Holger Ehling über sein Buch "Lissabon – Begegnungen in der Stadt des Lichts" (Corso) „Traumhaft schön, authentisch und umfassend“

Unser Kolumnist Holger Ehling hat im Vorjahr mit Lissabon – Begegnungen in der Stadt des Lichts (Corso) ein Buch veröffentlicht, das gerade jetzt wieder Lust macht, eine Stadt zu entdecken, die für ihn zum zweiten Lebensmittelpunkt geworden ist. Dass Lissabon, und Portugal insgesamt, viel besser durch die Corona-Krise kommt als die meisten anderen Städte und Länder dürfte als Argument für eine Reise dorthin durchaus taugen. Auch die Münchener Buchhändlerin Philine Meyer-Clason, die wir im aktuellen Heft auf S. 18 interviewen, hat übrigens eine tiefe Beziehung zu Lissabon: Sie hat dort viele Jahre gelebt. Und Holger Ehling hat für dieses Interview gerne seinen Kolumnenplatz geräumt – schließlich hatte sie gleich nach Erscheinen sein Lissabon-Buch mit warmen Worten gelobt. Das war Anlass für unser  freitägliches Autorengespräch heute:

Unser Kolumnist Holger Ehling ist Journalist und Sachbuchautor. Als Reporter hat er aus Afrika und Lateinamerika berichtet, war Kommunikationschef der Frankfurter Buchmesse sowie viele Jahre Korrespondent in London. Er lebt in Frankfurt, aber Lissabon ist ihm zur zweiten Heimat geworden

BuchMarkt: Worum geht es in „Lissabon – Begegnungen in der Stadt des Lichts“?

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Holger Ehling: Worum es in dem Buch geht, wird im Titel deutlich. Will damit sagen, dass ich gar nicht erst den Versuch unternommen habe, einen Reiseführer zu schreiben. Erstens gibt es davon genug und zweitens kommt man mit einem Reiseführer dem echten Schatz einer Stadt nicht nahe: den Menschen, die dort leben. Also nehme ich das geneigte Publikum mit auf eine Reise der etwas anderen Art.

Es geht also um die Menschen, die dort leben?

Wir begegnen in dem Buch vielen verschiedenen Menschen, die uns erzählen, was sie in dieser Stadt so tun, wie sie ihr Leben gestalten, was sie mit der Stadt verbindet. Insgesamt stelle ich rund 20 Leute vor, die uns von „ihrem“ Lissabon erzählen. Da ist ein Straßenbahnfahrer dabei, ein Priester, ein Fußballtrainer, der Schriftsteller João Tordo, eine Fotografin oder auch ein junger Rapper, der uns durch ein Elendsviertel führt – in der Stadt des Lichts gibt es eben auch Schattenseiten.

Wie entstand die Idee dazu?

Ich wohne seit einigen Jahren teilweise in Lissabon, für mich ist es eine der schönsten Städte der Welt. Nicht nur, weil die Stadt sehr viele malerische Ecken hat, sondern vor allem, weil ich dort in ganz kurzer Zeit sehr viele Leute kennengelernt habe, die interessante Dinge zu erzählen hatten. Dabei hat sicherlich geholfen, dass ich von Anfang an die Leute gebeten habe, nur Portugiesisch mit mir zu reden, was die dann auch zumeist konsequent gemacht haben – da wurde ich dann auch öfters mal veräppelt, wenn ich etwas falsch formuliert habe, aber auf diese Weise hatte ich ganz viele Lehrerinnen und Lehrer, die sich gefreut haben, wenn ich mal wieder Fortschritte gemacht habe.

Und wie landete das Buch bei Corso?

Ich bin mit der Idee, etwas über Lissabon zu schreiben zu Lothar Wekel gegangen, der mir schon vorher ein tolles Buch über Apulien geschenkt hatte, in dem die Region anhand von Menschen „erzählt“ wird. Wir haben dann gemeinsam die Idee entwickelt, und daraus ist dann das Buch geworden – auch dank der lieben Leute in Lissabon. Als die nämlich mitbekamen, welche Art von Buch ich schreiben möchte, haben die sehr viele Vorschläge gemacht und ihre Kontakte mobilisiert.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?

Ein wirklicher Einblick in die Stadt des Lichts, in das Leben der Einwohner und in die Geschichte und Geschichten von Lisboa! Drei Worte  beschreiben das Buch optimal: Traumhaft schönauthentisch und umfassend.

Welche Leserschaft möchten Sie damit erreichen und welche Reaktionen erhoffen Sie sich?

Engagierte, aufgeschlossene Reisende, die Lust an Geschichten, Hintergründen und urbanem Zauber haben: Das Buch ist, wie schon gesagt, kein Reiseführer, aber es bringt den Leuten, die nach Lissabon reisen, die Stadt sehr viel näher, als es das Abklappern der Sehenswürdigkeiten kann. Nicht missverstehen: Sehenswürdigkeiten tragen diese Bezeichnung, weil sie eben sehenswürdig sind, und das ist in Lissabon natürlich auch der Fall. Aber wirklich verstehen kann man eine Stadt nur, wenn man mit den Leuten redet, die dort leben – und das tue ich in dem Buch stellvertretend für die Leser. Und so erfährt man natürlich ganz viel über die Stadt und die schönen Seiten, die ich ja selbst auch faszinierend finde, aber auch über den Alltag, der nicht immer nur schöne Seiten hat. Ja, ich liebe Lissabon, und das merkt man dem Buch sicherlich auch an.

Lissabon ist jetzt für Reisende wieder erreichbar – wann geht es wieder hin?

Ich bin im März gerade noch vor dem Lockdown aus Portugal zurückgekommen und würde lieber heute als morgen nach Lissabon fahren. Allerdings muss ich wegen meines aktuellen Buchprojekts zunächst einmal für zwei Monate nach Spanien. Lissabon muss also noch warten, aber nach der Frankfurter Buchmesse sollte es irgendwie klappen.

Die Fragen stellte Franziska Altepost

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