Michael Reh über sein Buch „Asta“ (edition krimi) „Mein Buch eignet sich besonders für Fans von Miss Marple, die gern ein bisschen rätseln, aber auch Freude an originellen Figuren haben“

Michael Reh: „Das Buch richtet sich gleichermaßen an Männer und Frauen, wobei ich in der Story insbesondere ins Leben der Frauen Ü40 eintauche.
Asta eignet sich besonders für Fans von Miss Marple, die gern ein bisschen rätseln, aber auch Freude an originellen Figuren haben, und an Leser, die mehr wollen als den üblichen Krimi, den man am Bahnhof kauft“ (c) Tony Sargent

Am 20. September erscheint Michael Rehs neues Buch Asta. Ein Kriminalroman aus dem Alten Land in der edition krimi.

„Die Geschichte könnte genauso in Bayern oder Hessen spielen, aber meine Liebe galt dem Alten Land und einer besonderen Apfelplantage. Beide sind nicht nur der Handlungsort des Krimis, sondern auch der Ort, mit dem ich eine persönliche jahrelange Beziehung habe“, sagt der Autor. Anlass für  Fragen:

BuchMarkt: Worum geht es in Ihrem neuen Krimi Asta?

Michael Reh: Es handelt sich um eine verzweigte und verschwiegene Familiengeschichte. Geheimnisse stehen im Mittelpunkt, die der Mörder kennt und entsprechend ausnutzt. Mein Täter arbeitet mit Gift, es ist weniger blutig, auch wenn die Morde grausam sind.

Dennoch geht es eher um die Figuren, als um den psychopathischen Mörder. Im Mittelpunkt stehen die Gründe, aus denen wir handeln, wie wir es tun, und ob wir die Kraft haben uns zu ändern, wenn das Leben es fordert, oder in den alten Mechanismen stecken bleiben.

Krimi? Thriller? Wie würden Sie Ihr Buch einordnen?

Ich bezeichne „Asta“ persönlich gern als „Drimi“, also eine Mischung aus Krimi und Drama, denn es geht um verschlungene und geheime Familienbande, die über ein ganzes Jahrhundert unerkannt bleiben. Allein der Mörder kennt alle Hintergründe. Es geht um dysfunktionale (Familien-) Strukturen und Lebensläufe. Dazu wartet mein Buch mit einigen sehr spannenden Figuren auf!

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Es handelt sich also eher um eine „charaktergetriebene“ Story?

Bei dem Kriminalfall handelt es sich um eine Mordserie, die eine ganze Gegend in Atem hält! Die Handlung spielt also schon eine gewichtige Rolle. Sie haben aber Recht, die Charaktere und ihre persönliche Entwicklung stehen im Mittelpunkt.

Meine vier großen Figuren, Tom, Clara, Gisela und Heiko, müssen sich entscheiden, ob sie wie gewohnt weiterleben oder sich der Veränderung stellen wollen, die der Fall mit sich bringt. Es ist Kommissar Heiko Degens erster großer Fall. Alle Opfer scheinen auf seltsame Weise miteinander verbunden und alle Zeichen auf denselben Täter deuten, trotz teils jahrzehntelangem Abstand zwischen zwei Taten. Dazu kommen weitere, wie ich finde, sehr originelle Figuren, wie der amerikanische Bildhauer Tom, die verurteilte Doppelmörderin Clara und ein wunderbarer Hund namens Schoko! Und meine persönliche Lieblingsfigur Gisela, die unerwartet stets den Nagel auf den Kopf trifft! Ich habe bewusst ein Buch geschrieben, in dem auch ältere Frauen zu Wort kommen, die ja leider in unserer Gesellschaft nicht so häufig Erwähnung finden.

Ihr Buch heißt ja Asta. Ein Kriminalroman aus dem Alten Land. Was hat es mit dem Handlungsort auf sich?

Die Geschichte könnte genauso in Bayern oder Hessen spielen, aber meine Liebe galt dem Alten Land und einer besonderen Apfelplantage. Beide sind nicht nur der Handlungsort des Krimis, sondern auch der Ort, mit dem ich eine persönliche jahrelange Beziehung habe. Gute Freunde von mir leben seit 25 Jahren in der Nähe von Stade und dieser magische Ort in einer alten Apfelplantage hat mir immer seelischen Halt gegeben, wenn ich mich vom hektischen Berufsleben zurückziehen musste. Ich habe dort auch viel an meinem ersten Buch „Katharsis“ gearbeitet.

Außerdem war das Alte Land in der Zeit des Lockdowns, der auch mich als Photograph in meiner Arbeit massiv betroffen hat, der Ort, an dem ich ein neues Kapitel in meiner Karriere und meinem persönlichen Lebensweg aufschlagen konnte. „Asta“ ist im Lockdown entstanden, auf endlosen Fahrradtouren, in einsamen Nächten, auf langen Spaziergängen mit meinem vierbeinigen Freund Schoko, einem Viszlarüden, der, wie Sie oben lesen konnten, auch eine große Rolle im Roman spielt. (Ich bin ein großer Hundefan!)

Welche Leserschaft wollen Sie mit dem Buch ansprechen?  Welche Reaktionen erhoffen Sie sich?

Am besten eine breite (lacht). Spaß beiseite, das Buch richtet sich gleichermaßen an Männer und Frauen, wobei ich in der Story insbesondere ins Leben der Frauen Ü40 eintauche.

