Veranstaltungen Münsterschwarzacher Büchertage: So war die erste christlich-religiöse Buchmesse Deutschlands

Eine durchweg positive Bilanz ziehen Abtei Münsterschwarzach und Vier-Türme-Verlag zu den Münsterschwarzacher Büchertagen, die von 18.-21. Mai mit 13 anderen Verlagen aus Deutschland und Österreich in der Benediktinerabtei stattfanden. Über die Tage verteilt besuchten etwa 1.400 Menschen die Messehallen mit den Ausstellern, die zahlreichen Lesungen und Vorträge von Autorinnen und Autoren, die Klosterbetriebe und die Abendveranstaltungen. „Es war ein Wagnis, weil so etwas noch nie stattgefunden hat“, sagt Verlagsleiter Br. Ansgar Stüfe OSB. „Aber ich bin froh, dass wir den Mut hatten und vor allem mit unseren Kundinnen und Kunden so gut ins persönliche Gespräch kamen.“

(c) Julia Martin/Abtei Münsterschwarzach

Begonnen hatte die Buchmesse mit einer Konzertmeditation in der Abteikirche Münsterschwarzach am Donnerstagabend. Abt Michael Reepen nahm in seinen Eröffnungsworten Bezug auf die alten Scriptorien in den Klöstern, wo einst Bücher handschriftlich vervielfältigt wurden. „Und das erste jemals gedruckte Buch war die frohe Botschaft der Bibel.“ Doch diese Worte würden nur wirksam, wenn sie weitergetragen, weitergesagt und weitergelesen würden. Zwischen den Zeilen, die von Sehnsucht und Hoffnung auf gelingendes Leben sprechen, sei auch immer Gott anwesend. „Das ist große Geheimnis, von dem wir auch am heutigen Abend in den Worten von Pater Anselm und in den Liedzeilen der Band ‚Sternallee‘ hören“, so der Abt weiter. Dieses Geheimnis weiterzugeben sei das Ziel der Missionsbenediktiner, aber auch der Verlage, Autorinnen und Autoren. P. Anselm Grün griff in seinen Impulsen immer wieder die Liedtexte auf und versetzte gemeinsam mit der Musik die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer in eine ganz besondere Stimmung.

Vor der eigentlichen Hallenöffnung der Buchmesse im Kloster stand der Freitagvormittag im klostereigenen Egbert-Gymnasium ganz im Zeichen der Münsterschwarzacher Büchertage. Für die 9. und 11. Jahrgangsstufen hatten Vier-Türme-Verlag und Abtei ein besonderes Programm konzipiert. So konnten die Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Workshops Hintergrundwissen zur Buchentstehung und Vermarktung erfahren. Unter anderem wurden bei einer Führung durch die Klosterdruckerei Benedict Press Einblicke in den Buchdruck gezeigt, die Lektorin Marlene Fritsch gab Tipps zum kreativen Schreiben, Produktmanager Matthias Gahr zeigte, wie Künstliche Intelligenz und Poesie zusammengehen, Mit P. Zacharias Heyes und Br. Wolfgang Sigler gestalteten auch zwei Mönche die Veranstaltungen – die Themen: „Ora et labora et lege – wie geht das bei modernen Mönchen heute?“ und „Beziehungskisten –Was ein Du aus deinem Ich macht“

Jede Menge zu entdecken: Die Münsterschwarzacher Büchertage lockten viele BesucherInnen (c) Julia Martin/Abtei Münsterschwarzach

Parallel öffnete am späten Vormittag die Messehalle 1 mit den Ausstellern. Einige Besucherinnen und Besucher zog es bereits zu Beginn zu den Ständen und auch über den Nachmittag verteilt waren viele an den einzelnen Ständen der Verlage und Klosterbetriebe, um sich über das aktuelle Programm und die Klosterprodukte zu informieren und auch zu kaufen. Großes Interesse herrschte auch an den Kunstwerken von P. Meinrad Dufner, die unter dem Titel „Erlesene Innenwelten“ beinahe verrückt anmuten und die Gäste verweilen ließen. Ebenfalls Zeit nehmen musste man sich für „Das einmalige Buch“, eine Installation aus drei wirklich einmaligen Büchern, unter anderem das Totenbuch der Abtei Münsterschwarzach.

Auch die ersten Veranstaltungen fanden am Freitag statt. P. Anselm Grün stellte mit Hsin-Ju Wu deren aktuelles Buch mit Arbeitsheft „Selbstbestimmt im Alter“ vor. Weiter sprach Carola Stein darüber, wie Kindern die biblischen Geschichten erklärt werden könnten. Frank Berzbach las aus seinem neuen Buch „Ich glaube an Engel – manche fahren Bus“ und wurde dabei musikalisch von Nina Kummetz Brunetto begleitet.

