Martin Häusler über „Gezählte Tage – Als John Lennon seine Seele verkaufte" (Golkonda) „Eine kreative Explosion, ein einziges Erlebnis“

Martin Häusler: „Die Beatles – wohlgemerkt auch 53 Jahre nach Auflösung noch die erfolgreichste Band der Welt – als faustischen Stoff zu inszenieren ist das Eine. Die Käufer können aber auch über eine zweite Leseebene die Fiktion mit den Fakten abgleichen – mit den Songtexten und Interviewfragmenten“ (c) Ariane Häusler

„Waren die Beatles ein Werk des Teufels?“ fragt Martin Häusler in seinem Buch Gezählte Tage (Golkonda). Anlass für Fragen:

BuchMarkt: Worum geht es in Ihrem Buch?

Martin Häusler: Kern ist die seit Anfang der Sechziger herumgeisternde Legende, John Lennon habe für den gigantischen Erfolg der Beatles dem Teufel seine Seele verkauft. Diese Legende habe ich aufgegriffen, nehme für die Länge des Romans an, dass sie stimmt, und spiele sie in einem Parforceritt bis zum 8. Dezember 1980, dem Tag des Attentats, durch.

Wie entstand die Idee, über dieses Thema zu schreiben und worin bestand dabei die besondere Herausforderung?

Ich stieß auf diese kleine Meldung in einer fast 50 Jahre alten Musikzeitschrift: Lennon hätte damals höchstselbst in Hamburg herumerzählt, seine Seele verkauft zu haben. Das zu lesen ist – zumal als Beatlesfan – allerhand. Ich machte mich auf Spurensuche und stieß in Werk und Leben Lennons auf zahlreiche Indizien: Lennon wurde verfolgt von Todesahnungen, hegte Erlösungshoffnungen, inszenierte per Plattencover Anspielungen auf den Teufel, sprach ihn in einigen Songs direkt an. Diese Indizien bilden die Eckpfeiler der Handlung. Erst mit ihnen lohnte es sich, das Buch überhaupt zu schreiben.

Was macht das Thema aus Ihrer Sicht gesellschaftsrelevant?

Letztlich ist der zwischen Gut und Böse hin und her gerissene Lennon die Welt im Kleinen.  Er steht für Genialität wie Wahnsinn, für Frieden wie Gewalt, für Läuterung wie Verführung.  Man könnte lernen, dass wir keinen falschen Führern hinterherlaufen sollten, sondern auf uns selbst vertrauen können. Nicht zuletzt lasse ich Lennon immer wieder über die philosophische Frage sinnieren, warum die Menschheit partout keinen Frieden findet.

An welche Leserschaft richtet sich das Buch?

Man könnte vermuten, dass nur Beatles-Fans, Musik-Interessierte, Peaceniks oder Fantasy-Freunde etwas damit anfangen können. Aber im Sinne des größeren Bildes und des Subtextes soll dieser faszinierende faustische Stoff tatsächlich für jede Leserin und jeden Leser ein Vergnügen und ein Denkimpuls sein – hoffentlich. Ich möchte bei meinen Büchern nie jemanden ausschließen.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler/die Buchhändlerin es im Laden gut verkaufen?

Das Buch ist eine kreative Explosion, ein einziges Erlebnis. Die Beatles – wohlgemerkt auch 53 Jahre nach Auflösung noch die erfolgreichste Band der Welt – als faustischen Stoff zu inszenieren ist das Eine. Die Käufer können aber auch über eine zweite Leseebene die Fiktion mit den Fakten abgleichen – mit den Songtexten und Interviewfragmenten. Und dabei kommt man ins Grübeln: Ist an der Legende vielleicht wirklich etwas dran?

Welche drei Wörter beschreiben das Buch aus Ihrer Sicht ideal?

Überraschend, temporeich, gewagt.

Ist ein Nachfolgeband geplant?

Ginge es nach mir: sehr gern. In meinem Kopf geistern jedenfalls schon zwei mögliche Varianten herum.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet. Hier können Sie dies nun tun:

Was würde John Lennon selbst über Ihren Roman sagen?

Hier können Sie dies nun tun:

Darüber habe ich oft nachgedacht. Ich glaube, ich habe einen Ton getroffen, der ihm gefallen würde. Rau, echt, reflektiert. Und ich hoffe, dass das Buch auch Yoko Ono, die in ein paar Tagen 90 wird, gefallen wird. Ich inszeniere sie nämlich nicht laut Klischee als Hexe, die die Beatles auseinander gebracht hat, sondern – im Gegenteil – als Gesandte des Lichts, die Lennon hilft, gegen den Teufel zu bestehen.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert