Klaus E. Spieldenners Markenzeichen sind Krimis mit einem Hauch „Elbluft“, jeder Menge „Alster-Action“ und „Hanseflair“ – eine Mischung, die sichtlich beim Leser ankommt: ELBTOD, der 2017 erschienene Krimi über die Hamburger Elbphilharmonie, wird bereits in 8. Auflage aufgelegt; ELBFLUCHT erscheint im März 2021!
Zuerst die Standardfrage, worum geht es dann im März in Elbflucht?
Dann ermittelt meine Kriminalhauptkommissarin Sandra Holz hinter Gittern, in Santa Fu.
Was gibt es da denn zu ermitteln?
Während Umbaumaßnahmen auf dem Gelände der Hamburger Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel werden zwei Skelette freigelegt. Geht ein Mörder frei um in Santa Fu? Oder handelt es sich bei den beiden Toten tatsächlich um die verschwundenen Häftlinge aus dem Jahr 2010? Die Ermittlungen führen Sandra Holz und ihr Team in die dunklen Gänge der reinen Männeranstalt in Hamburgs Norden.
Und mit welchem Argument ist das aus Ihrer Sicht wem am besten zu verkaufen?
Ich schreibe aus „kreativer Langeweile“, es gibt also keinen direkten Leistungsdruck. Insofern bemühe ich mich Leserinnen und Leser von 16 bis ins hohe Alter mit meinen Regionalkrimis anzusprechen. Natürlich liegt der Schnitt eher bei den Damen über 50, aber da heißt es nicht aufgeben und um jeden Leser zu kämpfen. Dazu kommt, dass die Hansestadt Hamburg schon ein Selbstläufer ist und so muss man sie dort– zum Glück – niemanden mehr näherbringen.
Wie entstehen denn Ihre Regional-Krimis?
Ich bin ein Schnellschreiber und meine Fantasie entwickelte sich aufgrund hunderter Comics und mindestens genauso vieler Jugendbücher damals in meiner saarländischen Heimat recht positiv. Aus diesem „Fundus“ lässt es sich gut recherchieren und schreiben. Dabei vermische ich gerne Fiktives mit der Realität, was einige meiner sieben Hamburg-Krimis – wie z.B. den DOM-Krimi (Der Dom trägt Schwarz) – besonders prägt.
Ich komme etwas durcheinander mit dem Zählen, Elbflucht ist aber schon Ihr neunter Krimi um die Kommissarin Sandra Holz?
Verbirgt sich zwischen Ihren Zeilen eine Botschaft?
Mir liegt es nicht am Herzen in meinen Büchern den Zeigefinger zu erheben, zu ermahnen oder besser zu wissen. So werde ich auch das aktuelle Thema „Covid 19“ weitestgehend umschiffen. Es gibt im Land Kummer und Probleme genug; meine Bücher sollen bei den Käufern nach Möglichkeit ein Abschalten stressiger Momente und Gedanken verursachen. Dazu kommt, dass meine Kommissarin kein Supergirl ist, sondern eine toughe junge Frau, die zum schwierigen Beruf auch ein Privatleben besitzt. Das zusammen ergibt meinen „literarischen Zaubertrank“!
Der Regionalkrimi wird oft belächelt …
… aber bestimmt nicht vom Buchhandel. Das ist doch ein stabiler Umsatz. Und regionale Produkte haben sich inzwischen überall etabliert und sind nicht mehr nur bei der grün-angehauchten Bevölkerung beliebt. Nein, Spaß beiseite, auch ich bin 2012 auf diesen gemütlich tuckernden Zug des regionalen Krimis aufgesprungen. Er hatte für einen Nicht-Studierten/Nicht-Journalisten, der jedoch ausgerüstet war mit viel Selbstbewusstsein, Fantasie und zusätzlicher kreativer Langeweile das meiste Potential, um den Einstieg in die Zauberwelt der Literatur zu wagen.
Diesen Einstieg haben Sie nicht bereut?
Nein. Heute, neun Bücher später, schreibe ich noch immer Regional-Krimis. Nun aber ist mein Antrieb, dass der schmale Grat zwischen Erfolglosigkeit und Erfolg doch einen großen Reiz auf mich ausübt. So bleibt ein enger Kontakt zu meinen LeserInnen u.a. bei Veranstaltungen gewährleistet. Dazu hält sich der Erfolgs- und Leistungsdruck in Grenzen und doch lassen es die Verkaufszahlen zu, dass Arbeitsplätze erhalten werden. Klingt nach Win-Win-Situation! Als Musiker der ich auch bin, erlauben Sie mir bitte den Vergleich mit bekannten Rockbands: Dort antworten ja inzwischen gebuchte Agenturen auf die persönlichen Anfragen der Fans an ihre Idole. Das erledige ich noch immer mit Freude selbst.
Ihr Verhältnis zum Buchhandel? Wünsche an den Buchhandel?
Ich beneide den Buchhandel nicht um seine Arbeit am großen Würfeltisch der Buch-Neuerscheinungen. Der jährlichen Flut an Büchern – speziell im Bereich Belletristik – Herr oder Frau zu werden wird sicher immer schwerer. In diesem Jahr kommt noch ein Mehraufwand hinzu, durch weitere zahlreiche und kreative Köpfe, die zu Hause sitzen und ihre Karriere in Richtung Pulitzer-Preis planen. Nein echt, ich habe vollsten Respekt vor den BuchhändlerInnen, arbeiten Sie weiter mit Augenmaß! Ach ja, und bitte meine Regionalkrimis ganz vorne auf die Büchertische im Laden. ;-)
Die Fragen stellte Christian von Zittwitz