Eric Sander stellte seinen Thriller "Die letzte Wahl" vor Pressefrühstück mit „Schock-Faktor“ im Literaturhaus München

„Literaturhaus, München. Draußen brennt endlich wieder die Sonne, drinnen sinkt die Temperatur: Eric Sander stellt seinen Thriller Die letzte Wahl vor, in dem er ein Szenario präsentiert, wie es schockierender kaum sein könnte. Nicht zuletzt deshalb, weil die Geschichte in diesen Tagen von der Realität überholt zu werden scheint …“ – Thomas Montasser berichtet:

„Wer Sander und Keil auf dem Podium sieht, erlebt zwei kluge, ruhige Männer, deren Botschaft nur umso schockierender wirkt.“ Günter Keil (links) und Eric Sander (c) Thomas Montasser

 

… Entsprechend wurde das „Pegasus-Projekt“, mit dem selbst „demokratische“ Staaten Journalisten, Bürgerrechtler und Andere ausspähen, zum Aufhänger für das Pressefrühstück, zu dem der Verlag (Lübbe) und Moderator Günter Keil in die elegante Bibliothek des Literaturhauses luden. Die totale Überwachung der Bürger, die Radikalisierung der Gesellschaft und speziell der Aufstieg der Rechten in die Zentren der politischen Macht – darum geht es in Die letzte Wahl. Und um einen fiktiven Staatsstreich, für den sich der Autor eine Strategie ausgedacht hat, die – wie die Presse auf Nachfrage erfährt – in Verfassungsrechtler-Kreisen als realistisch und gangbar diskutiert wird. In Deutschland. Im 21. Jahrhundert.

Nach einer kurzen Vorstellung des Autors, bei der sich Eric Sander als der renommierte Journalist Fabrice Braun entpuppt (u.a. Süddeutsche Zeitung), führt der eloquente Moderator in die Geschichte des Romans ein: Es geht um einen Journalisten, der beim Ausflug mit seiner Tochter in einem abgelegenen Berghotel durch puren Zufall auf ein Geheimtreffen hochrangiger Mitglieder der „Volkspartei“ stößt und dadurch in einen Plot gezogen wird, der jedem Harris oder LeCarré Ehre machen würde. Wenig später ist er Jäger und Gejagter zugleich. Es geht um nicht weniger als die Rettung unserer Gesellschaft vor einer Diktatur.

Wer Sander und Keil auf dem Podium sieht, erlebt zwei kluge, ruhige Männer, deren Botschaft nur umso schockierender wirkt. Kann es wirklich sein, dass sich dieses ja fast schon stereotype Hollywood-Schnittmuster auf unsere bundesrepublikanische Wirklichkeit übertragen lässt? Sander verweist auf unsere Nachbarn: In Frankreich stand die rechtspolitistische LePen in der Stichwahl gegen Macron, in Österreich bedient sich ein smarter Jungkanzler der Rechten, wo er sie aus Machtgründen braucht … Der Deutsch-Franzose Sander ist alarmiert, und er lässt keinen Zweifel daran, dass wir alle alarmiert sein sollten. Überhaupt: Sebastian Kurz. Sanders Antagonist Hartwig, Chef der „Volkspartei“, die nicht von ungefähr sehr an die AfD erinnert, trägt eindeutig Züge des österreichischen Bundeskanzlers. Womit bewiesen ist, dass spätestens die passende Personalie das Undenkbare wirklich möglich macht. „Was, wenn es einmal nicht mehr die Gaulands und Weidels sind? Was, wenn sich einmal ein charismatischer Mensch, der auch die Jungen anspricht an die Spitze einer solchen Partei setzt?“, so Sander. Der Autor lässt keinen Zweifel daran, dass er mit seinem Thriller nicht nur unterhalten will, sondern auch eine Botschaft hat.

Zwischen Keils Fragen und der Diskussion mit den anwesenden Journalisten streut Sander immer wieder kurze Lesungen, die ein erstaunlich vielschichtiges Bild dieses Buchs zeichnen. Wobei die Story gespickt ist mit temporeichen Passagen. Zuletzt hastet der Autor durch seinen Text, als wäre er selbst mitten in der Geschichte. Die Pressevertreter fordern eine Zugabe, Sander liest und erntet Applaus und sehr großen Zuspruch. Und doch: Ist dieser Roman nicht am Ende sogar eine Blaupause für die Feinde der Demokratie? „Nein“, sagte Sander. „Dazu brauchen die Rechten meine Story nicht. Wenn es mir einfallen kann, kann es auch denen einfallen. Relativ wenige radikale Menschen reichen, um eine Katastrophe Wirklichkeit werden zu lassen. Wir sollten uns da nicht in falscher Sicherheit wiegen.“

Wer Die letzte Wahl gelesen hat, wird sicher nicht in die Verlegenheit kommen.

Thomas Montasser

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