Am Freitagnachmittag besuchte der Würzburger Bischof Franz Jung die Messehalle der Münsterschwarzacher Büchertage und ließ sich etwa von der Klostermanufaktur einen Schmuckeinband für die neue Ausgabe des Evangeliars zeigen, der dort auf Wunsch gemeinsam mit der klostereigenen Buchbinderei gefertigt werden kann. Auch die neue Designlinie „Zusammengewürfelt“ wurde ihm von den Handwerkern gezeigt und die Fertigung erklärt. In Begleitung von Abt Michael Reepen nahm er sich Zeit, die einzelnen Verlagsstände zu besuchen und sich mit den Verlegerinnen und Verlegern auszutauschen. Zeit zum Austausch war am Abend zudem für die Austeller, Autorinnen und Autoren, die zum Verlagsdinner in den Festsaal der Abtei geladen waren.

Beim Buchmessen-Samstag standen die Autorinnen und Autoren im Fokus. Über den ganzen Tag waren ab 10 Uhr in der Messehalle sowie auf dem Autorensofa des Vier-Türme-Verlags Lesungen, Vorträge und Signierstunden, unter anderem mit den Münsterschwarzacher Mönchen P. Anselm Grün und P. Zacharias Heyes. Über „Balthasar Neumann. Schlussakkord der Barockarchitektur“ (Verlag Friedrich Pustet) sprach Dr. Erich Schneider, der auf Bauwerke Balthasar Neumanns in der Abtei Bezug nahm – unter anderem die frühere Abteikirche, der Vorgängerbau der heutigen Boßlet-Kirche. Martin Ebner war gleich zweimal zu unterschiedlichen Büchern zu hören. Mit „Und er stieg auf einen Berg“ (Tyrolia-Verlag) erzählte er etwas über das Wandern mit dem Matthäusevangelium, provokant klingt sein Titel „Braucht die Katholische Kirche Priester?“, der im Echter-Verlag erschienen ist. In „Endlich mal ankommen: Wie du deinen Platz im Leben findest“ (Bonifatius-Verlag) lud Nils Petrat dazu ein, auf die Suche nach dem Sinn im Leben zu gehen. „Grenzgänge. Gespräche über das Gottsuchen“ (Claudius-Verlag) von Stefan Seidel sammelt Geschichten über die persönliche Frage nach Gott. Christian Feldmann stellte mit „Alfred Delp. Leben gegen den Strom“ (Herder) den Jesuitenpater und Widerstandskämpfer genauer vor. Zum Abschluss der Lesungen plädierte Burkhard Hose mit seinem aktuellen Buch „Verrat am Evangelium (Vier-Türme-Verlag) für eine Kirche, die sich zu den Menschenrechten bekehrt.

Vor allem der persönliche Kontakt zu den Autorinnen und Autoren sowie die Gespräche nach den Lesungen machten diesen Tag außergewöhnlich. „Hier hat sich gezeigt, dass unser Anliegen, die Zielgruppe direkt anzusprechen und die Buchmesse als Endkunden-Messe zu gestalten, absolut gelungen ist“, meint Br. Ansgar. Auch Abt Michael freute sich am Samstagnachmittag darüber, wie gut die Messe besucht sei und wie viele Menschen Interesse an den Büchern, Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Verlage hätten.

Höhepunkt am Abend war eine Konzertlesung mit dem Autor Navid Kermani, Schauspielerin Sarah Sandeh und musikalischer Begleitung von Pianistin Pi-hsien Chen und Manos Tsangaris (Percussion). Abwechselnd lasen Sandeh und Kermani aus dem Buch „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen. Fragen nach Gott.“, in dem der Bestsellerautor einen Dialog mit seiner 12-jährigen Tochter niedergeschrieben hat. Hintergrund: Einer der letzten Wünsche seines Vaters war, seiner Tochter den Islam zu lehren.

Einfühlsam und gleichzeitig mit brillanter Sprache schreibt der gläubige Muslim sehr persönlich unter anderem über die Geburt seiner Tochter. Auch aus seinem im Herbst erscheinenden Buch las er einen Auszug und trat in den Dialog mit den Musikern – ob denn Musik nicht tiefer dringe, als Worte. Oder was Worte bei den Musikern bewirken würden. Ein Abend, der auch die Besucherinnen und Besucher in der Abteikirche zum Nachdenken anregte und ein würdiger Abschluss des Messe-Samstages war.

Am Messesonntag gab es am Vormittag noch einmal die Gelegenheit, nach dem Gottesdiensten die Stände der Aussteller zu besuchen oder im Fair-Handel zu stöbern. Einige Besucherinnen und Besucher zog es noch in die Messehallen und zur Kunstausstellung von P. Meinrad Dufner. Die Verlage nutzten den Vormittag aber auch zum gegenseitigen Standbesuch und Austausch – diese Vernetzung und das Miteinander war über die ganzen Messetage zu spüren.

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