Susanne Straßer über "Fuchs fährt Auto" (Peter Hammer Verlag) und die Herausforderung, ein gutes Kinderbuch zu schreiben sowie zu illustrieren „Gute Illustration bedeutet für mich ein sinnvolles Zusammenspiel von Bild und Text“

Susanne Straßer (c) Dominik Parzinger

Ihr Bilderbuch Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte (Hinstorff Verlag, 2010), wurde 2013 fürs Kino verfilmt. Jetzt legt Susanne Straßer mit Fuchs fährt Auto (Peter Hammer Verlag) ein Pappbilderbuch vor, das mit seinen farbenfrohen Bildern und der verständlichen Bildsprache eine „rasante Geschichte mit überraschendem Ende“ erzählt. Doch worin besteht eigentlich die Herausforderung, ein Kinderbuch zu schreiben, das sich in seine Zielgruppe hineinversetzt und Themen auswählt, die diese auch begeistert? Wir haben nachgefragt:

BuchMarkt: Worum geht es in dem Buch?

Susanne Straßer: Fuchs fährt Auto, der Titel sagt es bereits: Fuchs ist tipp tapp, tipp tapp mit seinem roten Rutschauto unterwegs, rattert über Schotter, flitzt durch Pfützen, fährt Kurven … Erst langsam, dann immer schneller, begleitet u.a. von Maus, Maulwurf, Vogel, Schlange …die heimlich als blinde Passagiere aufsteigen. Fuchs merkt nichts! Doch am Ende fliegt der ganze Schwindel auf.

Und konzeptionell?

Es geht um das sinnliche Erfassen einer Rutschautofahrt, so wie sie kleine Kinder selbst erleben und wahrnehmen: das Holpern, wenn man über Steine fährt, das spritzende Wasser der Pfützen, das Hin und Her beim Kurven fahren, langsames Sich-bergauf-Mühen, schnelles Bergab-Sausen …, umgesetzt in einer kleinen witzigen Geschichte mit eingängigem, lautmalerischen Text.

Wie entstand die Idee dazu?

Mit diesem Pappbilderbuch, dem bereits eine Reihe ähnlicher vorangeht, wollte ich einmal aus dem bisherigen, statischen Szenenaufbau „ausbrechen“ und eine etwas temporeichere „Draußengeschichte“ mit wechselnden Örtlichkeiten erzählen. Da bot sich die Fahrt mit einem (Rutsch)auto sehr gut an, ein Thema das Kinder in diesem Alter beschäftigt.

Worin sehen Sie die Herausforderung, ein Kinderbuch zu schreiben –  worauf kommt es hierbei an?

Bei meinen Pappbilderbüchern kommt es sehr darauf an, dass ich meine junge Zielgruppe im Blick behalte. Also was sind die Themen aus ihrem Erfahrungsbereich, und wie bereite ich sie in einer kurzen, witzigen Geschichte so auf, dass schon die Kleinen sie verstehen können (selbst ohne den Text und nur durch das Bild!). Die Herausforderung besteht darin, sich zu reduzieren, einmal in der Wahl der möglichen Themen, sowie in ihrer Aufbereitung, also welche Möglichkeiten man hat, für so junge Kinder zu erzählen. Inhaltlich, textlich wie bildlich. Gerade das Verständnis für Humor entwickelt sich mit dem Alter.

Dass man sich in seine Zielgruppe hineinversetzt, Themen wählt, die diese begeistert und sie in einer (Bild-)Sprache umsetzt, die diese verstehen kann und diese anspricht, gilt aber sicherlich ganz allgemein für das Schreiben eines (Kinder-)Buches.

Kinder welchen Alters wollen Sie mit dem Buch ansprechen?

Der Verlag gibt das Alter mit zwei Jahren an. Ich glaube, dass die Geschichte auch schon für jüngere Kinder funktioniert. Allerdings entdecken die Kinder mit ca. zwei Jahren also, wenn sie dann schon sicher laufen können, dass die mit einem Rutschfahrzeug oder einem anderen Gefährt noch mobiler werden können.

Von daher ist es das ideale Alter für ein Buch über eine Fahrt mit einem ersten Fahrzeug. Nichtsdestotrotz erlebe ich bei meinen Lesungen immer wieder, dass auch ältere Kinder an den Pappbilderbüchern noch großen Spaß haben.

Welche Reaktionen erhoffen Sie sich?

Ich wünsche mir natürlich, dass die Kinder den Fuchs und sein „Gefolge“ ins Herz schließen, sie die Geschichte lustig finden und dass das Buch ähnlich gut ankommt wie die vorherigen Pappbilderbücher.

Und der Buchhändler, mit welchem Argument kann der das Buch am besten verkaufen?

  • Thema „Auto fahren“: ein Thema das kleine Kinder in diesem Alter begeistert
  • „Sinnliches Erleben“ einer Fahrt mit dem Rutschauto
  • Witzige, rasante Geschichte mit überraschendem, versöhnlichen Ende
  • Rythmisierter, lautmalerischer, eingängiger Text, ideal für kleine „Mitleser/Mitsprecher“
  • Witzige, farbenfrohe Bilder, verständliche Bildsprache mit kleiner versteckter Nebengeschichte zum Entdecken
  • Sympathische Tiercharaktere

Was lesen Sie privat gerne/aktuell?

Ich lese gerne spannende oder lustige, ironische Belletristik mit Hang zum Absurden.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?

Da ich meine Pappbilderbücher schreibe UND illustriere werde ich häufig gefragt:

Was ist zuerst da, die Bilder oder der Text?

Hier können Sie dies nun tun:

Es ist nicht immer gleich. Bei Der Wal nimmt ein Bad gab es eine zum Beispiel eine kleine Skizze als Ausgangspunkt für die Geschichte. Aber meist steht am Anfang eine Idee/ein Konzept, bei Fuchs fährt Auto die Rutschautofahrt, wobei an dem Punkt z.B. noch nicht klar ist, wie ist das Personal, wer fährt, sind es viele oder nur einer …Es gab bei diesem Projekt viele verschiedene Ansätze, u.a. auch eine Verfolgungsjagd, die es dann aber nicht geworden ist.

Wenn ein erstes konzeptionelles Grundgerüst steht, zeichne ich ein kleines Storyboard, parallel dazu entwickelt sich eine erste Version des Textes. Anhand des Storyboards lassen sich verschiedene Szenarien durchspielen, bevor es dann an die Entwicklung und das eigentliche Illustrieren der Bilder geht.

Wenn die Bilder da sind, entsteht die finale Version des Textes. Denn gute Illustration bedeutet für mich ein sinnvolles Zusammenspiel, ein gegenseitiges Sich-Ergänzen von Bild und Text. Und gerade weil der Text sehr reduziert ist, kommt jedem Wort und jedem Satzzeichen mehr Bedeutung zu.

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