Bertram Pfister über das neue Libri-Angebot "Best of Manga": „Man muss als Buchhändler*in kein eingefleischter Fan sein, um mit Mangas Erfolg zu haben“

Betram Pfister: “ Auf der einen Seite fokussieren wir uns bei der Angebotsfülle auf Bestseller und Trendtitel, vermitteln aber zugleich auch erforderliches Fachwissen und Hintergrundinformationen an die Buchhändler*innen, so dass diese sich eine Expertise aufbauen können“

Der Umsatz der Warengruppe „Manga“ hat sich im Buchhandel laut Media Control von 39 Mio. EUR im Jahr 2018 auf aktuell 106 Mio. EUR entwickelt. Seit Anfang Februar bietet Libri deshalb mit „Best of Manga“ ein neue Systemlösung für Buchhändler*innen, die einen einfachen Zugang zu der Warengruppe Manga verspricht. Wir sprachen dazu mit Libri-Vertriebsleiter Bertram Pfister:

BuchMarkt: Am 2. Februar haben Sie mit „Best of Manga“ ein neues Angebot für BuchhändlerInnen gestartet. Was hat es mit dieser Systemlösung auf sich?

Bertram Pfister: „Best of Manga“ ist auf die spezifischen Anforderungen des inhabergeführten Buchhandels zugeschnitten und eröffnet einen einfachen Zugang zur stark wachsenden Warengruppe Manga. Wir sehen hier ein großes Interesse und auch große Chancen für Buchhandlungen, neue Umsätze zu erschließen und gerade auch junge Zielgruppen zu erreichen. Dabei ist es wichtig, mehr als nur kuratierte Titelpakete anzubieten. Über den einfachen Einstieg hinaus geht es darum, Orientierung zu bieten, Wissen zu vermitteln und aktuelle Trends proaktiv zu bedienen, um das Potenzial der Warengruppe voll zu nutzen.

Sind Mangas nicht eher ein Nischenthema?

Mangas erleben einen gewaltigen Boom. Allein von 2020 auf 2022 hat sich der Umsatz in dieser Warengruppe im deutschen Buchhandel auf 106 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Innerhalb der Belletristik sind Mangas der zentrale Wachstumstreiber und haben bereits 2021 Science-Fiction und Fantasy bei den Marktanteilen überholt. Die Warengruppe ist also sehr attraktiv – insbesondere um junge Leser*innen anzusprechen und für die eigene Buchhandlung zu gewinnen.

Wie erklären Sie sich diesen Boom dieser Warengruppe?

Der Erfolg von Mangas kommt nicht über Nacht. Bereits zu Beginn der 2000er Jahre erlebte die Warengruppe angetrieben durch Erfolgsreihen wie Dragon Ball und Sailer Moon und deren TV-Präsenz ein erstes starkes Wachstum. In der Folge wirkte dann das Internet als weiterer Verstärker für die Verbreitung von Mangas. Das Zusammenkommen des Erfolgs von Streaming-Plattformen wie Crunchyroll mit der breiten Verfügbarkeit von Mangas und den Lockdowns in der Corona-Pandemie hat dann zu einer Explosion der Verkaufszahlen geführt.

Was denken Sie, wieso sich viele unabhängige BuchhändlerInnen nicht an dieses Segment herantrauen?

Gerade für Neueinsteigende erscheint das Segment angesichts seiner Vielfalt häufig unübersichtlich. Das kann abschreckend wirken. Es gilt also, diese Einstiegshürde zu überwinden. Hier setzen wir mit „Best of Manga“ an. Auf der einen Seite fokussieren wir uns bei der Angebotsfülle auf Bestseller und Trendtitel, vermitteln aber zugleich auch erforderliches Fachwissen und Hintergrundinformationen an die Buchhändler*innen, so dass diese sich eine Expertise aufbauen können.

Und was machen die großen Filialisten dahingehend besser?

Besser ist das falsche Wort. Sie haben aber aufgrund der verfügbaren Fläche und auch der größeren Personaldecke andere Möglichkeiten. Bisherige Manga-Konzepte haben dann auch vor allem die Filialisten im Blick und lassen sich nicht einfach auf den unabhängigen Buchhandel übertragen. Das wollen wir mit „Best of Manga“ ändern.

Mit „Best of Manga“ soll der Zugang nun vereinfacht werden. Wie läuft das denn konkret ab; worin besteht das Angebot?

Die Systemlösung besteht aus zwei Säulen. Einmal bietet „Best of Manga“ eine Auswahl an Toptiteln und wichtigen Novitäten samt regelmäßigen Austausch mit aktuellen Trendtiteln. Dabei können Buchhandlungen ihren räumlichen Kapazitäten und Schwerpunktsetzungen entsprechend aus zwei Größen auswählen. Eine quartalsweise Sortimentsbereinigung inklusive Remissionsaufruf sind ebenfalls wichtige Bestandteile unseres Angebots.
In der zweiten Säule „How to Manga“ geht es um einen langfristig begleiteten Kompetenzaufbau. Wir begleiten Buchhandlungen zielgerichtet, indem wir Sortimentslisten sowie Hintergrundinformation zu den Manga-Serien zur Verfügung stellen und informieren via Newsletter und Webinaren über wichtige und spannende Marktentwicklungen sowie inhaltliche Fakten über das Segment. Ziel ist, das nötige Know-how zu vermitteln, um die Warengruppe erfolgreich betreuen zu können.

Sie haben sich mit Dr. Joachim Kaps auch fachliche Unterstützung geholt. Wieso ist seine Expertise so passend hier?

Joachim Kaps ist ein absoluter Manga-Experte mit über 25 Jahren Erfahrung. Diese Expertise ist wichtig, um Titel nicht nur sinnvoll und analytisch anhand von Marktzahlen zu kuratieren, sondern gerade auch um Trends frühzeitig zu erkennen. Wir blicken mit „Best of Manga“ also nicht nur zurück, wir blicken auch nach vorn, indem wir crossmediale Effekte berücksichtigten. Einflussfaktoren wie Anime-Starts auf Crunchyroll oder Netflix fließen in die Zusammenstellung der Titel und die Bereitstellung von Hintergrundinformationen ein, damit Buchhändler*innen immer auf dem aktuellen Stand sind.

Er ist aber ein absoluter Manga-Fan. Ist es nicht doch auch notwendig und funktioniert doch nur dann im eigenen Laden, wenn man sich persönlich dafür begeistern kann?

Man muss als Buchhändler*in kein eingefleischter Fan sein, um mit Mangas Erfolg zu haben. Viel wichtiger ist es, offen und neugierig gegenüber dem Segment zu sein. Die Warengruppe ist für alle Buchhandlungen interessant, die junge Käufergruppen erreichen wollen. Für die Ansprache von Leser*innen, die neu in die Welt der Mangas einsteigen, ist es vor allem entscheidend, die Topseller und aktuell angesagten Titel verfügbar zu haben. So kann schon frühzeitig eine nachhaltige Kundenbindung aufgebaut werden.

Umsatzpotenziale scheinen ja per sé erst einmal für alle sehr attraktiv. Wie wird das Angebot bisher angenommen?

Lassen Sie es mich so ausdrücken: Es gibt Themen, für die man viel werben muss. Best of Manga gehört eindeutig nicht dazu. Wir haben gerade erst damit begonnen, über den Start der Systemlösung zu informieren, und das Interesse der Buchhandlungen ist bereits jetzt unglaublich groß.

Die Fragen stellte Franziska Altepost

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