Asta eignet sich besonders für Fans von Miss Marple, die gern ein bisschen rätseln, aber auch Freude an originellen Figuren haben, und an Leser, die mehr wollen als den üblichen Krimi, den man am Bahnhof kauft. „Asta“ hat durchaus Tiefgang und beleuchtet das Leben meiner Protagonisten. Es ist eine spannende Geschichte, in der, glaube ich, bis zum Schluss nicht feststeht, wer die Morde begangen hat. Ich wollte ein Buch schreiben, das ich selbst gerne lesen würde. Ich bin seit Jahrzehnten ein großer Krimifan und habe in „Asta“ meine Leseerfahrung und Lieblingselemente zusammengeführt. Herausgekommen ist eine spannende, intensive und auch emotionale, lebensnahe Geschichte. Ich denke, ich habe Figuren kreiert, die am Anfang „sperrig“ sind, weil traumatisiert und enttäuscht, so wie Clara, aber die eine Chance erhalten, sich zu ändern. Die mutig sein müssen und furchtlos.

Wer ist eigentlich diese „Asta“?

Asta ist der Schlüssel der Geschichte. Arbeitstitel des Romans waren „Die Liste“ und auch „Der Kreidemörder“, aber es geht um starke Frauen, Familie, eine scheinbar unlösbare Mordserie und immer wieder taucht Asta auf, die zur Zeit des heutigen Geschehens und den Ermittlungen meines Kommissars Heiko Degen bereits seit Jahrzehnten tot ist. Nach und nach erschließt sich Heiko und seinem Freund Tom Astas Identität und somit ein Schlüssel zur Aufklärung der Mordserie

Mit Asta nähern Sie sich ja nun einem ganz anderen Themenfeld, als in Ihrem Debütroman Katharsis, in dem Sie sich Ihrer eigenen Vergangenheit als Missbrauchsüberlebender stellen.

Ja, von außen betrachtet haben Sie da völlig recht. Aber „Katharsis“ war auch eine Art Krimi, auch wenn es um Missbrauch und meine eigene Lebensgeschichte ging. Dennoch habe ich in „Katharsis“ auch eine Geschichte erzählt, die mit einem Kapitalverbrechen zu tun hat. Der Leser wurde an ein unbekanntes Thema herangeführt, das von unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde in einer Art psychologischem Familienkrimi. In „Asta“ bin ich meinem Stil treu geblieben. Es geht um Lebensträume, starke Frauen, spezielle Lebenswege, Gesellschaftsstrukturen, Morde über Jahrzehnte und Mut, sich den eigenen Dämonen zu stellen. Mich interessieren als Mensch und Autor immer das „Warum“ und das „Woher“. Und wenn man das Ganze in einen spannenden Krimi oder auch „Drimi“ packt: perfekt!

Apropos originelle Lebenswege: Wie ist es Ihnen in den letzten anderthalb Jahren ergangen?

Katharsis kam zum richtigen oder auch absolut unpassenden Moment auf den Markt, das hängt von der Perspektive ab. Das Buch erschien drei Wochen vor dem Lockdown. Lesungen waren entsprechend kaum möglich, aber ich konnte mich stärker der Pressearbeit widmen und damit von der privaten Person zur öffentlichen werden, was das Thema sexuellen Missbrauch betrifft. Rückblickend war das ein enorm wichtiger Prozess. Als Missbrauchsüberlebender, der in der Öffentlichkeit steht, fordere ich ganz klar politische und soziale Veränderungen, auch in der Rechtsprechung. Ich konnte durch mein Buch und Dank meiner medialen Reichweite vielen Menschen helfen und einige hoffentlich auch für das Thema sensibilisieren. Mit dem Lockdown kam natürlich, wie bei allen anderen auch, die Konfrontation mit der eigenen Person und vor allem: Zeit. Für mich zum ersten Mal nach 30 Jahren im „Fashionzirkus“. Ich hatte viel Zeit, um weiterzuschreiben und musste nicht gehetzt von einem Job zum nächsten fliegen. Das empfand ich als sehr angenehm und konnte Asta durch intensive Arbeit in gut einem Jahr vollenden! Persönlich habe ich mich durch „Katharsis“ sehr verändert, es war wirklich wie eine innere Reinigung. Ich habe alte Muster noch stärker erkannt und mich sukzessive davon befreien können. Und tue es immer noch! Ich empfinde ein Gefühl der Befreiung, und bin froh, die Debatte vorangebracht zu haben, auch wenn sie nach wie vor nicht genug geführt wird

Das nächste Vierteljahr werden Sie in Deutschland sein. Hört man also wieder mehr von Ihnen?

Ich werde meine Zeit in Deutschland noch einmal nutzen, um das Thema Kindesmissbrauch medial neu aufzugreifen. Außerdem steuere ich eine neue Karriere an, die mir sehr viel Spaß bringt: Die des Autors! Also eine weitere Chance, denn ich bin ja schon jenseits der Midlife Grenze. Das Glas ist immer halb voll, sage ich! Und mit „Asta“ habe ich ein unterhaltsames Buch mit Tiefgang geschrieben und das allein war schon eine wunderbare Erfahrung

Mit welchem Argument kann eine Buchhandlung Ihr Buch gut verkaufen?

In  dem Buch dreht sich alles um eine spannende Familientragödie. Diese ist gespickt mit reichlich Lokalkolorit aus Niedersachsen, genauer gesagt: dem Alten Land. Außerdem wartet der „Drimi“ mit vielen interessanten Frauenfiguren im Alter zwischen 40 und 80 Jahren auf. Das sind schon drei gute Argumente! (lacht)

Was lesen Sie privat gern?

An und für sich bin ich ein großer Krimifan. Ich lese gern Tess Gerritsen und Dörthe Hansen. Von Frau Hansen finde ich insbesondere „Mittagsstunde“ grandios! Ich habe im letzten Jahr allerdings sehr viel geschrieben und auch als Fotograf wieder viel arbeiten können, da blieb nicht viel Zeit zur Lektüre. Mal schauen, was im Herbst und Winter auf den Markt kommen wird.

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