Das Sonntagsgespräch Peter Felixberger: Weg vom Panikjournalismus

Peter Felixberger ist Programmgeschäftsführer bei Murmann, Buch- und Medienentwickler und Autor. Im Kursbuch, das seit vier Jahren bei Murmann erscheint, und in der neuen Reihe kursbuch.edition, deren ersten Titel im September erscheinen werden, begibt sich Herausgeber Felixberger auf die Spuren der Widersprüche und Gegensätze in modernen Gesellschaften.

Das neue Kursbuch Welt verändern (Murmann) erscheint im September. Es will Lesestoff für Menschen liefern, die sich vom Panikjournalismus geistig unterfordert fühlen. Das war Anlass für Fragen an einen der Herausgeber.

BuchMarkt: Herr Felixberger, welche der vielen Tätigkeiten ist Ihnen die liebste? Sind Sie in allen Bereichen gleichermaßen aktiv?

Peter Felixberger

Peter Felixberger: Ganz einfach. Produktentwicklung! In der Verlags- und Mediengruppe bei Murmann kann ich mich diesbezüglich voll einbringen. Sei es in der Zeitschrift enorm, deren Relaunch ich gerade begleiten darf, oder in die Briefedition Werner von Siemens, die wir für den 200. Geburtstag im Dezember vorbereiten, oder in das neue Kursbuch Welt verändern, das Anfang September erscheinen wird. Was will man mehr?

Kursbuch. Das Stichwort. Was hat es mit diesem Projekt auf sich?

Der Gedanke dahinter war die Überlegung, neben dem viermal jährlich erscheinenden Kursbuch eine kleine, feine Buchedition zu entwickeln. Mit dem Ziel, besonders gelungene Einzelstücke und Essays extrem vertiefend in einem eigenen Buch vorzustellen. Wenn man so will: Von 20 Seiten im Kursbuch auf 200 Seiten in der Edition. Armin Nassehi und ich, die Herausgeber der Zeitschrift, streben hier mit Sven Murmann und unserer Redakteurin Evelin Schultheiß ein ungewöhnliches Programm an. Im Herbst erscheinen als Autoren der wunderbare Popkritiker Karl Bruckmaier und sein fotografisches Ego Wilfried Petzi von F.S.K., der luzide Grenzüberschreiter Ernst Mohr und unsere Herausgeberwenigkeiten Armin Nassehi und ich.

Es heißt, das neue Kursbuch sei anders als die bisherigen, inwiefern?

Wir machen das Kursbuch erst seit der Nummer 170, also erst über vier Jahre. Demnächst erscheint die 187. Ja, es ist heute anders. Wir begeben uns auf die Spuren der Widersprüche und Gegensätze in modernen Gesellschaften. Es geht uns nicht, wie früher in den 60ern und 70ern, um die letzten Wahrheiten und Gefechte, um das ideologisch Richtige, nein, es geht uns um das Sichtbarmachen unterschiedlichster Perspektiven und Positionen rund um ein Thema. Um zu verstehen, warum sich unsere Gesellschaft so oder so verhält. Die Themen haben immer aktuelle Anschlüsse.

Welche Themen werden im Kursbuch behandelt?

Natürlich variiert das. Nehmen wir nur einmal das Jahresprogramm 2016. Es begann mit Fremd sein und seinen aktuellen Verwerfungen, dann aktuell Rechts. Ausgrabungen mit seinen Tiefenbohrungen in rechten Milieus und Denkwelten, demnächst dann Welt verändern mit seiner Suche nach zeitgemäßen Orten und Menschen, und schließlich Kalter Frieden im Dezember, wo es darum gehen wird, welche Konflikte und Kriege heute stellvertretend weltweit geführt werden. Grundsätzlich geht es in allen Kursbüchern immer um Brücken und Verbindungslinien, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind.

Welche Leserschaft soll angesprochen werden?

Es ist eher ein akademisches und intellektuelles Publikum. Menschen, die sich vom Panikjournalismus geistig unterfordert fühlen und die noch autonom und vertieft nachdenken wollen. Dafür liefern wir Argumente, Thesen und Hintergründe, mit denen man dann selbst weiterdenken kann. Aufklärung im besten Sinne also. Übrigens keine Frage des Alters, denn unter unseren Lesern sind auch viele Studenten.
Mit welchem Argument kann der Buchhändler Ihr Kursbuch am Besten verkaufen?
Ganz einfach: Sie haben schon alles gelesen und gehört. Dann wird es Zeit fürs Kursbuch. Einer intellektuellen Abenteuerreise in das Dahinter, Dazwischen und Darunter. Mittendrin kann jeder, aber Darüber hinaus nur wenige.

Also demnächst Kursbuch statt Belletristik?

Nein, das wäre anmaßend. Wir sind froh, dass unsere Leserschaft mit jeder Ausgabe wächst. Und das ohne Werbung, PR und Gedöns. Eine Literatur- und Kunststrecke gibt es sowieso in jedem Kursbuch.

Ihre weiteren Pläne?

Wir veranstalten gerade mit dem Goethe-Institut eine weltweite Tournee mit Veranstaltungen mit Kursbuchautoren. Das läuft außerordentlich gut. Und wir sind dem Goethe-Institut für die Kooperation sehr dankbar. Außerdem planen Sven Murmann und Friedrich von Borries hier ein Austellungsprojekt, von dem man sicher auch hören wird. Sie sehen, der Grundgedanke eines Media Networks hat auch das Kursbuch schon erfasst.

Zum Schluss: Ihr aktuelles Lieblingsbuch?

Alastair Bonnet Die seltsamsten Orte der Welt: Geheime Städte, Wilde Plätze, Verlorene Räume, Vergessene Inseln C.H. Beck.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert