Sortimenteransicht: Der Welttag des Buches – ein Reinfall

Von den Kommentaren, die uns zum Welttag des Buches in diesem Jahr erreichten, wollen wir stellvertretend diesen von Folkert Roggenkamp hier zur Diskussion stellen. Ihre Meinung dazu interessiert uns jetzt aber auch noch – bitte mailen an redaktion@bchmarkt.de Denn wir müssen dringend dieses Datum am Leben erhalten: Die einfach gemachte, aber wirkungsvolle Schnitzeljagd-Aktion von Omnibus hat zum Beispiel bei uns hier am Ort in der Kleinstadt gezeigt, wie sehr an diesem Tag die Lokalpresse Aktionen unterstützt, die sie sonst nicht einmal mit zwei Zeilen bedenken würde.

{Der welttag des buches war – vom standpunkt des branchenmarketings aus betrachtet – ein reinfall allererster ordnung. verzweifelte buchhändler berieten sich untereinander telefonisch und holten schließlich die sehr gelungenen dekofahnen des welttags 1996 aus dem keller, um wenigstens nicht ganz nackt dazustehen. andere kopierten, scannten und klebten und konnten so handwerklich einigermaßen ansprechende werbemittel herstellen.

schließlich gelang es mithilfe der wie immer stets bemühten onlineredaktion des „buchmarkt“, eine internetadresse herauszufinden, unter der tatsächlich logos, informationen und hinweise rund um den welttag des buches zu finden waren. wie mittlerweile bekannt sein dürfte, handelte es sich hierbei mitnichten um die deutsche welttags-seite, sondern um jene der österreichischen kollegen.

die deutsche welttags-seite glänzte noch anfang märz durch das leseköpfe-logo, dass jedoch nicht weiter verlinkt war. ende märz blieb die seite schlicht weiß. mitte april dann der „leseköpfe“-auftritt, zu dem folgendes zu sagen ist: schön, wenn der börsenverein geld sparen möchte. noch schöner, wenn er einen sponsor findet, der das welttagskonzept finanziert. schlecht aber, wenn am ende so etwas dabei herauskommt: statt eine bundesweite, flächendeckende und auch für das „flachland“-sortiment geeignete kampagne in den stiel zu stoßen, beschränkte sich die leseköpfe-aktion (zu deren haarsträubender benamung wiglaf droste das nötige geschrieben hat) auf fünf metropolen der republik. noch schlechter also, wenn der buchhandel auf dem flachen lande mit plakaten und postkarten zugeschüttet wird, in denen einzig und allein auf diese veranstaltungen hingewiesen wird. die message: lesen ist sache des metropolenbürgers. die reaktion: ab in den papiermüllcontainer.

zum schnellsten buch der welt, einer angesichts des medienechos gelungenen marketingkampagne, die jedoch meilenweit daneben zielt (eben nicht schnelligkeit! eben nicht metropolen! eben nicht limitierte auflage!) folgendes: wer läßt sich vom schnellsten programmierer der welt eine neue edv aufschwatzen? wer läßt sich vom schnellsten klempner der welt ein wasserrohr reparieren? wer läßt sich schnellsten künstler der welt ein bild malen? eben!

mittlerweile erheben sich erste stimmen, die eine abschaffung des welttags fordern. das ist die verständliche, aber falsche lehre, die der eine oder andere aus diesem fehlschlag zieht. richtig ist: fleurop würde niemals auf die idee kommen, den valentinstag wegen erfolglosigkeit zu streichen. der welttag ist ein geeigneter anlaß, werbung für das buch und fürs lesen zu machen, gerade weil er bundesweit stattfindet. das echo auf die von random house/omnibus angebotenen aktionen beweist, dass viele kunden diese angebote nutzen, ob es sich nun um verteilte rosen, geschenkbücher, veranstaltungen oder gewinnspiele handelt. der buchhändler wünscht sich mehr solcher angebote, mehr unterstützung von der verlagen und lieferanten, aber ganz besonders: mehr und sinnvollere unterstützung von seinem interessenverband! also bitte: jammert nicht, handelt, und macht den welttag des buches zu einem erfolg! der nächste welttag des buches ist am 23. April 2004 (zwei wochen nach ostern, außerhalb aller osterferientermine und damit ideal geeigent für ganz, ganz viel aufmerksamkeit – und umsatz!)

Folkert Roggenkamp
Buchhandlung Osthus GmbH & CO.KG
buch|medien|Haus am kolbeplatz

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