Das Autorengespräch Frank Goldammer: „Ich schreibe meine Krimis in einem 4,9 Quadratmeter kleinen Kämmerchen“

Immer freitags hier ein Autorengespräch: Heute mit Frank Goldammer über seinen Krimi Der Angstmann bei dtv.

Frank Goldammer mit „Der Angstmann“

Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren. Ihm liegt seine Heimatstadt als Schauplatz seiner Bücher am Herzen. Sein Krimi spielt in Dresden während des 2. Weltkrieges. Als Autor von Krimis und Thrillern hält der gelernte Maler- und Lackierermeister sich auch in den dunklen Ecken der Hauptstadt Sachsens auf um mehr über die Menschen dort zu erfahren. Dies war Anlass für Fragen an den Autor.

BuchMarkt: Herr Goldammer, worum geht es in Ihrem Krimi?

Frank Goldammer: Zuerst geht es um einen Serienmord, den aufzuklären sich Kriminalinspektor Max Heller zur Aufgabe macht. Doch in den Wirren der letzten Kriegsmonate, fehlt es Heller an Mensch und Material um seiner Arbeit wie gewohnt nachzukommen. Außerdem scheint seinem Vorgesetzten an einer Aufklärung nicht gelegen zu sein. Er behindert Heller, manipuliert Ermittlungsergebnisse. Als Heller dem Angstmann benahe schon habhaft zu sein scheint, lässt die Bombardierung der Stadt alles andere in den Hintergrund treten. Heller muss um sein Leben kämpfen, taumelt durch das Inferno, versucht sich zu seiner Frau durchzuschlagen. Als der Krieg vorbei ist, die Rote Armee Dresden besetzt hat, taucht der Angstmann wieder auf.

Welche Leserschaft soll angesprochen werden?

Es ist in erster Linie ein spannender Kriminalroman, jeder also, der Krimis mag, sollte sich angesprochen fühlen. Desweiteren spielt der Roman in der Sowjetischen Besatzungszone, kurz nach der Besetzung, eine Zeit, die in der Unterhaltungsliteratur noch nicht oft thematisiert wurde. Der Ermittler Max Heller ist ein sehr sympathischer Charakter. Sehr streng gegen sich selbst, versucht er während der Nazizeit, aber auch nach der Besetzung, seinen Weg zu gehen, ohne den politischen Versuchungen und dem Druck nachzugeben. Er ist konsequent in jeder Hinsicht, wobei seine eigenen Prinzipien dabei immer wieder in Konflikt mit seinem Gewissen und den Notwendigkeiten dieser Zeit geraten. Inmitten von Hunger, Willkür und Angst, vermeidet er es Regeln zu brechen, auch wenn er sich dadurch selbst in Gefahr bringt.

Also ist es ein Krimi oder doch eher ein Geschichtsbuch?

Mein Anliegen war es, eine geschichtliche Epoche zu beschreiben. Während Geschichtsbücher immer nur die Daten verschiedener Ereignisse aufzählen, habe ich versucht zu erzählen, was dies für einzelne Menschen bedeutete, welche Konsequenzen es nach sich zog, welche alltäglichen Probleme zu bewältigen waren. Genauso wichtig aber war es mir, den Lesern zu verdeutlichen, dass diese Zeit fast noch zum Greifen nahe ist, dass Sprachgebrauch, Technik und Verwaltung neuzeitlich modern und keineswegs mittelalterlich war. Dass es dieselben modernen aufgeklärten Menschen gewesen waren, für die wir uns halten, die sich vor 80 Jahren beinahe freiwillig haben entmündigen lassen um sich dann sehenden Auges ins größte Elend der Neuzeit zu stürzen.

Wollten Sie schon immer Autor werden?

