Er war der langjährige Inhaber des Verlages Moritz Diesterweg Dietrich Herbst

Dietrich Herbst

Am 4.11. ist Dietrich Herbst, der langjährige Inhaber des Verlages Moritz Diesterweg, gestorben. Hermann Schmidt, von 1974 bis 1989 als Leiter Vertrieb und Werbung bei Diesterweg, erinnert an seinen väterlichen Freund:

Dietrich Herbst war nicht nur ein erfolgreicher Schulbuchverleger, sondern auch Mitglied des Verlegerausschusses im Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Vorsitzender des Verbandes der Schulbuchverlage (von 1963 bis 1973). An der Novellierung des Urheberrechtsgesetzes hat er entscheidend mitgewirkt („Enteignung durch Fotokopieren). Dietrich Herbst war zudem Verwaltungsrat in der „Verwertungsgesellschaft WORT“ und nahm dort in der ihm eigenen souveränen Art die Interessen seiner Sparte wahr. 

Sein Verlag galt als „der Mercedes der Schulbuchverlage“, und Unterrichtswerke wie „Spiegel der Zeiten“, „Geschichtliche Weltkunde“, „Texte und Fragen“, „Bausteine Deutsch“, „Kursbuch Religion“, „Politik im Aufriss“, „Salut“, „Einführung in die Chemie“ und viele andere mehr haben Generationen von Schülerinnen und Schülern auf ihrem Bildungsweg begleitet. Den Verlag Moritz Diesterweg, 1873 gegründet, hat Dietrich Herbst mit Weitsicht und überragendem Geschick zu einem der seinerzeit führenden Schulbuchverlage ausgebaut, bevor er ihn im Jahr 1995 an den Schroedel Verlag (heute Westermann-Gruppe) veräußerte. 

Nach dem Abitur studierte Dietrich Herbst, der in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges als Siebzehnjähriger noch zur Wehrmacht eingezogen worden war, Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main und Pisa.  Danach übernahm er gemeinsam mit seinem älteren Bruder Helmut Herbst die Geschäftsführung des bis dahin von Vater Erich Herbst geleiteten Verlages. 

Sein selbstbewusstes Auftreten, sein Pragmatismus, die Bestimmtheit und Klarheit in seinen Überzeugungen, wiesen ihn als eine der überragenden Verleger-Persönlichkeiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus. „Für das Schulbuch gibt es keinen Ersatz“: Das war das Credo des Verlegers Dietrich Herbst. 

Zu den von ihm in jungen Jahren bevorzugten Sportarten gehörten Rugby und Tennis (Tennis pflegte er noch im hohen Alter zu spielen), und alle Eigenschaften, die man beim Ausüben dieser Sportarten erlernt, hat er auch im beruflichen Leben angewendet und bis zur Perfektion beherrscht: Flexibilität, Einsatzwille, Härte, Ausdauer und strategisches Geschick. 

Seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war er ein Vorbild. Er arbeitete von früh bis spät in seinem Verlag in der Frankfurter Hochstraße und leitete das Unternehmen in der ihm ureigenen Art der kurzen Wege, klug in der Verhandlungsführung, tolerant im Umgang mit Geschäftspartnern und seiner Belegschaft, manchmal auf sehr unterhaltsame Weise ironisch, klar und bestimmt in seinen Entscheidungen. Dietrich Herbst war ein liberaler Freigeist im besten Sinne, belesen und umfassend gebildet:  ein Vorbild für viele seiner Wegbegleiter, weil er Überzeugungen in Auftritt, Stil und Form wie kaum ein anderer Verleger seiner Zeit zu vertreten wusste. In allem, was er zu Papier brachte oder in öffentlicher Rede zum Ausdruck brachte, war der Verleger Dietrich Herbst ein Meister seiner Zunft. Deshalb wird er allen, die ihm im Laufe seines beruflichen Wirkens verbunden waren, unvergessen bleiben.

Hermann Schmidt

 

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