Claudia Kemfert über ihr Buch "Mondays for Future" (Murmann) „Es ist das Buch, das Montagvormittag aufgeschlagen wird, wenn alle die Arbeit aufnehmen“

Claudia Kemfert: „Das Buch soll den Menschen dienen, die jetzt die Ärmel aufkrempeln und loslegen wollen. Denn es gibt viel zu tun: Wir müssen Entscheidungen treffen, Prioritäten setzen, Bewährtes fortführen, aber auch Experimente wagen. Dafür brauchen wir Grundlagen, Wissen, Fakten und Erkenntnisse“ (c) Oliver Betke

„Fridays for Future“ ist der Inbegriff der globalen Klimaschutz-Bewegung. Doch statt konstruktiver Lösungen gibt es immer aggressivere Diskussionen. „Jetzt heißt es loslegen“ – findet Claudia Kemfert deshalb und erklärt in ihrem Buch Mondays for Future  wie.  Ihr Buch soll am 21. April bei Murmann erscheinen. Das war Anlass für Fragen an die Autorin:

Worum geht es in Ihrem Buch?

Es ist das Buch, das Montagvormittag aufgeschlagen wird, wenn alle die Arbeit aufnehmen. Am Freitag wurde für mehr Klimaschutz demonstriert, am Sonntag wurden Reden geschwungen. Jetzt beginnt die nächste Woche. Jetzt kommt das Team, das die Arbeit aufnimmt. Denn wir stehen am Anfang einer neuen Ära, einer Klimaschutz-Ära. Auf Basis der weltweiten Klimaverträge brauchen wir nun verbindliche Umsetzungen der vereinbarten Ziele: „New Green Deals“, national, regional, lokal. Wir alle sind gefordert unseren Beitrag zu leisten, in unserem individuellen Konsumverhalten, aber auch als politisch engagierte Bürgerinnen und Bürger. Jedes Unternehmen, jeder Verein, jede Schule, jede Nachbarschaft ist die Keimzelle einer klimagerechten Welt. Wie das konkret aussehen kann und was dabei zu bedenken ist, steht in meinem Buch.

Was war Ihr Ansatz, zu diesem Thema ein Buch zu schreiben?

Im letzten Jahr hat Fridays for Future die Welt verändert. Die Politik kam dadurch in Bewegung, doch noch fehlt das Tempo und Entschlossenheit. Aktuell sehen wir, was politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich möglich ist, wenn eine Krise als Krise verstanden wird. Genau wie anfangs das Coronavirus, scheint auch der Kliamwandel abstrakt und weit weg. Doch immer mehr Menschen verstehen, dass wir hier und heute handeln müssen. Die Ungeduld wächst. Die Auseinandersetzungen werden härter. Manche macht das besorgt. Doch ich freue mich über die Kraft und Begeisterung, mit der hier gestritten wird. Seit über zwanzig Jahren argumentiere ich als Wissenschaftlerin für mehr Klimaschutz. Jetzt ist endlich erkennbar, dass es eine überwältigende Mehrheit für den Wandel gibt. Immer mehr Menschen fragen mich, wie fachliche oder politische Argumente einzuordnen sind und was sie jetzt konkret tun können. Deswegen finden sich in diesem Buch über 120 Fragen und Antworten sowie über 50 Aufgaben für den Anfang.

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Und Ihre besondere Herausforderung beim Schreiben?

Als Energie-Ökonomin stecke ich seit zwanzig Jahren tief in den Fachdiskussionen und operiere täglich mit detaillierten Daten und komplexen Methoden. Zusammen mit Fachleuten aus unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen weltweit liefere ich Fakten und Modelle für eine klimagerechte Zukunft. Daraus resultiert ein verwirrendes Geflecht an Informationen. Die Herausforderung beim Schreiben lag darin, die komplexen Sachverhalte kurz und knapp zu veranschaulichen und gleichzeitig die vielen Möglichkeiten aufzuzeigen, die jede und jeder hat, um für gemeinschaftlichen Klimaschutz mit anzupacken.

Wem könnte ein Buchhänder das Buch am besten verlaufen?

Derzeit sind es vor allem die Zivilgesellschaft und die Jugend, die mit Mut, Herz und Entschlossenheit immer stärker vorangeht. Aber auch die Finanzwelt ist gewillt, ihre Investments zu dekarbonisieren und auf eine klimagerechte Wirtschaft auszurichten. Und in allen Bereichen von Politik und Gesellschaft gibt es immer mehr Menschen, die sich für eine klimagerechte Zukunft stark machen. Sie alle haben unterschiedliches Vorwissen, unterschiedliche Erfahrungswelten und müssen doch zusammenfinden. Mit dem Buch versuche ich, alle Beteiligten miteinander ins Gespräch zu bringen, so dass sie ihre vielfältigen Interessen bündeln und gemeinsam generationengerechte Klimaverträge abschließen können.

Mit welchem Argument kann der Buchhandel das Buch am besten verkaufen und wo im Buchladen ideal platzieren?

Es ist das Buch, das aufgeschlagen wird, wenn – nach der Demo, nach der hitzigen Diskussion und nach der blumige Sonntagsrede – die Arbeit aufgenommen wird. Das Buch soll den Menschen dienen, die jetzt die Ärmel aufkrempeln und loslegen wollen. Denn es gibt viel zu tun: Wir müssen Entscheidungen treffen, Prioritäten setzen, Bewährtes fortführen, aber auch Experimente wagen. Dafür brauchen wir Grundlagen, Wissen, Fakten und Erkenntnisse. Das Buch räumt auf, sortiert und gibt so den Menschen Ideen und Methoden an die Hand, um sich in unserer demokratischen Gesellschaft aktiv in Prozesse und Aktivitäten einzubringen.

Diese drei Wörter beschreiben das Buch optimal:

New Green Deals – in dieser Reihenfolge!

Was lesen Sie privat gerne/aktuell? Weil ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe, lese ich auch privat gern Sachbücher, die sich mit nachhaltiger Wirtschaft beschäftigen. Gern gelesen habe ich zuletzt: Jeremy Riffkin „Der globale Green New Deal“, Naomi Klein „Green New Deal“, Maja Göpel „Unsere Welt neu denken“. Aus dem Bereich Belletristik haben mir „Gier“ von Marc Elsberg und „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lund sehr gut gefallen.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?

„Brauchen wir angesichts des dramatischen Zeitdrucks eine Öko-Diktatur?“

Hier können Sie dies nun tun: Nein! Denn Klimaschutz, Wachstum, Demokratie und eine solidarische Gesellschaft gehören zusammen. Warum das wichtig ist, steht im Buch.

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