Leute: Runde Geburtstage – Franz Kamphaus (90)

Der Patmos-Autor Franz Kamphaus wird heute 90 Jahre alt. Lektor Burkhard Menke gratuliert zum runden Geburtstag:

Franz Kamphaus hat persönliche Auszeichnungen nicht angenommen – bis auf den Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung, verliehen von der Stadt Frankfurt am Main. In seiner Dankesrede erklärte er, dass man Toleranz nicht mit Gleichgültigkeit verwechseln sollte. Tolerieren bedeutet von der Wortwurzel her: ertragen. Toleranz betrifft nichts, was einem letztlich egal ist. Toleranz heißt, zu ertragen, was einen irritiert, was einen stört oder was man sogar für falsch hält. Denn es heißt, bei allen Differenzen in der Sache den anderen Menschen als Menschen zu respektieren und zu achten. Aber es heißt nicht, dass Tolerierbarkeit keine Grenzen hätte.

Das klingt wie auf unsere Zeit gemünzt. Das war 2004. Da war er Bischof von Limburg, ein Amt, das er von 1982 bis 2007 innehatte. Als einer der ersten Bischöfe in Deutschland setzte er Frauen und Männer ohne Priesterweihe faktisch als GemeindeleiterInnen ein. Er wohnte im Priesterseminar und überließ das Bischofshaus Geflüchteten aus Eritrea. Weltweit bekannt wurde er durch einen jahrelangen Streit mit dem Papst, der 2002 durch ein römisches Machtwort beendet wurde. Damals verlangte Johannes Paul II. von der katholischen Kirche in Deutschland, aus der Schwangerenkonfliktberatung auszusteigen, weil die Beratungsnachweise auch für Abtreibungen nutzbar waren. Zuletzt stand Kamphaus als einziger deutscher Bischof gegen den Papst zu der Überzeugung, dass die Kirche schwangere Frauen in Not nicht im Stich lassen dürfe.

Seit der Emeritierung vor 15 Jahren lebt er als Hausgeistlicher im St.-Vincenzstift in Rüdesheim, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Nach wie vor ist er leidenschaftlicher Prediger – biblisch fundiert, sprachmächtig, auf den Punkt. Seine Bücher haben ungezählte Menschen inspiriert. 125 Einträge nennt die Deutsche Nationalbibliografie unter seinem Namen. Zu seinem heutigen 90. Geburtstag wünschen wir ihm (und uns), dass noch viele dazukommen. Ad multos annos!

Burkhard Menke