Prof. Dr. Ernst Piper wird heute 70 Jahre alt. Ihm gratuliert sein Freund, der Literaturagent Peter S. Fritz – und erinnert daran, welche Pfade ihre Freundschaft nahm: Der damalige Verleger des Piper Verlages wurde danach selber Agent und Autor. Zu seinem neuen Buch Diese Vergangenheit nicht zu kennen heißt, sich selbst nicht zu kennen {Links) befragen wir ihn am Freitag.
Aus deiner Zeit als Verleger erinnere ich mich an einen Vorgang Mitte der 90er Jahre, welcher dein Verantwortungsbewusstsein auch als Historiker bewies. Wir vertraten ein Buch welches erzählte, wie die Kommunisten in Polen 1945 zynisch ehemalige jüdische KZ Häftlinge als Aufseher über deutsche Gefangene in Lagern einsetzten. Wir standen aus den USA unter Druck, dieses für Deutschland heikle Buch unterzubringen. Ein rechtsgerichteter Verleger war scharf darauf. Auf meinen Hilferuf hin warst Du bereit das Buch in geeigneter, verantwortungsvoller Weise zu veröffentlichen. Dass dein Nachfolger bei Piper das bereits fertig gedruckte Buch aufgrund einer Kritik gleich kippte, war eine andere, traurige Geschichte. Es war aber der Beginn unserer Freundschaft.
Ich verfolgte deine akademischen Arbeiten von Ferne und jene als Pendo Verleger in Zürich aus der Nähe. Deine Entscheidung, neben akademischen, schriftstellerischen Arbeiten auch noch die Literaturagentur Ernst Piper zu gründen, brachte mir das Vergnügen mit Dir für deine, inzwischen weit über 300, immer wieder anregenden Titel zusammen zu arbeiten.
Kam dazu, dass ich dein persönlicher Agent wurde. Früh darf ich deine Exposés lesen und kann danach ungeduldig dem Manuskript und der Veröffentlichung entgegensehen. Dass deine Bücher immer erfolgreicher werden freut mich für dich und für meine Agentur. Durch diese Zusammenarbeit haben wir immer wieder interessante Gespräche über Politik und Zeitgeschichte wie auch Verlags- und Buchhandelsgeschichte – Themen welche wir beide passioniert verfolgen.
Nun wirst Du 70 und ich möchte Dir aus diesem Anlass nicht hierfür, sondern zu deiner bisherigen Lebensleistung gratulieren, lieber Professor. In 20 Jahren kann ich Dir immer noch dazu gratulieren, dass Du es ins hohe Alter geschafft hast – falls ich es selber bis dahin schaffe.
Dein Peter S. Fritz
