Aus der Werkstatt der Verlage (VI) Sebastian Guggolz: „Man kann im Angesicht von Verheerungen und Schrecken auch Gedichte und Prosa von großer Schönheit schreiben, während um einen herum alles in sich zusammenstürzt“

Wir hatten in den letzten Tagen genügend Zeit, in den aktuellen Noviäten-Vorschauen zu blättern und vor allem deren Editorials zu lesen. Diese oft sehr persönlichen Verleger-Blicke auf ihre jeweiligen neuen Programme und auf die Branche derzeit wollen wir hier in loser Folge mit Ihnen teilen. Den Anfang machte Christoph Links, darauf folgten die Editorials von Lucien Leitess, Daniel Kampa, Lothar Schirmer und von Christian Strasser. Heute hier nun der Text von Sebastian Guggolz (Guggolz Verlag):

Sebastian Guggolz: „Die Bücher unseres Herbstprogramms bersten geradezu von sprachlichem und erzählerischem Reichtum, öffnen sich der umgebenden Welt, so erschreckend sie auch sein mag“ (c) Stefanie Loos
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Man kann im Angesicht von Verheerungen und Schrecken Lyrik lesen, Romane und Erzählungen, wie man auch Gedichte und Prosa von großer Schönheit schreiben kann, während um einen herum alles in sich zusammenstürzt. Die Bücher unseres Herbstprogramms bersten geradezu von sprachlichem und erzählerischem Reichtum, öffnen sich der umgebenden Welt, so erschreckend sie auch sein mag, und nehmen sie ganz in die Literatur auf.

Antanas Škėma, der erste Moderne der litauischen Literatur, hat neben seinem Roman Das weiße Leintuch etliche Erzählungen und literarische Szenen hinterlassen. In Apokalyptische Variationen zeichnet sich eine ganze Biografie ab, auf der Flucht vor Unterdrückung und auf der Suche nach einem besseren Leben. Škėma sprengt Sprachgrenzen, löst sich von Konventionen, um eine eigene Melodie anzuschlagen, und Claudia Sinnig folgt ihm in ihrer Übersetzung auf dieser nicht nur sprachlichen Entdeckungsreise.
Petre M. Andreevski erzählt in Alle Gesichter des Todes vom Tod, quer durch das mazedonische 20. Jahrhundert. Übersinnliches, Politisches, Tragisches und Komisches gehen ineinander über, ergeben ein Gemisch, das die Grenzen zwischen Leben und Tod, zwischen Fakt und Fantasie oder Wissen und Glauben immer wieder überschreitet. Die Schilderungen von Todesarten werden zum Spiegel für das Menschsein. Benjamin Langer übersetzt das kraftvoll und farbenreich, lässt den Tod als letzten Paukenschlag des Lebens erklingen.
Und schließlich Tarjei Vesaas, der norwegische Sprachmagier. Alles, was uns Leser und Leserinnen schon in Das Eis-Schloss verzaubert hat, das berührende Nebeneinander von Trauer und Glück, von Zartheit und Schmerz, von Sehnsucht und Enttäuschung, liegt auch in Die Vögel in den Worten und zwischen den Zeilen. Hinrich Schmidt-Henkel schält in seiner Übersetzung die poetische Essenz aus den Sätzen, träufelt die Empfindungen in uns Lesende direkt hinein.
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