Das Sonntagsgespräch Herbert Nolte: Wie sich das christliche Sortiment weiterentwickeln muss

Mit „Mensch trau Dich“ hat der 8. Fachkongress des Christlichen Medien Forums (CMF) ein eher persönliches Motto. Wir fragten Herbert Nolte, leitender Organisator des Kongresses Christliches Medien Forum (CMF) und ehemaliger Geschäftsführer der Buchhandelskette Alpha, wie sich der christliche Buchhandel weiterentwickeln muss.

Herbert Nolte

buchmarkt.de: In der Einladung zum CME-Kongress schreiben Sie im Vorwort: „Weil sich alles weiterentwickelt, wollen wir nicht stehen bleiben…“ An welcher Stelle entwickelt sich derzeit für den christlichen Buchhandel etwas weiter? Worauf müssen christliche Buchhändler heute reagieren?
Herbert Nolte: Es ist zu beobachten, dass Buchumsätze rückläufig sind und eine Tendenz zu Geschenkideen besteht. Wie allgemein im Buchhandel, bildet der Internethandel und der verstärkte Direktvertrieb der Verlage eine Herausforderung. Hinzu kommen andererseits steigende Kosten, vor allem bei den Mieten. Dem Handel zu helfen wie er zum Akteur werden kann, das ist der Ziel unseres Kongresses.

Das Motto heißt: „Mensch trau dich“. Hat der Christliche Buchhandel zu wenig Traute? Wozu soll er sich trauen?
Vielleicht mag manch einer müde geworden sein, sich immer wieder auf Neues einzulassen oder sich vor neuen Wegen scheuen. Es gilt die Angst von den neuen Medien zu überwinden und sich bei den sozialen Netzwerken im Internet zu beteiligen. Jörg Winter hat dieses Mal absichtlich ein Thema gewählt, das eher persönlich ist. Er will Mut machen und das Selbstvertrauen fördern, um in der Lage zu sein, geschäftlich neue Wege zu gehen.

Welche Qualitäten hat der christliche Buchhandel heute – immer noch?
Mein Nachfolger bei ALPHA, Frank Spatz, hat das neulich etwa so ausgedrückt: Wir haben hohe Beratungskompetenz bei einer werteorientierten Literatur, es besteht Offenheit für persönliche Begegnungen und Kundenbeziehungen. Wir sind Ansprechpartner für die großen Schnittstellen und Feste im Leben von Geburt bis Trauer.
Bei uns bekommt der Kunde alles aus einer Hand, was im christlichen Bereich angeboten wird: Literatur, Geschenkartikel, Kartenauswahl, Musik, Film, Software..
Ich füge dem hinzu, dass es viele gute Kontakte zu den Verlagen gibt. Daraus lässt sich mehr machen: zum Beispiel an Werbung und Schulung. Auch der CMF wird von einigen Verlagen getragen, die damit den Handel stärken wollen.

Wie kann er die nutzen?
Am zweiten Tag des Kongresses wird es zum Beispiel eine Podiumsdiskussion zwischen Lektoren und Buchhändlern geben. Der Vorschlag kam von Lektoren, sie möchten von den Buchhändlern mehr über ihre Arbeit und die Kunden erfahren. Sicher stellen die Buchhändler auch manche Fragen an die Mitarbeiter im Verlagslektorat.

Braucht der christliche Buchhandel neue Zielgruppen oder muss er seine bestehenden aktivieren?
Er braucht beides. So schnell sind neue Zielgruppen nicht zu finden. Er muss die jungen Leser neu entdecken und Menschen auf der Suche nach Sinn und Werten ansprechen.

Sie kommen aus einem sehr konfessionell geprägten Buchhandel, haben die Alpha Buchhandlungen zu einer starken Filialkette entwickelt. Welche Chancen hat heute ein klares konfessionell geprägtes Bekenntnis im Buchhandel? Oder muss sich der Handel auch dort öffnen?
Der christliche Handel muss sich öffnen, ohne das alte Profil aufzugeben. Die Breite seines Angebots kann keine allgemeine Buchhandlung bieten, aber er muss mehr auf Rentabilität achten.

Was macht heute ein gutes, ein verkäufliches christliches Buch aus? Welchen Stoff brauchen Buchhändler von den Verlagen?
Das hat sich nicht geändert: Die Bücher müssen authentisch sein, gelebtes Leben wiedergeben und professionell gemacht sein. Bernhard Meuser, Verlagsleiter des katholischen Pattloch-Verlags wird beim CMF-Kongresszum Thema sprechen: Christliches Programm in unchristlichen Zeiten. Er schreibt vorab: es gibt keine Patentrezept, ein christliches Buch muss Herz und Kopf erreichen.

Welche Rolle spielen elektronische Medien für den christlichen Buchhandel? Sehen Sie darin Möglichkeiten, sich noch mehr mit den Kunden zu vernetzen? Oder ist das Zeitverschwendung?
Bisher noch keine große Rolle, wir wollen uns aber diesem Thema stellen. Auf jeden Fall muss auch der christliche Handel mit den elektronischen Medien umgehen können. Er muss seine Zurückhaltung ihnen gegenüber überwinden und prüfen, wo er sie einsetzen kann. Wir bieten zwei Workshops mit den Themen: „Bedeutet das E-Book eine Revolution für den Buchhandel?“ und „Facebook als Chance für den stationären Buchhandel“.

Wie kann der CME-Kongress dazu beitragen?
Der CMF-Kongress soll dazu beitragen, dass auch in Zukunft motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit großer Offenheit ihren Kunden und deren Lebenssituationen begegnen und mit einem hohen Grad an Professionalität und mit zeitgemäßem Ambiente ihre Buchläden führen. Und er soll das gute Miteinander von Verlagen und Buchhandlungen fördern.

Interessierte erhalten Informationen und können sich noch anmelden bei:
CMF-Kongressbüro, c.o Gerth Medien, Frau Becker, Dillerberg 1, 35614 Asslar,
Tel: 06443-6837 – E-Mail: becker@gerth.de

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