Das Sonntagsgespräch Florian Geuppert: Selfpublishing ist erwachsen geworden

Das Thema Selfpublishing gewinnt immer mehr an Bedeutung durch Erfolge wie Shades of Grey, aber auch Skandale wie „Holunderküsschen“ von Martina Gercke. Seit 2012 ist Florian Geuppert Geschäftsführer von der Selfpublishing Plattform BoD – Books on Demand GmbH. Für BuchMarkt wirft er einen Blick zurück ins Jahr 2012 und spricht mit uns über die Bedeutung von E-Books im Jahr 2013.

Herr Geuppert, was waren für Sie die Highlights des Buchmarkts 2012?

Florian Geuppert

Das Thema Selfpublishing hat auch im vergangenen Jahr die Buchbranche bewegt. Dies war auf der letzten Buchmesse in Frankfurt mit neuen Themenschwerpunkten deutlich zu spüren. Über die Verlagsaktivitäten von Amazon wurde nicht nur in den Medien, sondern auch in Verlagskreisen viel diskutiert. Ebenso war die Urheberrechtsdiskussion in der digitalen Welt eine große Herausforderung für die Buchbranche.

Wie hat sich 2012 für Sie persönlich entwickelt?

2012 war für mich beruflich wie persönlich ein sehr spannendes Jahr, da ich als Geschäftsführer bei BoD an Bord gegangen bin. Da ich mit dem Wechsel zu BoD gleichzeitig die Branche gewechselt habe, musste ich mich intensiv und zeitnah mit der Verlags- und Selfpublishing-Welt vertraut machen. Die Frankfurter Buchmesse 2012 war ein guter Anlass, viele interessante Persönlichkeiten aus der Branche kennenzulernen und mich auf den neuesten Stand zu bringen. Durch den beruflichen Wechsel hat sich auch ein Umzug von München nach Hamburg ergeben. Mittlerweile fühle ich mich in Hamburg zu Hause, nur die Wetterumstellung ist noch spürbar.

Stichwort: E-Book. Welche Bedeutung hatte es in 2012?

Dem E-Book wurde eine große mediale Aufmerksamkeit geschenkt. Die gestiegenen Verkaufszahlen sind der Beweis, dass der Trend hin zum digitalen Lesen gewachsen ist. Auch im Selfpublishing gewann das E-Book an Bedeutung. Rund 80 Prozent unserer Autoren haben sich für die kostenlose Konvertierung entschieden und ihr Printbuch auch als E-Book herausgebracht. Interessant ist, dass das E-Book nicht nur die jüngere Generation anspricht, sondern durch die Funktionalität der Lesegeräte auch für die älteren Leser an Bedeutung gewinnt. Auch wenn der Verkauf von Printbüchern weiterhin den Umsatzmarkt dominiert, sehen wir bei unseren Autoren, dass die Veröffentlichung im Print- und Digitalformat eine größere Leserschaft und häufig einen besseren Umsatz ermöglicht.

Wenn Selfpublishing ein großes Thema 2012 war, welche Rolle spielten die klassischen Verlage?

Selfpublishing ist in Wirklichkeit keine Alternative zum klassischen Verlag, sondern eine bewusste Entscheidung der Autoren für eine andere Veröffentlichungsart. Es ist daher keine Gefahr für die Verlagsbranche, sondern eine Erweiterung des Marktes. Diese Neuentwicklung gefährdet die Verlage nicht in ihrem Kerngeschäft, da sie dort eine andere Funktion einnehmen. Zusätzlich bringt die Digitaltechnologie, die Selfpublishing erst ermöglicht hat, auch den Verlagen einen Vorteil. Das Print-on-Demand-Verfahren ermöglicht den Druck ab Auflage 1 und bringt den Verlagen einen wirtschaftlichen und ökonomischen Nutzen. Wir sehen uns daher nicht als Konkurrent, sondern als Partner für die Verlage und freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit kleinen und großen Verlagen.

In 2012 gab es zum Thema Selfpublishing nicht nur Gutes zu berichten, sondern auch einige Skandale. Stichwort: Martina Gercke. Wie bewerten Sie diese Fälle?

Wer betrügen möchte, der findet immer einen Weg, und das branchenunabhängig. Es wird immer Menschen geben, die ihren Zielen unrechtmäßig folgen. Glücklicherweise ist der Buch- und Lesermarkt sehr wachsam und kommt Urheberrechtsverletzungen schnell auf die Spur. Was zunächst wie eine Möglichkeit erscheint, kann schnell zu einer Falle werden. Man darf nicht vergessen: Heute kann ein Text zwar schneller veröffentlicht werden, doch genauso schnell wird er auch gefunden. Selfpublishing vertraut der Selbstverantwortung der Autoren und wir vertrauen darauf, dass die schwarzen Schafe nur vereinzelt auftauchen. Wir nehmen jeden Hinweis ernst und prüfen genau, ob eine Urheberrechtsverletzung vorliegt. Im Ernstfall entfernen wir das Buch sofort aus allen Vertriebskanälen.

Wie sieht Ihre Vorschau für 2013 aus? Was können wir erwarten?

Ich denke, wir können von einem steten Wandel der Branche ausgehen, bei dem sich Selfpublishing weiter verankern wird. Dank des Internets können Bücher einer großen Öffentlichkeit schnell angeboten werden und ebenso rasante Erfolge feiern. Das Angebot für den Leser wird eindeutig zunehmen. Dabei wird der Leser aber nicht danach urteilen, ob es ein Selfpublishing- oder Verlagsbuch ist, sondern wie interessant der Inhalt für ihn ist. Für uns bedeutet das, dass dem BoD-Autor eine persönliche Beratung, eine hervorragende Buchqualität und das stärkste Vertriebsnetz gewährleistet werden. Wir setzen auf eine starke Marke, die den Kundenutzen als Grundlage für den gemeinsamen Erfolg voraussetzt.

Letzte Frage: Wie lautet Ihr Fazit für den Buchmarkt 2012?

2012 ist Selfpublishing einen großen Schritt nach vorne gegangen, um sich in der Buchbranche fest und langfristig zu etablieren, denn immer mehr Autoren entschieden sich bewusst dafür, ihr Buch selbst zu verlegen. Der Ruf der unbeholfenen Selbstveröffentlichung wurde abgelegt und immer mehr Neuautoren sowie etablierte Autoren sehen darin eine Möglichkeit, ihre Inhalte zielgerecht zu publizieren. Ich denke, in 2012 ist Selfpublishing erwachsen geworden.

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