Der Neufeld Verlag feiert 2019 sein 15-jähriges Bestehen - mit spannenden Neuheiten und gleichbleibenden Werten David Neufeld: „Qualität steht bei uns vor Quantität, wir setzen nicht auf die große Titelproduktion“

David Neufeld: „Heute machen wir bewusst noch weniger Bücher pro Jahr – überlegen, was der Welt fehlen würde, wenn es dieses oder jenes Buch nicht gäbe, und warum gerade wir es auf den Markt bringen sollten“ (c) Carolin Schubert

 

Der Neufeld Verlag feiert in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen. 2004 in Regensburg gegründet, hat der Verlag seinen Sitz inzwischen in Cuxhaven an der Nordseeküste. Unter dem Verlagsmotto „Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder willkommen ist!“ fasst Verleger David Neufeld sowohl das christliche Profil als auch das Thema „Leben mit Behinderung“ zusammen.

„Menschen mit Behinderung haben uns etwas zu sagen und zu geben“, so Neufeld, selbst Vater von zwei Söhnen mit Down-Syndrom. Und so sind erfolgreiche Kinderbücher über Inklusion entstanden, lebendige Biografien über außergewöhnliche Menschen und Fotobände, die darum werben, auch Kinder mit Behinderung willkommen zu heißen. In seinem konfessionellen Programm vereint der Verlag Autorinnen und Autoren aus einem breiten christlichen Spektrum, die dazu einladen, den Glauben ganz praktisch im Alltag zu leben.

Wir sprachen mit dem Neufeld-Verleger dazu.

BuchMarkt: Der Neufeld Verlag feiert 2019 sein 15-jähriges Bestehen. Haben Sie intern bereits gebührend gefeiert, mit Torte und Co?

Hoppla, da haben Sie mich eiskalt erwischt – das haben wir, ehrlich gesagt, wirklich noch gar nicht getan. Aber Sie haben natürlich recht, es ist wirklich ein Grund zum Feiern, und das werden wir zumindest in unserem Team hier in Cuxhaven noch nachholen!

15 Jahre sind ja kein großer Anlass für die Öffentlichkeit, da klingen 25 oder 100 natürlich ganz anders. Aber für uns sind diese 15 Jahre wirklich ein Grund, dankbar zurückzublicken – es ist ja ganz und gar nicht selbstverständlich, dass es uns überhaupt noch gibt. Und ich persönlich bin total dankbar, das ich mit Leib und Seele tun darf, was ich liebe.

Haben Sie zu diesem schönen Anlass auch Handels-Aktionen geplant?

Nein, wir haben keine klassischen Aktionen geplant, und zum Beispiel Sonderausgaben von erfolgreichen Titeln zu besonders günstigen Preisen – das würde irgendwie gar nicht so richtig zu uns passen.

Wir haben mit unserem Kinderbuch Klimahelden – Von Goldsammlerinnen und Meeresputzern einen aktuellen Bestseller am Start, der natürlich auch den Händlern Freude macht. Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur empfiehlt dieses Buch und meint, es könnte „das Buch zur Fridays-for-Future-Bewegung“ sein.

Ansonsten sind wir ja nicht so geräuschvoll unterwegs, was den Handelsvertrieb betrifft – pflegen langjährige gute Beziehungen zu Buchhändlern, natürlich häufig auch im konfessionellen Sortiment.

Eine Aktion starten wir allerdings tatsächlich gerade: Angesichts der frischen Entscheidung, dass Blut-Tests während der Schwangerschaft auf Down-Syndrom bald Kassenleistung werden, machen wir uns dafür stark, dass unser Wandkalender „A little extra“ mit Fotos von Kindern und Jugendlichen mit Down-Syndrom im nächsten Jahr an Praxen und Kliniken verschenkt wird. Wir sind einfach der Meinung, dass diese positiven Bilder auch unsere Bilder im Kopf von Menschen mit Down-Syndrom verändern können. Das ist also keine Handelskampagne, sondern eine Überzeugungskampagne …

Wenn Sie gedanklich zurückspringen ins Jahr 2004, zu den Anfängen, was hat sich seitdem verändert?

Das ist eine spannende Frage; ich habe vor ein paar Tagen gerade mein neues Büro bezogen und stand dann ganz rührselig vor dem Regal mit allen Neufeld-Titeln. Wir haben natürlich viel gelernt, und das wird hoffentlich auch so weitergehen – vielleicht bin ich inzwischen sogar auch viel freier geworden, nicht in erster Linie zu fragen, „wie man das macht“, sondern eigene Wege zu suchen, kreativ und ungezwungener Lösungen zu erfinden, die zu uns passen und für uns Sinn machen.

Wir haben ja nie die große Titelproduktion betrieben, aber heute machen wir bewusst noch weniger Bücher pro Jahr – überlegen, was der Welt fehlen würde, wenn es dieses oder jenes Buch nicht gäbe, und warum gerade wir es auf den Markt bringen sollten. Das sind zwar äußerst unangenehme Fragen, aber uns helfen sie, das, was wir dann am Ende publizieren, mit Leidenschaft und aus Überzeugung auf den Weg zu bringen.

Welchen Traditionen und Werten sind Sie stets treu geblieben? 

