"Viele von uns hatten als Gemeinsamkeit nur Eichborn; aber Eichborn gemeinsam zu haben ist ja nicht wenig" Bernd Spamer

Bernd Spamer an seinem damaligen Arbeitsplatz noch bei Eichborn

Bernd Spamer ist am 25.06.20 im Alter von nur nur 57 Jahren gestorben.

Bettina Domzalski schreibt dazu:  „Das Miststück Krebs hat wieder einen der Besten viel zu früh geholt. Wir alten Freunde aus Eichborn – Zeiten sind mehr als geschockt, alle haben wir seine fröhliche und kompetente Persönlichkeit geschätzt. Wir waren froh, dass er sich nach so vielen Jahren Eichborn mit der besonderen Arbeits- und Freundesatmosphäre bei Westend wohlgefühlt hat.“

Matthias Bischoff, ehemaliger Eichborn-Cheflektor, erinnert hier an seinen alten Freund aus den Gründerjahre von Eichborn:

Als ich, irgendwann im Frühjahr 1993, Bernd kennenlernte, saß, nein: hauste er in einem Büro, das diesen Namen nicht wirklich verdient hatte. Auf der Grundfläche hätte kaum ein Doppelbett Platz gehabt, ein Schreibtisch, Schränke, überquellende Ablagen minimierten den Bewegungsradius zusätzlich, und das Fenster war vergittert. Dies war nötig, weil die zum Hof gelegenen Räume hier im zweiten Stock der Kaiserstraße 66 vor etwaigen Eindringlingen aus dem uns umgebenden Milieu geschützt werden mussten.

Bernd war nicht der einzige, der in den Büroetagen über „Dr.Müller’s World of Sex“ unter eher rustikalen Bedingungen arbeiten musste. Aber keiner hat sich beklagt, und wenige Jahre später wanderten wir im Gebäude nach oben, und auch Bernd bekam ein freundliches Zimmer und helle Ikea-Möbel. Was blieb, war der Rauch seiner „Prince of Denmark“, und während sich im Lauf der Jahre, vor allem nach dem Weggang von Vito „Gitanes“ von Eichborn, die Menge der Raucher mindestens halbierte, konnten die Verbliebenen bei Bernd Zuflucht finden. Ein gutes Gespräch war nebenbei gewährleistet.

Bernd Spamer, geboren 1962 in Sprendlingen, studierte zwar Germanistik, fand dann aber den Weg in den Eichborn-Vertrieb, war Anzeigen- und Werbeleiter, kümmerte sich um Vorschauen und war, als wir es dann endlich auch ganz professionell so nannten, unser Mann fürs Marketing. Dabei stand er nach außen hin nie an allervorderster Front. Aber ohne Menschen wie Bernd könnte kein Verlag existieren, und während die Programmleiter wechselten und reüssierten und scheiterten, blieb Bernd, und nicht nur er, eisern an seinem Platz. Die unsinnige Liebe zu diesem „Verlag mit der Fliege“ hat ihn ausharren lassen bis zum unschönen Ende im Herbst/Winter 2011. 

Bei aller Sorge um das immer prekäre Unternehmen hat er sich den Lebensgenuss nie nehmen lassen. Der Mittagsespresso auf der Kaiserstraße gehörte ebenso dazu wie der Schoppe in Sachsenhausen, der Riesling auf dem Friedberger Platz und nicht zuletzt die ausgedehnten Bergwanderungen mit seiner Frau. Bernd war kein Luftikus, aber durchaus ein Lebenskünstler. Ich war mir sicher, dass gegen so einen die Krankheit keine echte Chance haben würde. Zumal sich fast wie im Märchen die Kreise zu schließen schienen, nachdem im Westend Verlag, wo Bernd nach dem Fliegentod glücklich weiterwirken konnte, vor einigen Jahren ausgerechnet Andreas Horn als Mitinhaber einstieg, Eichborns ewiger Vertriebschef der Herzen.

Es ist nun doch anders gekommen. Die geliebte Eintracht muss nun ohne Bernd weiterkämpfen um Europa oder gegen den Abstieg; Bruce hat einen Fan weniger, und eine ziemlich große Menge Kollegen und Freunde (das ließ sich in der Kaiserstraßen-WG so sauber nicht trennen) können sich nun nur noch an sein ansteckendes Lachen erinnern. Das Schicksal hat uns auseinandergetrieben, und viele von uns hatten als Gemeinsamkeit nur Eichborn; aber Eichborn gemeinsam zu haben ist ja nicht wenig. Ach Mann, life is a bitch, Bernd!

Matthias Bischoff

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