Letzte Balladen vor dem Lockdown München: Friedrich Ani im Lyrik Kabinett

Friedrich Ani mit Knut Cordsen (l.) gestern abend auf der Lyrik-Bühne

Gestern Abend fand die letzte Live-Veranstaltung im Lyrik Kabinett in München vor dem erneuten Shutdown statt. Sie war seit Wochen ausverkauft – mit nur zwanzig Gästen. Normalerweise können sich bis zu hundert Hörer ins Kabinett drängen, um exquisiter Poesie zu lauschen. „Die Raben von Ninive – Balladen, andere Gedichte und ein Zwiegespräch“ (Suhrkamp) heißt Friedrich Anis neuer Lyrik-Band, der nun unter diesen schwierigen Bedingungen erstmals präsentiert wurde. Moderator Knut Cordsen (Bayerischer Rundfunk) wies auf die Vielseitigkeit Friedrich Anis hin: Romane, Jugendbücher, Theaterstücke und Drehbücher veröffentlicht der 61-Jährige Ani. „Man geht nicht zu weit, wenn man sagt, dass die Essenz seines Schreibens sich in der Poesie findet. Man merkt es seinen Romanen sehr an“, so Cordsen.

Angefangen hatte Friedrich Ani als Teenager mit Songtexten und Gedichten. Gastgeber und Kabinett-Direktor Holger Pils hatte aus dem reichen Fundus seines Hauses alte Zeitschriften geholt, die Ende der 1970er Jahre erschienen waren. Darin befindet sich bereits Poesie des erst 20-jährigen Friedrich Ani. Und er bleibt der Gattung bis heute treu und beweist nun, dass man auch über einen Kriminalfall eine Ballade schreiben kann. „Ich war schon als Schüler vertraut mit Balladen. Ich habe sie am meisten gemocht – wegen der Erzählung, wegen dieser Mischung aus Drama und Poesie. Das ist ein lang gehegter Traum von mir gewesen, einen Band zu veröffentlichten, in dem neue Gedichte in Balladenform sind“, erklärte Friedrich Ani. Mit tiefer Inbrunst las er den sechsseitigen Text „Das nächste Leben“, dann aber auch kontrastreich und mit gewitzter Heiterkeit „Ein waschechter Schneemann“. Das Lyrik Kabinett zeichnet die Diskussionen und Vorträge auf und stellt sie ins Netz: www.lyrik-kabinett.de und auf www.dichterlesen.net

nb

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