Es ist natürlich das Vorrecht des unabhängigen Verlegers, selbst entscheiden zu dürfen, was der Verlag veröffentlicht. Diesen Luxus genießen wir von Anfang an – auch wenn wir sicher auch ein paar einzelne Bücher gebracht haben, die ich heute so nicht mehr herausgeben würde.

Aber diese Auswahl ist ja auch ein Qualitätsmerkmal, und erstaunlicherweise wurden wir vom Handel recht schnell als „Vertrauenslieferant“ identifizert. Ein Buchhändler hat mir mal gesagt: „Wenn euer Logo da drauf ist, empfehlen wir das Buch blind!“.

Qualität wäre also so ein Wert, der bei uns schon immer hoch oben steht – bezogen auf den Inhalt, aber auch auf Papier, Gestaltung und Verbindlichkeit …

Wir würden Sie Ihr Verlagsmotto heute beschreiben – wofür steht der Neufeld Verlag?

Das Motto „Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder willkommen ist!“ haben wir uns vor fünf Jahren gegeben. Da haben wir gemerkt, dass dieser Slogan ganz gut und vor allem einladend auf den Punkt bringt, was uns schon länger am Herzen liegt:

Als Christ wünsche ich mir, dass möglichst viele Menschen erleben: Bei Gott bin ich willkommen. Ich bin geliebt und angenommen. Das ist aus meiner Sicht eine der zentralen Lebensfragen, und mit unseren Büchern werben wir darum, sich auf diesen Erfahrungsweg zu begeben. Ein Abenteuer!

Und dann bedeutet unser Slogan ja auch, dass wir ein Faible für außergewöhnliche Menschen haben – für Menschen mit Behinderung. Wir sind davon überzeugt, dass sie uns etwas zu sagen und zu geben haben. Dass sie unsere Gesellschaft bereichern. Wir sind ja oftmals so getrieben vom Leistungsgedanken, von der Frage, ob wir auch attraktiv genug sind, eben: ob wir wertvoll und geliebt sind. Und ich erlebe in persönlichen Begegnungen immer wieder, dass gerade Menschen mit sichtbaren Einschränkungen (wir haben ja alle Stärken und Schwächen …) uns diesbezüglich oft weit voraus sind. Dass echte Begegnungen möglich sind, wenn wir nicht mehr so sehr etwas darstellen müssen. Das ist übrigens auch total befreiend!

Auf welche Neuheiten können sich die Buchhändlerinnen und Buchhändler in diesem Herbst und kommenden Frühjahr freuen?

Aktuell haben wir mit den 24 Seelenwärmern im Advent von Sabine Dittrich – die übrigens mal eine der ältesten Buchhandlungen Deutschlands geführt hat, jetzt als Autorin unterwegs ist – ein kleines Buch im Programm, das dazu einlädt, täglich ein paar Minuten innezuhalten. Dieses Konzept haben wir schon seit ein paar Jahren auf dem Markt und ist sehr beliebt.

Dann ist das Buch Prinz Seltsam und die Schulpiraten superspannend für alle Erstleser. Text und Bilder malen in bunten Farben aus, dass Vielfalt ein Geschenk ist. Da Kinder mit Handicap an immer mehr ganz normalen Grundschulen unterrichtet werden, ist das ein starkes Buch für das erste Lesealter.

Der erwähnte Klimahelden-Bestseller hat natürlich den Vorteil, dass das Thema täglich intensiv in den Medien präsent ist. Mehr Rückenwind kann man als Buchhändler kaum noch bekommen …

Im Frühjahr präsentieren wir die Fortsetzung einer Reihe aus dem Norwegischen in einfacher Sprache: Die Tigerbande ist für junge Leute mit Lernschwierigkeiten geschrieben und handelt von Themen aus ihrer eigenen Lebenswelt. Diese zweite Staffel ist bereits lieferbar.

Und Anfang Oktober erscheint ein weiterer Frühjahrstitel: Tänzer und Stolperer – Wenn die Bergpredigt unseren Charakter formt. Der Autor entwickelt hier mit leichter Hand eine Art „praktische Charakterschule“ für Menschen, die von Jesus lernen wollen. Wir sind mit unserem Frühjahrsprogramm also früh dran …!

Welchen Themen wünschen Sie noch mehr Aufmerksamkeit?

Ach, insgesamt finde ich, dass unter der Rubrik „Lebenshilfe“ im Sortiment noch viel, viel stärker auch die Angebote aus christlichen Verlagen einen Platz finden könnten. Nicht jeder, der einen Ratgeber sucht für erfülltes und sinnvolles Leben, möchte unbedingt bei der Esoterik landen. Und gleichzeitig gibt es in vielen konfessionellen Verlagen ein richtig gut gemachtes Programm mit substanziellen und professionell aufbereiteten Inhalten, die sich beileibe nicht nur an Kirchgänger richten. Ich habe den Eindruck, hier wäre noch richtig Luft nach oben.

Und dann liegt mir ganz klar am Herzen, dass wir Menschen mit Behinderung mehr Raum geben. Dass sie überhaupt auf die Welt kommen dürfen. Dass wir sie dabei unterstützen, an dem Platz zur Schule zu gehen oder berufstätig zu sein oder auch zu leben, der ihnen am besten entspricht. Mit weniger ideologischen Scheuklappen. Wie gesagt, sie haben uns etwas zu sagen und zu geben, und da haben wir als Gesellschaft noch richtig was zu entdecken.

 

 

 

 

 

 

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