Veranstaltungen Markus Binder stellte in Berlin seinen Debütroman „Teilzeitrevue“ vor

Jörg Sundermeier, Markus Binder
Jörg Sundermeier, Markus Binder

Das Österreichische Kulturforum in Berlin war gestern Abend gut gefüllt, als der Musiker und Autor Markus Binder seinen ersten Roman Teilzeitrevue (Verbrecher) erstmals in der Öffentlichkeit vorstellte. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, denn Binder, der mit H. P. Falkner das Duo Attwenger bildet, ist zwar in Österreich und Süddeutschland ein Star. Jenseits des Weißwurstäquators aber ist die musikalische Mischung aus Volksmusik, Elektronika und Jazz, mit der Attwenger regelmäßig an die Spitze der österreichischen Musikcharts stürmen, nicht so beliebt, dort füllen sie bei Tourneen statt großer Hallen nur kleine Clubs.

Daher freute sich Viktoria Wagner, die Direktorin des Kulturforums, offenkundig sehr, Binder diesmal einem großen Publikum vorstellen zu können. Jörg Sundermeier, der Verleger des Verbrecher Verlags, moderierte den Abend leicht erkältet. Binder, dessen Schreiben in der Tradition der österreichischen Avantgarde steht und von Roland Barthes und Paul Valerys Ansichten über den Modernen Roman beeinflusst ist, wurde von Sundermeier gefragt, was es eigentlich mit dem Wort „Hybridroman“ auf sich habe. Binder überraschte Sundermeier darauf mit der Feststellung, dass dieser selbst seinerzeit eine solche Genrezuordnung für das Buch vorgeschlagen habe.

Ein bisschen verwirrt darüber bat Sundermeier den Autor erst einmal vorzulesen. Binder las daraufhin rund dreißig Minuten aus der Kette von Momentaufnahmen vor, aus der dieser Roman gestrickt ist. Eine spannende Story gebe es nicht, räumte Binder später ein, das sei aber gut so, „damit die Handlung nicht die Sprache behindert“. Tatsächlich geht es in Teilzeitrevue um ein Paar – oder mehrere Paare – die von Mexiko aus nach Wien fliegen, dort in Clubs gehen, miteinander schlafen und schließlich in einem Kaufhaus herumstöbern. Unser Leben setze sich aus Momentaufnahmen zusammen, meinte Binder, und das bildet er in seinem Roman mit außergewöhnlichem sprachlichen Können ab. Schon für seine Songtexte wurde Binder immer wieder auch aus Literaturkreisen heraus gerühmt.

Im zweiten Gesprächsblock erzählte Sundermeier dann, dass Binder aus Anlass dieser Buchpremiere die im Buch zitierten Songtexte vertont habe, und dass die digitale EP Teitzeitrevuesongs soeben bei dem – auch in Buchhandelskreisen bestens bekannten – Label Trikont in München erschienen sei. Er habe die Songtexte eigentlich nicht vertonen wollen, meinte daraufhin Binder, er hätte sich die Bands, welche die Lieder im Roman vortragen, genau vorgestellt, und hätte die Songs gern – „wie Prince für die Bangles“ – von einer von ihm gecasteten Band einspielen lassen. „Aber ich muss ja alles selber machen“, meinte Binder augenzwinkernd. Und trug dem begeisterten Publikum anschließend einige der Songs aus dem Roman ebenfalls zum ersten Mal live vor.

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