Runde Geburtstage Susanne Schüssler (60)

Dr. Susanne Schüssler wird heute 60 Jahre alt. Verleger Christoph Buchwald (Uitgeverij Cossée, Amsterdam) gratuliert der Wagenbach-Verlegerin zum runden Geburtstag:

Susanne Schüssler © Denise Sterr

Saupreiß’, bayerischer*, so formulierte ihr späterer Gatte Klaus Wagenbach 1991 seine Bewunderung für die neue Verlagsvolontärin aus dem Hanser Verlag, nachdem er kurz vorher noch lachend gefragt hatte, was die Münchener Kollegen damit beabsichtigt hätten, ihm jemanden in einem eleganten Pepitakostüm für seinen Rote-Socken-Verlag zu empfehlen.

Inzwischen ist die 1962 in München geborene Verlagsvolontärin Susanne Schüssler, die in München studiert und promoviert hat, seit 20 Jahren Wagenbach-Verlegerin und feiert am 27. Januar den Sechzigsten. Wie der Verlag heute dasteht, ist schlicht beeindruckend und beschämt all die „solidarischen“ Bedenkenträger, die damals die Stirn runzelten oder fragten, ob es – einer Frau! – überhaupt möglich sei, aus dem Schlagschatten eines so profilierten und charismatischen Verlegers wie Klaus Wagenbach herauszutreten. Souverän und ohne jede zurückbellende Replik hat sie gezeigt, was Klaus Wagenbach mit Saupreiß’, bayerischer meinte. In einer klugen Verzwirbelung von Tradition und Innovation hat Schüssler (unter Mitwirkung eines beeindruckend vielsprachigen Lektorats) das literarische Programm international angereichert, der deutsch-, englisch- und spanischsprachigen neben der italienischen und französischen Literatur mehr Platz eingeräumt und u.a. mit Alan Bennett und Francesca Melandri veritable Bestseller verlegt. Mit der von der Verlegerin initiierten Reihe Politik setzt der Verlag eine alte Programmlinie mit neuen, inspirierend antiideologischen Denkbewegungen fort und kommentiert mit der Reihe Digitale Bildkulturen  politisch-ästhetische Entwicklungen, die mehr und mehr unseren Alltag bestimmen.

Und als gäbe es im Bücherhimmel eine Art höherer Gerechtigkeit, hat die seit der Gründung 1964 größte und ökonomisch riskanteste Unternehmung des Verlages unter Susannes Schüsslers Ägide nicht zur Kreditabteilung einer Bank geführt, sondern zu einem Riesenerfolg: Horst Bredekamps Michelangelo wurde phantastisch besprochen und phantastisch verkauft. Was für eine Arbeit, was für ein Wagnis, was für ein Erfolg! Der hat viele schlaflose Nächte und noch mehr Nachtarbeit gekostet, zudem die Fähigkeit Susanne Schüsslers, alle Beteiligten vom Autor bis zur Layouterin und vom Lektor bis zu den Korrektoren immer wieder zu begeistern und so das bestmögliche Resultat zu erreichen. Der Geniestreich ist gelungen und hat inzwischen kulturwissenschaftlich und ausstattungstechnisch Maßstäbe gesetzt. Und schwarze Zahlen geschrieben. (In einem Konzernverlag wäre Michelangelo vermutlich dank der exquisiten Ausstattung und der mehr als 900 meist farbigen Abbildungen als “unkalkulierbar” eingestuft worden.)

Und als wär’ der Arbeit nicht genug, ist Susanne Schüssler Berufsgruppensprecherin im Verwaltungsrat der VG Wort, Mitglied im Kuratorium des Kunsthistorischen Instituts in Florenz und des Präsidiums der Erich-Fried-Gesellschaft in Wien, hat verschiedene Anthologien herausgebracht, die Tochter großgebracht und Klaus Wagenbach die letzten sechs Jahre zuhause ver- und gepflegt.

Aber nochmal zur höheren Gerechtigkeit: Im Januar 2012 wurde Susanne Schüssler zum Commendatore des Verdienstordens der Italienischen Republik für ihre besonderen Verdienste bei der Förderung und Verbreitung der italienischen Kultur ernannt und 2018 als Verlegerin des Jahres ausgezeichnet.

Liebe Susanne, Saupreiß’, bayerischer, wir gratulieren mit gezogenem Hut und von Herzen. Und gestatte Dir bitte bald mal wieder mehr ein paar Tage in Italien, um durchzuatmen, Vittorios neuen Wein zu kosten und in der Bar dello Sport einen Doppio zu nehmen.

*für die Bayern-Fremdler: anerkennende Bezeichnung für jemanden, der/die mit preußischer Disziplin und bayerischem Dickschädel anpackt und viel zuwege bringt.

Christoph Buchwald

Kontakt: s.schuessler@wagenbach.de

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Kommentare (1)
  1. Ihr müsst euch schon entscheiden, ob ihr die alternative Mathematik anwenden wollt – 50 oder 60 Jahre jung.
    Aber egal, Frau Dr. Schüssler sieht eh aus wie 40!
    Happy Birthday!!!
    Dieter Klug
    Wolfratshausen

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