Immer freitags hier ein Autorengespräch - heute mit Clara Maria Bagus über... …die großen, wichtigen Fragen des Lebens und ihr neues Buch „Der Duft des Lebens“

Clara Maria Bagus: „Das gewählte Pseudonym Clara Maria Bagus ist der Mädchenname meiner Mutter, die früh an Leukämie verstorben ist und zu der ich eine sehr tiefe Bindung hatte“

Clara Maria Bagus hat in den USA und in Deutschland Psychologie studiert und war einige Zeit in der Hirnforschung tätig. Ihr beruflicher Lebensweg führte sie durch zahlreiche Länder. Dort begegneten ihr immer wieder Menschen auf der Suche nach sich selbst. In einer Welt, in der Orientierung schwer zu finden ist, hat sie ihnen durch ihre berührenden Bücher geholfen, den roten Faden ihres Lebens wiederzufinden. Clara Maria Bagus ist ihr Künstlername. Das Pseudonym wählte sie bewusst, da ihr Mann – Rolf Dobelli – erfolgreicher Schriftsteller ist, und sie den Durchbruch ohne seine Hilfe schaffen wollte.  Der Duft des Lebens (Ullstein/ET 10.08) ist ihr bisher zweiter Roman, der davon handelt, wie die Kraft der Menschlichkeit das eigene Leben und das der anderen verändern kann. Anlass für Fragen an die Autorin:

BuchMarkt: Worum geht es in Ihrem Buch Der Duft des Lebens?

Clara Maria Bagus: Ein junger Glasbläser erhält von einem zwielichtigen Arzt den Auftrag, fünfzig Glasfläschchen zu produzieren. Dieser schmiedet den perfiden Plan, Sterbenden die Seelen zu rauben, um sich daraus eine eigene, eine vollkommene zu erschaffen. Seit er herausgefunden hat, warum er zu keiner Art von Liebe fähig ist, beschleicht ihn die Ahnung, die anderen seien mehr als er, mehr Mensch. Der junge Glasbläser deckt schließlich die Machenschaften des Arztes auf, und versucht, die in den Fläschchen gefangenen Seelen zu befreien. Ein Wettlauf um Leben und Tod, indem der junge Mann bei seinen Entdeckungen Erkenntnisse sammelt, die ihn zu einem tieferen Verständnis des Menschseins führen.

Es geht um Fragen wie: Was macht uns zu dem, der wir heute sind? Inwieweit spielen Anlagen, Familie, Umwelt eine Rolle? Gibt es eine Seele? Wenn ja: Wo kommt sie her, wo geht sie hin?

Inwieweit unterscheidet sich Ihr neuer Roman von Ihrem Debut Vom Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen? Wo liegen diese Unterschiede? Gibt es Gemeinsamkeiten?

Beide Bücher stellen die Frage nach dem „Sinn“ und suchen eine Antwort darauf, wie jeder aus sich selbst eine Welt hervorbringen kann, in der sich zu leben lohnt.

Mein Debüt: Vom Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen, beschreibt die Suche nach sich selbst auf den irreführenden Straßen des Lebens. Es erzählt von Träumen, verpassten Chancen und neuen Möglichkeiten. Und davon, was jeder selbst tun kann, um sein Leben zu einem gelingenden zu machen.

Durch Klick aufs Cover geht’s zum Buch

Der Duft des Lebens richtet den Blick auf die unterschiedlichsten Umstände, in die Menschen hineingeboren werden, auf die damit verbundenen menschlichen Schicksale und den persönlichen Umgang damit. Und darauf, was jeder von uns für diejenigen tun kann, die in ein schlechteres Leben hineingeboren wurden. Das Buch handelt davon, wie die Kraft der Menschlichkeit das eigene Leben und das der anderen verändern kann.

Was treibt Sie zum Schreiben? Was möchten Sie dem Leser mitgeben?

Schon als achtjähriges Mädchen habe ich Geschichten für die wöchentliche Kinderbeilage einer Zeitung geschrieben. Damals war es die pure Freude am Geschichtenerzählen. Heute beschäftigen mich vielmehr die großen Fragen. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was ist der Sinn des Lebens?

