Optimal Media beendet Zusammenarbeit mit kleineren Hörbuchverlagen „Wir mussten auf die Marktentwicklung reagieren“

Die Aufregung am vergangenen Freitag war groß: Der Dienstleister Optimal Media in Röbel an der Müritz habe kleineren Hörbuchverlagen zum Jahresende „aus wirtschaftlichen Gründen“ die Zusammenarbeit gekündigt, teilte der Verlag Buchfunk sichtlich verärgert mit. Zwischenzeitlich haben beide Seiten ihren Standpunkt näher erläutert.

Der Zeitpunkt, zu dem die betroffenen Verlage zum ersten Mal informiert wurden – am ersten Tag der Frankfurter Buchmesse –, war sicher kein gut gewählter. Und mindestens irritierend für viele in der Branche war die Entscheidung des Unternehmens, weitere Aufträge abzulehnen, weil es seit vielen Jahren quasi der „Leuchtturm-Dienstleister“ der Branche war und als Grund mangelnde Wirtschaftlichkeit anführt.

Die Beendigung betrifft zwar nur drei Verlage, wie Optimal Media der BuchMarkt-Redaktion bestätigt hat, doch abgesehen von der verständlichen Enttäuschung für die Betroffenen könnte die Entscheidung Signalwirkung haben: Für andere kleinere Verlage stellt sich nun die Frage, wann sie vielleicht einmal ebenfalls Post aus Röbel bekommen, und neue Interessenten für kleinere Auflagen könnten direkt einen Bogen um den Dienstleister machen.

„Ich sehe ich es auch politisch“, erklärt Buchfunk-Geschäftsführer Johannes Ackner. „Man hört von vielen Seiten, dass bei einigen Herstellern eine Art ‚Wild-West-Stimmung‘ herrsche, unter anderem bei Druckereien oder Kartonfabriken. Die versuchen womöglich, ihre durch die digitale Transformation wegbrechenden Geschäfte über die coronabedingte Knappheit von Gütern zu kompensieren. Kleinere Verlage bleiben dann zuerst auf der Strecke.“

Ackner hält das für zu kurz gedacht: „Bald werden Polykarbonat, Papier und andere Rohstoffe nicht mehr knapp sein. Auf der anderen Seite haben diese Unternehmen dann lange gewachsene Kundenbeziehungen ge- oder sogar zerstört. Und wenn sich die Produktion physischer Verlagsprodukte in kleinerer Stückzahl zumindest hierzulande nicht mehr realisieren lässt, wird der Zug noch schneller in die digitale Richtung rollen.“

Optimal Media wiederum verweist darauf, dass „die am Markt nachgefragten Mengen digitaler Datenträger von Jahr zu Jahr rasant abnehmen und in der Folge die Fertigungskapazitäten zurückgefahren werden“, so Geschäftsführer Jörg Hahn. „Flankiert wird dieser Trend von den seit einiger Zeit explosionsartig gestiegenen Material- und Energiepreisen sowie von Lieferengpässen bei den Ausgangsmaterialien für Datenträger und Verpackungen.“ Die Konsequenz für ihn sei, dass man „als verantwortungsvoll agierender Kaufmann auf diesen Trend zu reagieren“ habe, was u.a. auch zur „Neuordnung und Straffung“ des Kundenportfolios im Bereich der Hörbuchverlage geführt habe. „Die Marktentwicklung und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben uns dazu veranlasst, und nicht der vermeintliche Umstand, dass uns – nach jahrelanger Zusammenarbeit – die Hörbuchverlage nicht mehr am Herzen lägen.“

Auf Nachfrage erklärt Jörg Hahn, dass ihm die Entscheidung leid tue: „Ich kann persönliche Empfindungen und Emotionen, wie sie aus der Veröffentlichung des Verlags herauszulesen sind, verstehen – wenn man mit Entscheidungen Dritter konfrontiert wird, die für einen selbst unpopulär erscheinen und in der Konsequenz für das eigene Geschäft auch unangenehm sind.“ Im Laufe von 30 Jahren in der Medienbranche habe er „auch viel lieber neue Kunden in unser Dienstleistungsportfolio integriert, als sie – aus welchen Gründen auch immer – von uns ziehen zu sehen“. Dabei seien es oft Entscheidungen von Kunden, die „das Überangebot an Fertigungskapazitäten für die Optimierung ihres wirtschaftlichen Erfolgs zu nutzen wussten und aufgrund günstigerer Rahmenbedingungen aktiv zu anderen Dienstleistern gewechselt sind“.

Wirtschaftliche Entscheidungen auf der einen Seite, Enttäuschung nach langjähriger Geschäftsbeziehung auf der anderen: Johannes Ackner von Buchfunk sieht die Entwicklung mit Sorge. Es sei bereits schwer geworden, eine Verlagsauslieferung zu finden, und der Zwischenbuchhandel schränke das Angebot zu Lasten von Kleinverlagen ein. Zudem setze der stationäre Buchhandel vermehrt auf umsatzstarke Bestseller, die bei den Kleinen eher selten zu finden sind. „Und jetzt wird es für diese auch noch schwieriger, die Verlagsprodukte überhaupt herzustellen.“

rw

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