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Mein beruflicher Werdegang hat rein technisch ganz und gar nichts mit dem Schreiben zu tun. Nachdem ich bis zur zehnten Klasse ein guter bis sehr guter Schüler gewesen war, verpasste ich es aus ganz banalem Grund, die Hochschule zu besuchen, ich hatte einfach keine Lust. Da 1991 in Sachsen akuter Lehrplatzmangel bestand, lag es nahe, eine Lehre in dem Malerbetrieb zu beginnen, in dem mein Vater damals schon angestellt war. 1994 schloss ich meine Lehre ab, absolvierte meinen Dienst bei der Bundeswehr und begann im Jahre 2000 mit der Ausbildung zum Malermeister, die ich 2003 abschloss. Darüber hinaus, hatte ich seit meiner frühen Jugend das Gefühl, etwas wäre in mir, das ich heraus lassen müsste.

Also begannen Sie zu schreiben?

Nein, zunächst versuchte ich mich ganz autodidaktisch bis zu meinem zwanzigsten Lebensjahr in Öl-, Acryl-, Aquarell-, Bleistift und Kohlemalerei. Bestimmt war ich nicht ganz ohne Talent, jedoch war ich nie zufrieden mit den Ergebnissen. Die Leinwand bot mir einfach zu wenig Platz für all das, was ich eigentlich erzählen wollte. So setzte ich mich eines Tages aus gähnender Langeweile an eine Schreibmaschine und begann zu schreiben. Es dauerte wirklich nicht lange, bis ich wusste: das war das, was mir bisher gefehlt hatte.

Wie ging es dann weiter?

Ich schrieb zwei dicke Fantasyromane, bewarb mich recht euphorisch mit dem zweiten bei einer ganzen Anzahl von Verlagen, wartete gar nicht erst auf Antworten, schrieb weiter und weiter. Irgendwann trudelten die Absagen dann eine nach der anderen ein, da schrieb ich schon am vierten Roman. Ich gab es auf nach Verlagen zu suchen, schrieb immer weiter und ließ mich schließlich überreden, im Selbstverlag zu veröffentlichen. Mit etwas Glück, konnte ich die Buchhandelskette Buch und Kunst überzeugen meine Bücher in ihr Sortiment aufzunehmen. Meine Bücher kamen, dafür, dass ich vollkommen unbekannt war, gut an, so konnte ich nun jedes Jahr ein neues Buch auf den Markt bringen und in Dresden und Umgebung einen „Fankreis“ aufbauen. Als ich mich schließlich 2010 dem Krimigenre zuwandte fand ich recht schnell einen Verlag, der meine Kriminalromane veröffentlichte.

Haben Sie Ihren ursprünglichen Beruf dementsprechend aufgegeben?

Nein, ich schreibe nebenberuflich. Da ich außerdem alleinerziehender Vater von Zwillingen geworden war, blieb und bleibt mir nichts anderes übrig als am Abend zu schreiben. So sitze ich meist von 21 Uhr bis in die Nacht in meinem Kämmerchen (4,9 Quadratmeter) am PC und schreibe mittlerweile zwei bis drei Romane in einem Jahr.

Sie scheinen zufrieden mit Ihrem Werdegang zu sein?

Zwar habe ich oft bereut, nicht das Abitur gemacht und studiert zu haben. Auch wünschte ich mir manchmal, ich hätte mehr Mut gehabt, hätte vielleicht eine Kunsthochschule besuchen sollen. Rückblickend jedoch, bin ich ganz froh über den Weg den ich gegangen bin. Der Handwerksberuf bringt es mit sich, sehr selbstständig zu agieren und eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Rückschlägen zu erlangen. Außerdem bringt er einen mit Menschen aus jeder Gesellschaftsschicht zusammen, gibt Einblicke in Institute, Verwaltungsgebäuden, Behörden, Wohnungen. An einem Tag ist es möglich mit einem Professor, einem Studenten, einem Angestellten, dem Hausmeister und der Putzfrau einer Forschungseinrichtung zu sprechen. Am nächsten vielleicht mit einem Polizeikommissar, einem Berufskraftfahrer, einer Lehrerin, oder einer Krankenschwester. Spannend!

Die Fragen stellte Franziska Altepost

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