"Ein Text, der erschüttert, aber vor allem wachrüttelt" Thomas Stangl erhält den WORTMELDUNGEN-Literaturpreis

Thomas Stangl (© Jessica Schäfer)

Der österreichische Autor Thomas Stangl wird mit dem WORTMELDUNGEN-Literaturpreis ausgezeichnet. Der Preis wird von der Crespo Foundation ausgelobt und ist mit 35.000 Euro dotiert. Er wird zum zweiten Mal verliehen.

Ausgezeichnet wird Stangl für seine Erzählung „Die Toten von Zimmer 105“, in der es nicht nur um die Themen Alter, Demenz und Sterben, sondern letztlich auch um eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit geht. „Thomas Stangl stellt in seiner Geschichte eines der großen Themen unserer Zeit in den Mittelpunkt: Die Alten in unserer Gesellschaft – wie es ihnen geht, wenn sie dement werden und krank, wie es ihnen geht, wenn sie vergessen werden. Viel ist über dieses Thema schon geschrieben worden, doch Thomas Stangl gelingt etwas ganz Besonderes: Er macht die alten und kranken Menschen nicht zu Objekten, die er beschreibt, sondern er macht uns, die Leser, zum Subjekt. Auf diese Weise führt er vor, wie eben diese Menschen unserer Gesellschaft gewissermaßen einen Spiegel vorhalten, in dem wir sehen, wie viel ihr Schicksal mit unserer Gegenwart und Zukunft zu tun hat. Es ist ein Text, der erschüttert, aber vor allem wachrüttelt“, so die Begründung der Jury.

Die Preisverleihung findet am 26. Mai in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt statt. Pünktlich dazu wird im Droschl Verlag der neue Erzählband Die Geschichte des Körpers erscheinen, in dem auch der ausgezeichnete Text enthalten ist.

Thomas Stangl, Jahrgang 1966, lebt als Schriftsteller in Wien. Er veröffentlichte mehrere Romane und Essaybände, alle im Literaturverlag Droschl (Graz). Zuletzt erschien im Frühjahr 2018 der Roman Fremde Verwandtschaften. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2004 den Aspekte-Preis für das beste deutschsprachige Prosadebüt, 2007 den zweiten Preis beim Bachmannpreis und den Literaturpreis der Deutschen Wirtschaft sowie 2011 den Erich-Fried-Preis.

Die Juroren Rudi Hurzlmeier (Cartoonist), Sandra Kegel (Literaturkritikerin), Cornelia Koppetsch (Soziologin), Stephan Lebert (Journalist), Elif Özmen (Philosophin), Thomas Strässle (Literaturwissenschaftler) und Daniela Strigl (Literaturkritikerin) entschieden über die Vergabe des Preises für herausragende literarische Kurztexte aus dem deutsch-sprachigen Raum, die in der Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen den Nerv der Zeit treffen.

 

 

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