Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Mai 2017

Kalkowski
Der Kaffeehaussitzer in seiner natürlichen Umgebung Foto: © Vera Prinz

Schon wieder ist ein Monat vergangen und es ist Zeit, rückblickend zu schauen, was sich im Mai in den Literaturblogs getan hat. Eine ganze Menge, so viel sei schon einmal verraten.

Am 4. Mai 2017 ist der Blogbuster-Preis das erste Mal vergeben worden. Im Zusammenspiel von 16 Literaturbloggern und einer hochkarätig besetzten Jury wurde der Autor Torsten Seifert zum Sieger gekürt und erhält einen Buchvertrag bei Klett-Cotta/Tropen. Im Blog DIGITUR gibt es ein schönes Feedback zu diesem Wettbewerb, der unter anderem auch gezeigt hat, wie sehr Blogs heute ein Teil der Literaturszene sind.

Der wohl meistdiskutierteste Blogbeitrag des Monats stammt aus der Feder von Katharina Herrmann und wurde auf 54books veröffentlicht. Ihr Text „Zur Kritik des normierten Lesens“ ist eine wunderbare Bestandsaufnahme der Diskussion um die „richtige“ Form der Literaturkritik und gibt zahlreiche Denkanstöße.

Im Blog Ein Buch Kommt Selten Allein geht es ebenfalls um ein in den sozialen Medien lebhaft diskutiertes Thema: Wie sollen Blogger als öffentliche Personen mit Büchern umgehen, in denen Sexismus, Vergewaltigung, Gewaltverherrlichung und andere schwierige Themen unreflektiert behandelt werden?

Der Mai war der Monat der re:publica. Bloggerin Mara Giese befand sich vor Ort und fragte sich, wieso dort eigentlich so wenig Buchblogger anzutreffen sind? Warum es sich genau für diese sehr lohnen würde an der re:publica teilzunehmen, hat sie in einem Blogbeitrag auf Buzzaldrins Bücher erläutert.

Währenddessen war Caterina Kirsten mit Patricia Highsmith und Dennis Lehane in Boston unterwegs und lässt uns in ihrem Blog Schöne Seiten daran teilhaben. Als Kontrastprogramm finden wir ebenfalls auf Schöne Seiten einen lesenswerten Bericht über die gerade zu Ende gegangenen Solothurner Literaturtage. Im Blog Sätze & Schätze gibt es einen Beitrag über den Zwickauer Literaturfrühling und die Vielfalt der dort präsentierten unabhängigen Verlage. Und Frank Rudkoffsky schreibt in seinem Blog sehr persönlich über das diesjährige Tübinger Bücherfest.

Der Blog Subway Book Review, in dem lesende Menschen in der New Yorker U-Bahn porträtiert werden und Buchempfehlungen geben, ist einer der weltweit bekanntesten Buchblogs. Isabella Caldart hatte Gelegenheit, für ihren Blog novellieren Uli Beutter Cohen, die Macherin von Subway Book Review, zu interviewen.

Tobias Zeising vom Blog Lesestunden hat sich Gedanken über die Einsamkeit des Romanlesers gemacht.

Drei Buchvorstellungen sind mir besonders aufgefallen: Auf Jargs Blog wird das Buch „Der Geschmack von Laub und Erde: Wie ich versuchte, als Tier zu leben“ von Charles Forster besprochen. Ein Buch, das mich vom Titel und Thema her eigentlich nicht interessieren würde – aber der Blogbeitrag macht sehr, sehr neugierig.
Stefanie Leo schwärmt auf Lesen // Leben // Lachen vom Roman „Sungs Laden“ von Karin Kalisa und findet einen unmittelbaren Bezug zum eigenen Leben. Ihr Text macht ebenfalls neugierig auf ein Buch, das ich sonst nicht auf dem Schirm gehabt hätte.
Und im Blog glasperlenspiel13 stellt Vera Lejsek das Buch „Hölle und Paradies“ von Bettina Baltschev vor, eine Geschichte des Querido-Verlags, der während der finsteren Jahre der Nazi-Zeit deutschen Exilschriftstellern ein verlegerisches Zuhause war.

Saskia Weyel geht in ihrem Blog Who is Kafka der Frage nach, woran man eine Dystopie erkennt. Sie beschreibt dabei gleichzeitig, wie sich momentan das Genre wandelt. Und auf Lohnt das Lesen hat Bloggerin Andrea Blank eine kleine Geschichte des Klappentextes zusammengestellt.

Im Blog Elektro vs. Print präsentiert uns Tania Folaji eine ansprechende Auswahl schöner und spannender E-Books. Eine interessante Liste und gerade für Print-Leser eine gelungene Horizonterweiterung.

Und zum Schluss sei noch unbedingt auf einen AISTHESIS-Blogbeitrag hingewiesen, der den wunderbaren Titel trägt „Karl Ove Knausgård oder Berlinerisch ist Sächsisch mit niederdeutschem Einschlag. From Meißen with love“. Ein gelungener Vom-Hölzchen-aufs-Stöckchen-Text mit Tiefgang.

Ich hoffe, mit dem Netzrückblick wieder ein paar Leseanregungen aus der vielfältigen Welt der Literaturblogs gegeben zu haben und wünsche uns allen einen schönen Start in den Sommer. Und stets genügend Buchvorräte im Regal.

 

Uwe Kalkowski ist seit vielen Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler in großen und winzigen Buchhandlungen, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Marketingmensch in verschiedenen Fachverlagen; seit 2009 ist er Marketingleiter des RWS Verlags in Köln. Als Kaffeehaussitzer bloggt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse. In der Kolumne Kaffeehaussitzers Netzrückblick gibt er hier auf buchmarkt.de regelmäßig eine Übersicht über lesenswerte Fundstücke aus den Literaturblogs. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.

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