Christine Bierschenk über ihr Buch "Kraftort Wald" (Patmos) „Das Buch ist eine Einladung, den Wald mit allen Sinnen zu entdecken und zu verstehen“

Mit ihrem neuen Buch Kraftort Wald (erschienen bei Patmos) möchte Christine Bierschenk alle Sinne erreichen. Die auf dem Buchdeckel integrierte CD (gesprochen von Ulrike Kriener) liefert zum Text meditative Hörspaziergänge. „Im Dreiklang von Gehen, Hören und Spüren sind Buch und CD eine Einladung für eine Auszeit im Alltag“, sagt die Autorin. Anlass für Fragen:

Christine Bierschenk: In fast allen Kapiteln geht es auch um die körperliche Erfahrung, um das Spüren des Körpers in und mit der Natur, um sinnliche Entdeckungen. Ich kann mir vorstellen, dass Frauen offener sind für diese Fragen und sich eher angesprochen fühlen als Männer. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Natur berührt uns alle. (c) Annette Heinze

BuchMarkt: Worum geht es in dem Buch?

Christine Bierschenk: Kraftort Wald ist ein Buch für alle Sinne. Texte mit Sachinformationen zeigen spannende Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Natur. Sie geben Impulse für das eigene Leben. Stimmungsvolle Fotos spiegeln die Schönheit der Bäume. Die auf dem Buchdeckel integrierte CD regt an, mit musikalisch begleiteten Hörspaziergängen unterwegs zu sein. Das geht vom Sofa aus, lieber noch direkt im Wald. Im Dreiklang von Gehen, Hören und Spüren sind
Buch und CD eine Einladung für eine Auszeit im Alltag.

Durch Klick aufs Cover geht es zum Buch

Wie entstand die Idee dazu?

Ich arbeite wie viele heute vorwiegend am Bildschirm. Immer wieder gibt es
Zeiten, in denen Termindruck oder ein zu hohes Arbeitsvolumen Druck verursachen. Weil ich weiß, dass Gehen guttut und den Kopf auslüftet, habe ich in diesen Phasen versucht, einen Spaziergang in meinen Alltag zu integrieren. Ich stellte dann fest, dass ich das Arbeitstempo mitnahm und im Stechschritt losrannte. In diesen Momenten habe ich mir eine akustische Begleitung
gewünscht, die mein Tempo drosselt und mich zu innerer Ruhe führt. Oft brauchte es nur einige Minuten, bis sich zunächst unmerklich eine Veränderung einstellte. Nach und nach entwickelte sich aus dieser ersten Idee ein Herzensprojekt: Hörspaziergänge zu schreiben, die Natur und Mensch näher zusammenbringen und das Gehen im Wald begleiten– wie in einer angeleiteten Meditation. Über mehrere Jahre entstanden dann Textfragmente, die sich schrittweise zu einem Ganzen zusammengefügt haben. Inzwischen habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, mehr oder weniger regelmäßig in den Wald zu gehen. Und ich spüre, dass es mir fehlt, wenn ich doch mal wieder in Arbeit abtauche und alles andere übersehe.

Sind die ersten Sätze beim Schreiben schwieriger oder die letzten?

Ich habe die ersten Sätze sehr unbedarft geschrieben und damit eine Reise begonnen, ohne das Ziel genau zu kennen. Erst nach mehreren Jahren hat sich
für mich das große Glück aufgetan, Kontakt zum Patmos Verlag zu finden und
gemeinsam mit dem Verlag die Buchidee zu entwickeln. Von daher waren die
letzten Sätze am schwierigsten, insbesondere die Frage, wem möchte ich
danken, ohne mir wichtige Menschen zu vergessen.

Welche Leserschaft wollen Sie damit ansprechen?

Das Buch ist eine Einladung, den Wald mit allen Sinnen zu entdecken und zu
verstehen, dass es Gemeinsamkeiten gibt, die Mensch und Baum miteinander
verbinden. Verstehen wir die natürlichen Gesetzmäßigkeiten, von denen wir nicht losgelöst sind, können wir dieses Wissen in unserem Alltag nutzen. Insofern spricht es jeden an, der sich für die Thematik öffnet. In fast allen Kapiteln geht es auch um die körperliche Erfahrung, um das Spüren des Körpers in und mit der Natur, um sinnliche Entdeckungen. Ich kann mir vorstellen, dass Frauen offener sind für diese Fragen und sich eher angesprochen fühlen als Männer. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Natur berührt uns alle.

Und der Buchhändler, mit welchem Argument kann er das Buch idealerweise verkaufen?

Kraftort Wald verknüpft in jeweils 12 Kapiteln, die sich an die zwölf Monate im
Jahreslauf anlehnen, drei Aspekte miteinander: Für den Verstand gibt es Fachwissen und textliche Anregungen, die neue  gedankliche Wege öffnen. Für den Körper halten Buch und CD Ideen bereit, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen. Bereits wenige Minuten reichen für eine spürbar positive Veränderung aus. Für die Sinne regen Erkundungen im Buch und auf der CD die eigene Kreativität an, sich in der Natur und mit der Natur Inspiration in den Alltag zu holen. Die Natur wird so zur individuellen Kraftquelle.

Welche 3 Wörter beschreiben das Buch perfekt?

Mir gefällt sehr gut der Satz: Folge den Bäumen. So beginnt auch der erste Hörspaziergang auf der CD. Der Satz kam mir im Zusammenhang mit Werbung, die man sehr oft liest oder hört: Folgen Sie uns auf Instagram. Folgen Sie uns auf Facebook, oder Twitter usw. Ich möchte dazu einladen, in den Wald zu gehen und die Schönheit des Waldes für sich zu entdecken. Kurz gesagt: Folge den Bäumen.

Und privat, was lesen Sie da gerne?
Ich lese im Moment gerne Bücher, die sich mit den Zusammenhängen des
Lebens und allen Themen rund das Verstehen des eigenen Lebens in der Welt
befassen. Meine Aufenthalte im Wald haben mir meine Botanik-Kenntnisse
wieder in Erinnerung gerufen. Jetzt übe ich mich im Wissen um Kräuter und
Heilkräuter. Es ist wie ein Sog. Einmal eingetaucht in die engen Zusammenhänge von Mensch und Natur, lassen sie nicht mehr los. Und noch immer decke ich neue Themen auf, die mich weiterführen und bereichern.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?

Ich habe mich selbst gefragt, ob ein Buch über Bäume die drängenden Fragen
unserer Zeit aussparen darf; globale Fragen zu Klimawandel, Umweltzerstörung
oder Pandemie, lokale Fragen zu Hitzesommern, Wasserknappheit, Trockenschäden an Bäumen, Schädlingswellen usw.

Hier können Sie dies nun tun:

Die Frage versuche ich in einem kleinen Nachwort selbst zu beantworten. Es soll nicht so aussehen, dass ich diese wirklich wichtigen Themen vergessen habe, weil ich sie im Buch nicht anspreche. Mir ist es wichtig, dass wir die komplexe Vernetzung von Mensch und Natur verstehen und unsere Abhängigkeit von der Natur erkennen. An einem einzigen Beispiel lässt sich unsere Verbundenheit mit Pflanzen leicht erklären: Ohne Pflanzen als Sauerstoffproduzenten wäre kein Leben auf der Erde möglich. Wir atmen alle dieselbe Luft, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Alles ist mit allem verbunden. Ich glaube, das haben wir noch nie so deutlich gespürt wie in den letzten Monaten. Wir atmen alle. Dieser einzige Fakt sollte uns ausreichen, um den Erhalt von Bäumen als oberste Priorität
einzustufen. Wir sind täglich von negativen Nachrichten umgeben. Ich denke, nur das Schöne hat eine Kraft, die uns inspiriert und vorantreibt. Konzentrieren wir uns auf das Schöne in der Natur, öffnen wir uns für die Zusammenhänge des
Lebens. Ich wünsche mir, dass Leserin und Leser über das sinnliche Begreifen
den eigenen Blick wandeln und (wieder) mehr Kontakt zur Natur zu finden. Wir
alle sind Teil des Problems, aber wir können auch Teil der Lösung sein.

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