
Immer Freitags hier ein Autorengespräch – heute mit Uwe Schneidewind: Seit 2010 leitet das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, einen der führenden internationalen Umwelt-und Nachhaltigkeits-Thintanks. Zusammen mit dem Institut legt er jetzt das Buch Die Große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels bei Fischer vor, das zur einer neuen Perspektive in der Klimadebatte ermuntert.
Das war Anlass für Fragen an den Autor:
Diese Frage stellen wir immer, damit unsere Leser im Buchhandel gleich wissen: Worum geht es in Ihrem Buch?

Uwe Schneidewind: Seit über 40 Jahren diskutieren wir die globalen Klima-und Umweltherausforderungen. Dennoch steigen die Treibhausgas-Emissionen weiter, verlieren wir immer mehr Regenwälder und verschmutzen weiter unsere Meere. Wissen und Mahnen alleine reicht offensichtlich nicht, um in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft umzusteuern. Wir müssen viel besser verstehen, wie gesellschaftliche Veränderungsprozesse verlaufen. Das zeigt das Buch auf, für die Energiewende genauso wie für die Mobilitätswende oder die Zukunft unserer Städte und des Wohlstands von morgen. Zentral dabei: Um Veränderungsprozesse auszulösen, braucht es Gestaltungslust und Kreativität in Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. Dafür steht der Schlüsselbegriff des Buches: Zukunftskunst.
Zukunftskunst. Was ist damit gemeint?
Damit ist die Fähigkeit gemeint, kulturellen Wandel, kluge Politik, neues Wirtschaften und innovative Technologien miteinander zu verbinden. So werden Energie- und Mobilitätswende, die Ernährungswende oder der nachhaltige Wandel in unseren Städten möglich. Das Buch ermuntert Politik, Zivilgesellschaft, Unternehmen und jeden einzelnen von uns zu Zukunftskünstlern zu werden.
Wie entstand die Buch-Idee, sahen Sie einen konkreten Anlass?
Als internationaler Nachhaltigkeits-Thinktank spüren wir seit einiger Zeit immer deutlicher, wie der Wind vielen Umweltanliegen ins Gesicht weht. Gleichzeitig wurde klar, dass alleiniges Mahnen und Verweisen auf die Erkenntnisse der Klimaforschung nicht mehr reicht, um dem etwas entgegenzusetzen. Das Buch wirbt für eine Perspektive, die Menschen wieder mitnimmt. Es will dafür begeistern, Teil einer großen Zukunftskünstlerinnen-Bewegung für ein lebenswertes 21. Jahrhundert zu werden.
Welche Leserschaft wollen Sie damit ansprechen?
Wir sprechen Engagierte in Umweltverbänden, Kirchen, Gewerkschaften, Politik und Unternehmen sowie jeden Einzelnen an, denen die ökologischen und sozialen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts am Herzen liegen.
Mit welchem Ziel?
Wir wollen einen Einblick geben, wie die ‚großen Wenden‘ von der Mobilitätswende bis zu neuen Wohlstandsmodellen gelingen können. Und wir wollen Mut dazu machen, dass es trotz schwieriger Entwicklungen in den letzten Jahren lohnt, sich dafür einzusetzen.
Mit welchem Argument könnte ein Buchhändler Ihr Buch am besten verkaufen?
Für nur 12 Euro erhält man einen fantastischen Überblick über die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte von einem der führenden internationalen Forschungsinstitute in diesem Feld. Und man bekommt Mut gemacht, weiter aktiv für eine soziale und ökologische Zukunft zu kämpfen. Das Buch ist die Eintrittskarte in eine breite Zukunftskünstler-Bewegung.
Drei Worte, die das Buch gut beschreiben?
Optimistisch, Aufgeklärt, Zukunftskunst
Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?
Warum ist eine Installation des Skulpturenkünstlers Tony Cragg auf dem Titelbild eines Umweltbuches zu sehen?
Hier können Sie dies nun tun:
Tony Craggs Arbeiten stehen idealtypisch dafür, wie auch monumentale Skulpturen mit oft schwer zu bearbeitenden Material eine Leichtigkeit ausdrücken können. Zudem steht der Titel des abgebildeten Ensembles „Points of View“ gerade idealtypisch für den Perspektivwechsel des Buches. Und natürlich sind wir als Wuppertaler Forschungsinstitut stolz darauf, dass der weltweit ausstrahlende Künstler Tony Cragg seit 1977 von Wuppertal aus wirkt.
Die Fragen stellte Franziska Altepost