Jürgen Kron wird heute 60 Jahre alt. Jens Prüss gratuliert dem Geschäftsführer der Droste Verlags zum runden Geburtstag:
Das muss 2015 gewesen sein, als Dr. Jürgen Kron in eine Besprechung platzte und Petra Schneider, die Prokuristin des Droste Verlags, sinngemäß zu mir sagte: „Darf ich vorstellen, unser neuer Geschäftsführer.“ Strahlend gab er mir die Hand und erklärte, dass er bei dem weiteren Gespräch nur „Mäuschen spielen“ wollte. Mit auffällig sanfter Stimme stellte er dann aber doch zwei, drei Fragen und ich begriff, dass mein Buchprojekt noch nicht ganz ausgereift war. Ich versprach, das Exposé noch mal zu überdenken. Beim Abschied stand er so gut gelaunt und rosig vor mir, dass ich dachte, dem möchte ich doch gern mal meine Stadt zeigen. Schließlich hatte er angedeutet, Düsseldorf noch überhaupt nicht zu kennen. Freudig ging er auf das Angebot ein und wir verabredeten uns. Unkomplizierter geht es nicht.
Kron kam an diesem Tag aus Darmstadt, wo er bis dahin in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft unter anderem der Programmleiter für Geschichte war. Er erwartete mich unten an der Tür des Verlagshauses mit Rollkoffer und Stetson. Der Hut gab ihm etwas Gutbürgerliches. Aber schon während der Führung, die durch den Hofgarten an ein paar Denkmälern vorbei schnell in die Randbezirke der Altstadt ging, begriff ich, dass sein seriöses Outfitt eine Camouflage ist. Denn als wir auf der Ratinger Straße vor dem „Füchsen“ ein Alt tranken, so was Feinherbes ist dem gebürtigen Pfälzer ja nur als Wein bekannt, fragte Kron, wo denn der „Ratinger Hof“ wäre. Ein paar Häuser weiter, sagte ich erstaunt. Die Punker-Kneipe gäbe es aber nicht mehr. Worauf Kron wissend nickte und sagte, dass dort so coole Bands wie die „Fehlfarben“ und „DAF“ aufgetreten wären. Die hätten ihn in seiner Jugend sehr geprägt. „Und“, fragte ich provokant, auch den Pogo getanzt?“ „Na klar“, antwortete Kron lakonisch.
So einer führt also seit sieben Jahren den Droste Verlag. Nur folgerichtig, dass 2018 ein Buch über den Punkrock aus Düsseldorf erschien, Keine Atempause von Sven-Andre Dreyer und Michael Wenzel. Und mir gab Kron kurz nach dem nächtlichen Spaziergang den Auftrag, über die „Punker“ der Sudhäuser zu schreiben, die Köbesse. Die Sprüche klopfenden Bierkellner, die bedienen, wie sie wollen und wann sie wollen, hatten es ihm auf unserem Rundgang mächtig angetan. „So was haben wir bei uns nicht“, seufzte er an dem Abend. Dabei hatte er als Geschäftsführer des Verlags Philipp von Zabern die urigen Äppelwoi-Kneipen in Frankfurt kennen gelernt. Aber diesen Vergleich ließ Kron nicht gelten.
Als ich für dieses Buch eine Führung durch die Kölner Brauhäuser plante, der Düsseldorfer schaut ja gern mal über den Tellerrand, schloss sich Kron gleich mit fast allen Mitarbeiter/innen des Verlags an. In feucht-fröhlicher Runde lernten sich Geschäftsführung und Belegschaft gleich mal von einer sehr privaten Seite kennen. Und der Autor bei der bierseligen „Fraternisierung“ mitten drin. So wachsen Wertschätzung und Vertrauen.
Womit schon viel über den Führungsstil des Winzersohns gesagt ist. Kron braucht es familiär und entspannt, nur so kann er kreativ arbeiten. Fehlern begegnet er sanftmütig und humorig. Auch ich war schon Profiteur seiner Langmut. In arbeitsintensiven Phasen verteilt er auf den Schreibtischen auch mal süße Stimmungsaufheller. Kurz, ihm gelingt eine Arbeitsatmosphäre, in der viele gute Ideen gedeihen. Selten stand der 1933 gegründete Droste Verlag finanziell so gut da wie heute. Wobei die Stadt- und Wanderführer großen Anteil an der Erfolgsstory haben. Sehr dominant dabei die Reihe „Glücksorte“. Die Reisebegleiter sind so erfolgreich, weil sie Tipps geben, die im Internet nicht einfach zu finden sind. Fast jeder Einzelband, das Grundkonzept entwickelten Petra Schneider und Barbara Maassen, erzielte bisher eine Auflage im fünfstelligen Bereich.
In einem Interview für das Geselllschaftsmagazin D-Journal (17. Juli 2022) erklärte Kron das Geheimnis dieses Erfolgs: “Andere Wanderführer setzen darauf, dass man möglichst anstrengend unterwegs ist, wir setzen auf Entschleunigung und Wohlfühlen. Das Gleiche gilt auch für andere Reihen, wie etwa „Zu Fuß durch…“, mit denen man Städte ohne Stress erlaufen kann, oder auch unsere neue Reihe „Urlaub für die Seele“ Wir sagen manchmal, wir sind ein echter Glücksverlag, und dazu passen dann auch unsere Bücher.“
Jens Prüss
Kontakt: j.kron@droste-verlag.de
