Mika Hentunen über sein Buch "Suworows Schatz" (Antium) „Eine spannende Schatzsuche, finnischer Charme und bewegende Charaktere“

Neben seiner journalistischen Tätigkeit hat Mika Hentunen bisher zwei Sachbücher und zwei Romane verfasst; der Roman Suworows Schatz (Antium) mit dem Originaltitel Attan aarre war sein Erstling, aus dem finnischen übersetzt von Beat Hüppin. Das Buch berichtet von einer atemberaubenden Schatzsuche. Anlass für Fragen an den Autor:

Mika Hentunen (c) Yuri Gripas

BuchMarkt: Worum geht es in dem Buch?

Mika Hentunen: Das Buch berichtet von einer Schatzsuche. Die Figuren stammen aus verschiedenen Teilen der Welt. Ihre Hintergründe und Lebenssituationen sind unterschiedlich, und sie alle haben gewisse Frustrationen. Der Gedanke an den Schatz weckt in ihnen den Wunsch nach einem besseren Leben oder entflammt wenigstens die jugendliche Begeisterung für eine langweilig gewordene Arbeit von neuem. Wenn man es nochmals versuchen würde, wenn auch ich einmal Glück hätte? Gleichzeitig berichtet das Buch von der Schwierigkeit, die Informationsflut zu beherrschen. Die Menge der verfügbaren Informationen hat enorm zugenommen, aber das Verständnis der Menschen und Organisationen nicht. Im Gegenteil – die Grenze zwischen Fakten und Fiktion ist schwerer zu ziehen denn je. Im Plot des Buches richtet sich die Aufmerksamkeit der führenden Geheimdienste der Welt auf einen kleinen Ort namens Savitaipale in Südostfinnland.

Wie entstand die Idee dazu?

Klick mich

Es gibt zwei Themenbereiche, die ich in einer fiktiven Geschichte verbinden wollte. In der Zeit nach den Terroranschlägen vom September 2001 traf ich in Washington zufällig einen Mann, der Mohammed Atta hiess. Er arbeitete als Rettungssanitäter. Dieses kurze Zusammentreffen mit einem gewöhnlichen Menschen, der denselben Namen trug wie ein bekannter Terrorist, beschäftigte mich. Es wurde klar, dass Mohammed Atta ein sehr typischer Name im Nahen Osten und in den arabischen Ländern ist, etwa so wie irgendein Manfred Adler in Deutschland. Es gibt viele von ihnen. Ich begann mir vorzustellen, wie das Leben im Westen sich für jemanden gestalten könnte, der so heisst.

Außerdem wollte ich von der Gegend um Kärnäkoski schreiben, die ich von meiner Kindheit her kenne. Dort hatte der große russische General Alexander Suworow im Jahre 1793 eine Festung erbauen lassen. Als ich ein Kind war und unsere Familie in der Nähe ein Sommerhäuschen besass, war die Festung, die in der Landenge zwischen zwei Seen liegt, komplett vernachlässigt. Mit ihren Verstecken und Schlupfwinkeln war es ein Ort zum Spielen, die die Fantasie anregte. Mein verstorbener Vater war Geschichtslehrer. Von ihm hörte ich zum ersten Mal die Geschichte von Suworow, dem General, der keine einzige Schlacht verloren hatte und dessen Lehren heute noch in der russischen Armee vermittelt werden.

Als ich mich vertieft mit Suworow beschäftigte, stieß ich auf eine lokale Überlieferung in Südkarelien. Dieser zufolge soll irgendwo im Gebiet des Saimaa-Sees ein wertvoller Schatz von Suworow zurückgeblieben sein, weil er plötzlich verstarb.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?

Zur Schatzsuche: Eine Suche nach einem versteckten, möglicherweise sehr wertvollen Schatz interessiert die Menschen überall. Besonders, wenn der Schatz mutmaßlich dem größten russischen Kriegshelden aller Zeiten gehört hat, den selbst Putin in seinen Reden zitiert. Suworow hat mit seinen Truppen auf seinem Feldzug auch die Dörfer in den Alpen geplündert. Als ich das Buch schrieb, war mir nicht bekannt, dass in der Schweiz eine ähnliche lokale Überlieferung wie in Finnland existiert, der zufolge Suworow den Schatz im Klöntalersee versenkt haben soll.

Welche Leserschaft soll angesprochen werden?

Das Buch ist für Erwachsene aller Altersklassen. Es gehört zum Krimigenre, ist aber kein herkömmlicher Agenten- oder Spannungsroman. In Finnland ist das Buch bei denjenigen Lesern am besten angekommen, die auch am Weltgeschehen interessiert sind und gerne hinter die Kulissen der Politik blicken möchten. Ich habe in Finnland gute Rückmeldungen bekommen für die realistischen Darstellungen eines russischen Gefängnisses, von Gaza, dem Grenzgürtel zwischen den beiden Koreas sowie von Washington. In diesem Buch wird also meine eigene Erfahrung aus Auslandskorrespondent sichtbar, auch wenn es sich um Fiktion handelt.

3 Wörter, die das Buch optimal beschreiben?   

Abenteuer, international, Überraschungen

Wird es eine Fortsetzung geben?   

Tatsächlich ist bereits eine erschienen. Im Herbst 2018 erschien Elossa Washingtonissa (Am Leben in Washington), in dem die Geschichte hauptsächlich in den Vereinigten Staaten fortgesetzt wird. Dieses Buch ist jedoch noch nicht in andere Sprachen übersetzt worden.

Ich plane auch einen weiteren neuen Roman, in dem wir namentlich in die Gegenden zurückkehren würden, die in ”Suworows Schatz” dargestellt worden sind. Aber zuvor, im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2020 in den Vereinigten Staaten, wird von mir ein Sachbuch über die USA erscheinen. Ich habe insgesamt neun Jahre als Korrespondent des staatlichen finnischen Rundfunks Yleisradio in Washington gearbeitet. In diesem Buch wird darüber nachgedacht, was für ein Land der kommende Präsident der Vereinigten Staaten zu regieren bekommen wird.

Was lesen Sie privat gerne/aktuell?

Ich bin ”Allesfresser”. Ich lese ziemlich viele ausländische Zeitungen sowie Sachbücher über Amerika, was Fiktion angeht, alles Mögliche auf Finnisch, sowohl einheimische als auch übersetzte Literatur. Im Augenblick lese ich drei Bücher parallel: die letzte Neufassung unseres Nationalepos Kalevala, das Alte Testament sowie den in Leningrad angesiedelten historischen Roman ”Graniittimies” (Der Granitmann) der finnischen Autorin Sirpa Kähkönen.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?

Haben Sie eine besondere Beziehung zu Deutschland?

Hier können Sie dies nun tun:

Ich habe drei Jahre dort gelebt. Als Gymnasiast war ich ein Jahr als Austauschschüler in Gifhorn (Niedersachsen), und in den Neunzigerjahren arbeitete ich zwei Jahre lang als Freelance-Korrespondent, wobei ich in München stationiert war. Meine schönsten Jugenderinnerungen haben mit Deutschland und Mitteleuropa zu tun. Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass meine Gedanken und mein Text jetzt auf Deutsch übersetzt worden sind. Ich erwarte gespannt den Dezember: Dann wird meine Lesereise durch die Schweiz über die Bühne gehen. Mein Schweizer Verlag, der Antium Verlag, organisiert dort Veranstaltungen.

 

 

 

 

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