Eines der größten Probleme der heutigen Zeit ist ja, dass sie von sich aus keinen Sinn anbietet. Wir modernen Menschen befreien uns von Traditionen, Konventionen, Religionen. Das heißt von dem, was uns früher Anleitungen zur Lebensführung gegeben hat. Das schafft zwar einerseits Freiheit, andererseits jedoch hinterlässt es eine riesige Lücke. Diese Lücke füllen wir nicht selten mit Dingen, die uns nur vermeintlich glücklich machen. Dabei schaffen wir uns ein Leben, das aus allen Nähten platzt, in das das Wesentliche, das wirklich Sinnstiftende, jedoch nicht mehr hineinpasst. Unser Alltag besteht dann nur noch aus einer bloßen Abfolge von Wünschen, Bestrebungen, Verpflichtungen, Zwängen und Hektik. Und wir werden damit zu Opfern unserer selbstgeschaffenen, modernen Zeit mit ihren Idealvorstellungen und wir fühlen uns als Getriebene.

Ein weiterer Irrweg ist die ständige Suche nach dem Glück. Sinnhaftigkeit ist wesentlich wertvoller als Glückseligkeit, denn Sinn ist stabiler als Glück. Wenn man den Sinn für sich gefunden hat, ist man nicht mehr abhängig von zufälligen Momenten. Glück hingegen ist sehr fragil. Ein glücklicher Moment taucht aus dem Nichts auf und verschwindet im Nu auch wieder. Das unentwegte Streben nach Glück bringt uns weg von uns selbst. Wir suchen im Außen und erwarten von der Welt ein gutes Gefühl. Das macht uns von äußeren Umständen abhängig. Wenn wir hingegen Sinn suchen, konzentrieren wir uns auf uns selbst. Wir nehmen uns Zeit und Ruhe, herauszufinden, was uns ausmacht. Das bringt unsere Seele ins Gleichgewicht. Und wenn wir in unserer Mitte sind, tun wir automatisch Dinge, die zu uns passen, die uns wichtig sind. Dann verschwindet die krampfhafte Jagd nach dem Glück. Die Glücksmomente stellen sich stattdessen automatisch ein.

Und schließlich stiften viele Wunder des Lebens Sinn, ohne uns immer glücklich zu machen. Kinder zum Beispiel.

Ich hoffe, dass es mir mit meinen Büchern gelingt, Gedanken mitzugeben, die uns die Leichtigkeit etwas zurückbringen. Bücher, die uns dabei helfen, Seelenfrieden und ein inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen, damit wir unsere Flügel wieder ausbreiten und uns wieder aufschwingen können. Oft bedeutet dies einfach nur, sich von Dingen, Menschen und Lebensumständen zu befreien, die nicht zu uns passen. Manchmal gibt es mehr Kraft, Dinge, die uns nicht gut tun, aus dem Leben zu verbannen, als das Leben mit weiteren anzureichern. Dazu sollen meine Bücher inspirieren.

Wie entwickeln Sie Ihre Buchideen? Spielt dabei Ihre Ausbildung als Psychologin eine Rolle?

Immer wieder begegnen mir Menschen auf der Suche nach sich selbst, nach dem roten Faden ihres Lebens, nach der Kraft, die es braucht, Schicksalsschläge zu überwinden. Wir Menschen laufen oft mit gebrochenen Flügeln durch die Welt. Je älter wir werden, desto mehr lädt uns das Schicksal auf die Schultern, das wir tragen und ertragen müssen.

Mein Wunsch war es immer, Menschen zu helfen. Ich möchte, dass sie sich nach der Lektüre oder einem Gespräch mit mir besser, vielleicht sogar leichter fühlen, zuversichtlicher und hoffnungsvoller. Aus diesem Wunsch heraus entwickeln sich meine Buchideen.

Welche Leserschaft wollen Sie ansprechen?

All diejenigen, die nach Sinn suchen.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler Ihr Buch am besten verkaufen?

Der Duft des Lebens beschäftigt sich mit existenziellen menschlichen Fragen, es ist spannend, unterhaltsam, und es berührt.

Und privat, was lesen Sie da?

Tolstoi, Čechov, Henry James, Knut Hamsun …

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gerne noch beantwortet?

Warum haben Sie ein Pseudonym gewählt?

Hier können Sie dies nun tun.

Ich schreibe meine Bücher aus dem tiefen Bedürfnis heraus, Menschen etwas Gutes zu tun. Da mein Mann, Rolf Dobelli, erfolgreicher Schriftsteller ist, war mir wichtig, ohne ihn den Durchbruch zu schaffen. Ich wollte nicht „die Frau von“ sein, und außerdem herausfinden, ob meine Bücher im überfüllten Büchermarkt überhaupt gebraucht werden. Das gewählte Pseudonym Clara Maria Bagus ist der Mädchenname meiner Mutter, die früh an Leukämie verstorben ist und zu der ich eine sehr tiefe Bindung hatte. Leider wurde das Pseudonym dann schnell von der Presse aufgedeckt.

 

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