehr kontrollierbar? “

Zoe Beck etwa schreibt auf Facebook dazu: „Ich habe mir genau erklären lassen, warum die Frankfurter Buchmesse Verlage der Neuen Rechten zulässt bzw zulassen muss. Okay. Ich fand die Idee, linke Verlage und Stiftungen um sie herum zu platzieren, eher heikel, aber viele fanden sie genial, also hatte ich Hoffnung. Jetzt zeigt sich mal wieder, wie finanzstark und gut organisiert die Neuen Rechten sind, sie erwarten Proteste, wollen sie sogar. Opferrolle, Argumtente für Gegenmaßnahmen, und so weiter. Von der Gewalt können sie sich mit „Das waren nicht wir, sondern irgendwelche Gäste“ distanzieren. Um wieder als Opfer dazustehen. Das ist keine schöne Messe mehr, ich merke, wie misstrauisch ich jeder und jedem Einzelnen gegenüber geworden bin. Ich möchte das nicht. Die Buchmesse, die Literaturszene, das war für mich immer ein Ort für Offenheit und Vielfalt, Internationalität und Verständigung, bei allen Reibereien und Meinungsverschiedenheiten, die es naturlich immer gibt. Dass sich das Klima im ganzen Land geändert hat, dafür kann die Messe, kann der Börsenverein nichts. Aber ich wünsche mir jetzt eine klare Positionierung, nicht nur Schilder, die während der Lesung eines ehemaligen Katzenkrimiautors hochgehalten werden. Ich wünsche mir auch bessere Ideen für die kommenden Messen, ob in Frankfurt oder Leipzig. Meinungsfreiheit unbedingt. Aber was ist mit denen, die keine Meinungsfreiheit mehr wollen, sondern nur ein unwidersprochenes Ausbreiten der eigenen Ansichten, die dazu noch menschenverachtend sind?“

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