BuchMarkt trauert um eine langjährige Autorin und Freundin Ellen Pomikalko

Am 28. März ist Ellen Pomikalko im Alter von 89 Jahren gestorben. Die langjährige Brigitte-Redakteurin und Jurorin (zuletzt z.B. für den Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag) bereicherte BuchMarkt bis zum aktuellen April-Heft mit ihrer monatlichen Kolumne „All die schönen Bücher“, in der sie Novitäten aus Belletristik und Sachbuch vorstellte. Diesen letzten Text schickte sie mit Unterstützung ihrer Tochter Anna aus dem Krankenhaus.
Das BuchMarkt-Team trauert um eine Autorin, die unsere Geschicke über so viele Jahre geprägt hat, die stets nachfragte, wie es uns geht – und uns immer mit Rat und Tat zur Seite stand. „Ich verliere eine fröhliche Freundin, für die BuchMarkt seit ihrem Ausscheiden bei der Brigitte Lebenselixier war und die in der langen Zeit der Zusammenarbeit auch für meine Kollegen zur Freundin geworden ist“, erklärt BuchMarkt-Herausgeber Christian von Zittwitz. Zwei persönliche Abschiede:

Wer einmal in einer Redaktion gearbeitet hat, weiß, es gibt zwei Typen von festen Freien: die, die versprechen, ein Manuskript zu liefern, und die, die liefern. Pomi dürfte sich in all den Jahrzehnten, die sie ihre „Auslese“ geschrieben hat, nicht ein einziges Mal verspätet haben. Und wenn es doch einmal eng wurde, hat sie vorher angerufen und um ein-zwei Tage Aufschub gebeten.

Ihre größte Sorge: Daß sie zuviel oder zuwenig geschrieben hat. Aber, professionelle Blattmacherin, die sie war, paßte immer alles bis auf die obligatorischen ein-zwei Zeilen, die immer unkalkulierbar bleiben. Gern hat Pomi auch bei ihren Telefonaten über die Bücher gesprochen, die sie rezensieren wollte. Und wenn ihr eines nicht gefiel, hat sie lieber auf eine Rezension verzichtet, als einen bösen Verriß zu schreiben.

Wir haben oft Witze darüber gemacht, aber ich wußte, daß sie es ernst meinte: „Sollte mir was passieren, und ich kann die Auslese nicht mehr komplett liefern, kannst du ruhig drunter schreiben: An dieser Stelle nahm ihr der Tod die Feder aus der Hand. Der Rest bleibt frei.“ Daß das jemals geschehen würde, daran hat keiner geglaubt, auch weil sie bei jedem Telefonat so unglaublich munter, frisch und gut aufgelegt war. Selbst, wenn es ihr gesundheitlich mal nicht so gut ging.

Danke Pomi, daß ich zwanzig Jahre Monat für Monat mit dir arbeiten durfte. Und daß es ganz selbstverständlich war, daß unser Kontakt nach meinem Ausscheiden bei BuchMarkt nicht abriß. Du hast meinen Geburtstag nie vergessen, ich deinen nicht. In diesem Jahr wäre es bei dir der 90. gewesen, wenn ich richtig rechne.

Dein Ulli (Faure)

Liebe Ellen,

seit dem Ausscheiden von Ulli durfte ich deine Kolumne betreuen – und hatte damit das große Los gezogen. Nie musste ich mahnen, nie gab es Stress, dein Text lag einfach zum richtigen Zeitpunkt mit lieben Grüßen in meinem Postfach, und nachdem ich dir ein pdf des Umbruchs zugeschickt hatte, kam zeitnah dein Anruf: „Das ist ja wunderbar, dass das wieder passt“, sagtest du meist, allerhöchstens hattest du noch einen kleinen Tippfehler entdeckt oder einen kleinen Änderungswunsch, denn im Formulieren warst du sehr genau.

Dennoch dauerte unser Telefonat fast immer mindestens eine Tasse Tee lang. Leibhaftig sind wir uns nie begegnet, aber ich stellte mir dich immer in deinem schönen Haus vor, umgeben von den Katzen, um die du dich gekümmert hast. Und natürlich von all den schönen Büchern, denn dein Lesepensum war einzigartig. Du wolltest stets wissen, was im BuchMarkt so los ist, und ich war neugierig auf alles, was dich gerade beschäftigte.

Seit mehr als einem Jahr war das vor allem der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Du warst immer ein zutiefst politischer Mensch, der sich klar gegen totalitäre Regime positionierte. Auch in deinen Kolumnen tauchten zuletzt stets die Worte „Putin, schäm dich!“ auf. Kurz nach Kriegsbeginn hast du dir ein selbstgeschriebenes Schild mit dem Wort „Frieden!“ mit Sicherheitsnadeln auf die Rückseite deines Mantels geheftet, später hast du beim örtlichen Drucker mehrere davon auf Stoff anfertigen lassen. Zum wöchentlichen Einkauf auf dem Plöner Markt hast du es getragen – und dir Nachahmer gewünscht: eine große Menge von Menschen, die alle dieses Schild tragen, Putin den Rücken zeigen und die Ukraine unterstützen, das war dein Wunsch. Anfang März berichteten die Kieler Nachrichten über dein Engagement, und auch uns hast du zwei Friedens-Banner geschickt. „Putin muss raus aus dem Land, und dann müssen wir gemeinsam Frieden halten“, schriebst du. Und ganz pragmatisch: „Ich habe nur noch so kleine Sicherheitsnadeln hier, bei Winterstoffen sind größere besser, aber die Händlerin auf dem Plöner Markt ist den ganzen Winter über schon nicht da gewesen. Vielleicht hast Du große. Fünf sind bei Sturm wichtig, sonst weht er oben fürchterlich rein.“

Liebe Ellen, unvorstellbar, dass du nicht mehr anrufst. Aber ich bin sicher, dass ich am Frühlingshimmel nun immer wieder Wolken in Form eines Peace-Zeichens entdecken werde, und die ein oder andere Katzenwolke wird auch dabei sein. Ich stelle mir vor, dass du es siehst, wenn ich dir winke.

Deine Susanna (Wengeler)

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