Nach 35 Jahren im Peter Hammer Verlag – eine bewegende Abschiedsfeier für Monika Bilstein „Neben Dir kann man nur verblassen“

Am vergangenen Freitag feierten rund 100 Gäste im Saal der Stadthalle in Wuppertal den Abschied von Monika Bilstein: Die Leiterin des Peter Hammer Verlags wird Ende des Monats in den Ruhestand gehen und übergibt die Geschäfte an Moritz Klein (ein Porträt der beiden lesen Sie auch im September-BuchMarkt ab Seite 94, hier im E-Paper, das Heft liegt morgen in Ihrem Briefkasten). Vor allem Autor*innen und Illustrator*innen waren gekommen, um sich an die gemeinsame Wegstrecke zu erinnern: Monika Bilstein war 35 Jahre im Verlag, 21 davon in leitender Funktion. Illustratorin Nadia Budde beschrieb in ihrer Ansprache „Kopfbilder“ einer gemeinsamen Reise in den Iran. Verleger Stefan Weidle erinnerte u.a. an die Zusammenarbeit im Vorstand der Kurt Wolff Stiftung. Auch der Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Michael Kozinowski dankte der Verlegerin für ihre stets verantwortungsvolle, transparente und erfolgreiche Arbeit.

Der Aufsichtsrat dankt: v.l. Hartmut Dreier (im Hintergrund DJ Marc Nolte), Christine Hummel, Einhard Schmidt-Kallert, Michael Kozinowski, Bettina von Clausewitz mit Monika Bilstein

Nachfolger Moritz Klein hat sich in Wuppertal in den vergangenen Monaten bereits auf die neue Aufgabe vorbereitet und erklärte in seiner Rede:

„Liebe Monika, von meinen Vorredner*innen haben wir viel Gutes über Dich gehört, ganze Eimer des Lobes wurden über Dir ausgeschüttet, man könnte schon fast von einer Apotheose sprechen.

Ich hingegen komme, um mich zu beschweren.

Ich möchte mich darüber beschweren, dass ich nun von Dir die Leitung eines Verlags übernehmen, bei dem es fast unmöglich ist, etwas besser zu machen, ohne etwas schlechter zu machen. Ich ahnte, dass Deine Fußstapfen schwer auszufüllen sein würden – nun stelle ich fest, dass ich gar nicht mehr hinausschauen kann.

Du hast in Deiner Programmarbeit auf fast – ich möchte sagen – widerliche Weise Idealismus und Ambition mit wirtschaftlichem Erfolg verbunden, so dass auf keiner der beiden Seite eine Profilierung mehr möglich ist.

Alle Autor*innen, Illustrator*innen, Vertreter*innen, Geschäftspartner*innen und Kolleg*innen lieben Dich als Menschen und achten Dich als Verlegerin – neben Dir kann man nur verblassen.

Du hast mit dem Peter Hammer Verlag und seinen Autor*innen und Illustrator*innen alle Preise abgeräumt, die es gibt: Von der Urkunde der Stadtsparkasse Wuppertal bis zum Astrid Lindgren Memorial Award. Jetzt sind keine mehr übrig.“

Dietrich zu Klampen fotografiert Monika Bilstein und Moritz Klein

Claudia Putz, langjährige Pressesprecherin des Unternehmens, richtete im Namen des Teams berührende Worte an Monika Bilstein. Auch Susanne Blum (Vertrieb und Marketing) und Monika Pönninghaus (Sekretariat) als feste Mitarbeiterinnen sowie Magdalene Krumbeck und Grazyna Rojek als freie Herstellerinnen und Grafikerinnen sind dem Peter Hammer Verlag seit vielen Jahren verbunden. Und wer einmal wegging, sei schließlich zurückgekehrt – Moritz Klein hat in den Jahren 2010-2014 bereits als Vertriebsleiter im Peter Hammer Verlag gearbeitet. Claudia Putz dankte ihrer Chefin:

„Dass du den Verlag mit so ruhiger Hand gelenkt hast, als Programmmacherin und als Geschäftsführerin, hat uns ein Gefühl von Sicherheit gegeben. Auch in Zeiten, in denen allerhand Gespenster unterwegs und die Prognosen düster waren – nicht zuletzt in den letzten harten Jahren der Pandemie.

Dabei bist du – bei aller Ruhe – gar keine Stoikerin, im Gegenteil! Natürlich haben auch dich schlechte Nachrichten voll erwischt. Das konnte man sehen. Aber dann hast du ziemlich sofort gemacht, was du am besten kannst: einen Plan! Und darin spielten neben den geschäftlichen Überlegungen immer auch wir, deine Mitarbeiterinnen, eine Rolle. Dir lag unser Wohl am Herzen und du warst sehr findig, wenn es darum ging, Belastungen für uns abzufedern.

Das Entwickeln von Ideen in allen Bereichen war dein Ding. Dabei waren deine Pläne aber nicht in Stein gemeißelt, du warst immer offen für unsere Vorschläge. Es ging dir und uns allen immer um die Sache, nicht darum, Recht zu behalten oder sich durchzusetzen. Zufrieden waren wir dann, wenn wir das bestmögliche Ergebnis hatten. Eine Idee wurde dann beklatscht, wenn sie gut war.“

Sichtlich gerührt: Monika Bilstein

Sichtlich gerührt war Monika Bilstein nicht nur von den vielen guten Worten, sondern auch vom Überraschungsgeschenk, einem dicken Buch, für das ihr Team persönliche Botschaften der Wegbegleiter*innen einer langen Karriere in Texten und Bildern gesammelt hatte. Die Verlegerin zeigte sich in ihrer Ansprache dankbar für all die Begegnungen ihres Berufsleben, die auch ihr privates Leben bereichert hätten. Viele hätten sie gefragt, was sie denn bloß mache, wenn sie nicht mehr arbeite – u.a. wolle sie wieder Klavier spielen und Unterricht dafür nehmen. Und sie freue sich darauf, den Wechsel der Jahreszeiten künftig bewusster wahrzunehmen, anstatt sich nach der Hektik zwischen Leipziger Buchmesse, Vertreter*innenkonferenz und Bologna beim Anblick eines ergrünten Baumes zu fragen: „Wie konnte das denn nun so plötzlich passieren?“ Lange wurde am Freitagabend noch gefeiert und getanzt.

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