Christoph Links (60)

Christoph Links

Christoph Links wird heute 60 Jahre alt. Autor Christoph Dieckmann gratuliert dem Berliner Verleger zum runden Geburtstag:

Kürzlich fand ich einen alten Brief meines Verlegers. Der Umschlag trägt noch DDR-Briefmarken, gestempelt am 19.7.1990. Das Schreiben, adressiert nach St. Paul/Minnesota, meldet „aus diesem chaotischen Berlin“ den Entwick-lungsstand unseres Buchprojekts My Generation. Cocker, Dylan, Lindenberg und die verlorene Zeit. Bis dato hatte ich noch gar kein Buch geschrieben, Christoph Links noch keines verlegt. Beide waren wir Mitte dreißig. All das hat sich dramatisch geändert.

Christoph Links ist ein Pionier der deutschen Neuzeit. Am 1. Dezember 1989 fiel in der DDR die Zensur und das staatliche Verlagsmonopol. Selbigen Tags gründete er sein Unternehmen. LinksDruck hieß es zunächst – ein unver-schuldet mißverständlicher Name. Längst prangt auf den Büchern das Logo Ch. Links. Wer da an Ch. Beck denkt, assoziiert nicht völlig fehl. Ähnlich dem Münchner Branchenriesen ist Ch. Links ein Qualitätshaus mit historiographi-schem Fundament.

In seinem Gründerjahrzehnt widmete sich Ch. Links überwiegend der DDR und ihren Fortzeugungen. Es wuchs – strikt ohne Ostalgie – eine opulente Bibliothek ostdeutscher Fakten- und Mentalitätsgeschichte, von der Studienreihe bis zur literarischen Publizistik. Neue Schwerpunkte setzte der Lateinamerikanist Links in der Kolonialgeschichte, mit Bildbänden zu historischen Schlüsselorten, mit Länderportraits … Der Anspruch ist hoch, Buch für Buch. Ideologica und flotte Kassenklingler werden nicht verlegt. Kalkulationen à la „Simmel finanziert Musil“ widersprächen dem Ver-lagsprofil. Auch seufzte der Sachbuchverleger Links einst erleichtert, er sei so froh, daß er nicht belletristische Diven beturteln müsse.

Christoph Links gehört zu den wenigen Menschen, die ost- und westdeutsch sprechen können. Er lebt seine Her-kunft als Reichtum, nicht als Handicap. Fraktionsübergreifend vermittelt er das politisch Nötige. Links´ Chronik der Wende, mit Freund Hannes Bahrmann verfaßt und auch als Dokumentarfilm-Sammlung populär geworden, ist das Kompendium der Umbruchsgeschichte. Ein Meisterstück gelang Links 2007 mit seiner Dissertation: Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen (verlegt 2009). Die aufregende Recherche portraitiert die 78 DDR-Verlage und ihr allermeist tragisches Geschick infolge einer Treuhand-Politik, die den Osten lediglich als Ab-satzmarkt begriff. Links kennt ihn als Kulturraum, doch der Anteil des einstigen „Leselands“ an der gesamtdeutschen Buchproduktion beträgt nurmehr zwei Prozent.

Der selbständige Verleger Christoph Links ist ein herzensbegabter Aufklärer mit paternalistischen Zügen. Wer zur Mittagsstunde den Verlag besucht, trifft Links´ kampfstarke Mannschaft beim Gemeinschaftsverzehr selbstgefertigter Gerichte. Gekocht wird reihum, vom Chef bis zum Praktikanten; danach sind Süßspeisen einzunehmen, garniert mit Palaver. Der hochgebildete pater familias hat eine Schwäche für Trivialitäten, womöglich gar für Klatsch. Man hört, demnächst werde er 60. Ad multos, lieber Verleger – Jahre und Bücher.

Wer auch gratulieren will: links@linksverlag.de

Möchten auch Sie jemandem aus Ihrer Buchhandlung/Ihrem Verlag zum „Runden Geburtstag“ gratulieren? Dann mailen Sie uns einen kleinen Text und ein Foto des Jubilars/der Jubilarin: redaktion@buchmarkt.de, Stichwort: Runde Geburtstage}

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert