Runde Geburtstage Paul Puppe (80)

Paul Puppe, nach seiner DDR Flucht erfolgreicher Bahnhofsbuchhändler in Starnberg, wird heute achtzig Jahte alt. Ihm gratuliert sein Freund Wolfgang Prochaska:
Paul Puppe  (vor seiner Flucht DDR Verlagsbeauftragter des Bibliographischen Instituts Leipzig und Handelsbeauftragter Buchexport der DDR) mit Erinnerungen an seine Zeit als erfolgreicher Bahnhofsbuchhändler in Starnberg

 

Das Beständige in Paul Puppes Leben ist die Veränderung. Für viele Menschen sind die Heirat, die Familiengründung, der Hausbau, die Beförderung die großen Meilensteine. Für den stets umtriebigen Paul Puppe müssen irgendwie andere Maßstäbe gegolten haben und weiterhin gelten.Es ist ja nicht so, dass der aus Halle stammende Buchhändler, inzwischen wohnhaft am Starnberger See einen geraden Weg gegangen ist. Als wollte er dem Leben die Zunge zeigen und rufen: Mit mir nicht!  Und er tat gut daran, so flexibel und so mutig zu sein. Denn schon der Start in diese Welt 1942 war mehr als bescheiden:

Die ersten drei Jahre durfte er in der Klinik verbringen. Unterernährt und an den Folgen der Rachitis leidend, absolvierte er später eine Maurerlehre. Ein Knochenjob. Dass er die Kraft fand, sich als Krankenpfleger ausbilden zu lassen, sich dann zum Lagerverwalter weiterentwickelte und endlich zu seiner Berufung als Buchhändler in Halle fand, zeigt seine ungewöhnliche Energie.
Weitere Stationen waren Verlagsbeauftragter des Bibliographischen Instituts Leipzig und Handelsbeauftragter Buchexport der DDR. Wenn man so will, kann Paul Puppe auf mehrere Leben zurückblicken.  Allein seine Flucht 1977 aus der für ihn bedrückenden DDR, die mit einer 13-monatigen Trennung von seiner Frau Helga und seinem Sohn Jens einherging, war ein Husarenstück. Auch die Familienzusammenführung, die er hartnäckig betrieb, dass man an höhere Mächte glauben muss.
Dann wieder ein Neuanfang in der Bundesrepublik und eine Karriere bei Bertelsmann, für die er zuletzt Vertriebsbeauftragter für die neuen Bundesländer wurde. Aber weil ein Mann seines Kalibers die Herausforderung bruacht wie die Luft zum Atmen, macht er sich mit 50 Jahren (in einem Alter, da andere schon die Nachfolge im Blick haben) selbstständig als Bahnhofsbuchhändler in Starnberg.

Das war 1997 geht ins finanzielle Risiko, er hat die Stadt weichgeklopft und darf endlich in dem historischen Bahnhof seine Buchhandlung einrichten – die damals modernste und bestbestückteste weit und breit. Dort treffen sich die Reichen und die Schönen vom Starnberger See und mitten drin steht der liebe Paul und kann sein Glück kaum fassen. Darüber kann er viel erzählen, es ist eine Freude ihm zuzuhören.

Seine Leblingsgeschichte dreht sich dann um Johannes Heesters und  Simone Rethel:  Einige Monate nach deren heimlichen Hochzeitbekam die Yellow Press Infos von der Hochzeit. Aus diesem  Anlass besuchte Herr Heesters unsere Bahnhofsbuchhandlung. Da wir ein riesiges Sortiment hatten, bat mich Herr Heesters, alle Illustrierten mit den entsprechenden Berichten auszuwählen. Eine Mitarbeiterin war freudig und auch gerührtdass sie nun alle „Blätter“, die von der Hochzeit berichteten,heraus suchen durfte. Dieser Besuch von Herrn Heesters und der Anlass berührte mich und alle anderen Mitarbeiter enorm. Ich kann mich nicht erinnern, noch einmal eine so riesige Auswahl von Illustrierten einem so netten Kunden verkauft zu haben.
Es klingt wie ein Klischee, aber es ist wahr: Erst im Westen entfalten sich seine Talente erst so richtig – und er wundert sich, wie viel ihm gelingt: Als er durch Zufall erfährt, dass ein neuer Pächter für die Bahnhofsbuchhandlung in Starnberg gesucht wird, bekomm er den Zuschlag – und seine Buchhandlung wird zum Hotspot der Prominenz, sie alle kommen zu ihm, sind begeistert von seinem Angebot und von seiner weiterhin bescheidenen Art. Diese Haltung zahlt sich aus, er ist beliebt und der Laden brummt.

 

Der zarte Junge aus Halle, der seine ersten Lebensjahre in einer Klinik verbringen musste, ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere und entwickelt sich zum großen Kulturveranstalter der Stadt mit Krimi- und Harry-Potter-Nächten und vielen Jazz-Konzerten. Er hat seinen Traum verwirklicht, dieses wahre Glückskind, und jetzt denkt er daran, seine Autobiografie zu veröffentlichen – um sein  Glück und seinen nimmermüden Optimismus weitergeben.

Die Begegnung mit Dir, lieber Paul, war und ist für mich stets erfrischend, und ich kann vor Dir und Deinem Leben nur den Hut ziehen.  Chapeau, mein Lieber!
Dein Wolfgang Prochaska 

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Kommentare (1)
  1. Der Dank von mir an Wolfgang Prochaska und Christian von Zittwitz, Chef vom BuchMarkt für die Würdigung. Alle, meine Familie und ich waren erstaunt und erfreut über die Laudatio.
    Mit besten Grüßen
    Paul Puppe, Ambach am Starnberger See

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