Frank Goosen über sein Fußballbuch "Spiel ab!" (Kiepenheuer & Witsch) „Vielleicht sogar für ein paar Jungs und Mädchen, die kicken und schon länger kein Buch gelesen haben“

Frank Goosen: „Es hat mich gereizt, den Mikrokosmos Kreisligaplatz zu beschreiben, wo so unterschiedliche Menschen zusammenkommen wie sonst nur selten. Aber auch das Spiel an sich habe ich versucht, mit unterschiedlichen Mitteln zu erfassen: als direkte Beschreibung, als Nacherzählung oder als Liveticker“(c) Martin Steffen

Frank Goosen wurde mit acht Jahren bei seinem ersten Stadionbesuch fußballsozialisiert und war vier Jahre Jugendtrainer bei einem kleinen Verein in Bochum. Mit Spiel ab! (Kiepenheuer & Witsch) hat er nun einen Fußballroman geschrieben, der, so sagt der Autor,  „witzig, authentisch und spannend“ ist. Anlass für Fragen:

BuchMarkt: Diese Frage stellen wir stets zuerst: Worum geht es in Ihrem neuen Buch?

Frank Goosen: Frank „Fränge“ Dahlbusch versucht das Verhältnis zu seinem von ihm getrennt lebenden 13jährigen Sohn zu verbessern, indem er dessen Fußballmannschaft trainiert. Sein Freund, der Schriftsteller Förster, muss als Co-Trainer aushelfen, obwohl er überhaupt keine Ahnung von Fußball hat. Gemeinsam mit den beiden und dem Lehrer Brocki gehen wir mit der permanent abstiegsbedrohten Jugendmannschaft durch eine ganze Saison in der Kreisliga.

Wie entstand die Idee dazu?

Ich war selbst vier Jahre lang Jugendtrainer bei einem kleinen Verein in Bochum und habe die Mannschaft meines älteren Sohnes gecoacht. In dieser Zeit habe ich so viele tolle Erfahrungen gemacht, und es sind so viele witzige, aber manchmal auch schwierige Dinge passiert, dass ich schon länger den Plan hatte, das alles in einem Roman zu verarbeiten.

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Gibt es nicht schon genug „Fußballbücher“ auf dem Markt, was macht Ihres so besonders?

Es sind sehr viele Fanbücher, in denen Leute beschreiben, wie sie Anhänger eines bestimmten Clubs geworden sind und was sie im Stadion oder bei Auswärtsfahrten erlebt haben. Im fiktionalen Bereich gibt es sehr viele Krimis oder Kinderbücher. Für Erwachsene etwa die Romane von Tonio Schachinger oder Philipp Winkler. Es hat mich gereizt, den Mikrokosmos Kreisligaplatz zu beschreiben, wo so unterschiedliche Menschen zusammenkommen wie sonst nur selten. Aber auch das Spiel an sich habe ich versucht, mit unterschiedlichen Mitteln zu erfassen: als direkte Beschreibung, als Nacherzählung oder als Liveticker.

Ihr Roman ist also nicht nur lustig und es geht auch nicht nur um Fußball, richtig? Welche zentralen – auch gesellschaftlichen Themen – spielen mit rein?

Zum einen, wie schon erwähnt, die Tatsache, dass beim Fußball unterschiedlichste soziale Milieus zusammenkommen. Försters Exfreundin zum Beispiel ist eine aus dem Fernsehen bekannte „Tatort“-Kommissarin, deren Auftauchen bei einem Spiel für Aufsehen sorgt. Zum anderen geht es auch um Auseinandersetzungen in einer multikulturellen Mannschaft. Die Jungs haben Wurzeln in Deutschland, in der Türkei, im Libanon, in Albanien, auf Sizilien, in Portugal oder Russland. Und auch die latenten, manchmal aber auch offen zu Tage tretende Ausländerfeindlichkeit, die ich auch erleben musste. Wenn etwa der Trainer der Gegner sagt: „Du hast aber auch eine Menge Ölaugen in der Mannschaft!“ Und die ganze Sache dann eskaliert, weil man Jungs wegen einer bestimmten Herkunft automatisch unterstellt, mehr Mist zu bauen als andere. Jungs (auch Mädchen) in der Pubertät bauen Mist, unabhängig davon, wo die Eltern oder Großeltern mal hergekommen sind.

Was können Erwachsene denn von Jugendlichen lernen?

Fränge ist eigentlich ein großes Kind geblieben. Er lernt im Laufe des Romans, dass man irgendwann mal bestimmte Verhaltensmuster ablegen sollte, wenn man sich nicht weiter lächerlich machen will. Und von einem Fußballteam, gleich welchen Alters oder welcher Zusammensetzung, kann und sollte man lernen, dass man nur gemeinsam voran kommt und dass man Unterschiede manchmal einfach aushalten muss. Klingt nach Glückskeksspruch, ist aber so.

An welche Leserschaft richtet sich das Buch?

Ich denke, wer meine anderen Bücher mag, wird sich auch von diesem gut unterhalten fühlen, selbst wenn er oder sie sich nicht sonderlich für Fußball interessiert. Besonders reizvoll ist es aber, denke ich, für Mütter und Väter, deren Kinder in kleinen Vereinen spielen, unabhängig von der Sportart. Dann haben sicherlich Menschen, die diese Vereine ehrenamtlich am Laufen halten, Spaß daran und erkennen sich und das, was sie tun, hoffentlich wieder. Und vielleicht sogar ein paar Jungs und Mädchen, die kicken und schon länger kein Buch gelesen haben. Bei einigen meiner ehemaligen Spieler soll es schon funktioniert haben.

Mit welchem Argument kann der Buchhandel es gut verkaufen?

Lässt sich prima lesen, aber man amüsiert sich hoffentlich auf einem ordentlichen Niveau. Bietet Wiedererkennungseffekte für Insider und neue Einblicke für Leute, die sich mit Fußball, speziell Jugendfußball bisher nicht so auskennen.

3 Wörter, die es ideal beschreiben?

Witzig, authentisch, spannend.

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