Von der Bloggerin zur Schriftstellerin - Anika Landsteiner legt mit „Mein italienischer Vater“ ihren ersten Roman vor „Diese Geschichte ist poetisch, spannend und sensibel erzählt – und eben kein klassischer Feelgood-Roman“

Die Münchnerin Anika Landsteiner legt mit Mein italienischer Vater (Diana ET. 10.9) ihren ersten Roman vor.

Anika Landsteiner: „Das Unterwegssein und das Gefühl von Freiheit stehen hier im Mittelpunkt. Empfindungen, die ich gerne auf meinem Reiseblog vermittle, weil gerade Roadtrips dabei helfen, sich wieder frei zu fühlen, Kraft zu tanken und dem Alltag zu entfliehen“ (c) Maximilian Heinrich

 

Ihr Debütroman soll ihre Faszination für Kulturunterschiede und (komplizierte) Familiengeschichten widerspiegeln und so spielt wie auch in ihrem Reiseblog das Unterwegssein eine zentrale Rolle: „In meinem Buch geht es um die innere und äußere Reise oder anders gesagt: um die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und um Selbstreflexion“, sagt die reiseerfahrene Autorin, deren erstes Sachbuch Gehen, um zu bleiben bereits 2017 bei Goldmann erschien.

Wir waren neugierig und fragten nach, was ihr neues Buch so besonders macht:

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Anika Landsteiner:  Laura ist neunundzwanzig, als ihre Mutter stirbt, zu der sie eine enge Bindung hatte. Nachdem auch ihre große Liebe in die Brüche geht, setzt sie sich ohne groß nachzudenken ins Auto und fährt zu ihrem Vater in das süditalienische Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, jedoch seit Jahren nicht mehr besucht hat. Mit ihrer Ankunft bringt sie vieles durcheinander: Ihr Vater sitzt im Rollstuhl, an seiner Seite eine Frau, der die Ankunft der Tochter ein Dorn im Auge ist. Als Laura versucht, in der ihr fremden Heimat Fuß zu fassen, stellt sie fest, dass ihr nie alles über ihre deutsch-italienische Familie erzählt wurde –  und zieht aus Neugier die unterste Karte aus dem Kartenhaus heraus.

In meinem Buch geht es vormerklich um die innere und äußere Reise, um die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und Selbstreflexion. Außerdem beschäftigt sich mein Roman mit den großen Fragen zum Thema Familie, warum sie oftmals so schwierig ist und warum es doch gleichzeitig so wichtig ist, die eigenen Wurzeln zu kennen.

Was möchten Sie Ihren Lesern mitgeben?

Vor allem Mut und Vertrauen im Leben. Laura ist am Anfang der Geschichte eine verletzte und unsichere Frau, die aufgrund ihres zerfallenden Lebens ihre bisherigen Entwürfe und auch sich selbst in Frage stellen muss.  Ich möchte Mut machen, dass es positiv sein kann, ganz unten anzukommen, weil genau das Möglichkeiten bietet, die sonst übersehen werden können.  Außerdem will ich mitgeben, wie wichtig es ist, sich mit sich selbst zu beschäftigen, denn nur so lernt man sich kennen und kann anderen überhaupt gegenübertreten.

Wie haben Sie Ihre Buchidee entwickelt? Welche Rolle hat Ihr erfolgreicher Reiseblog anidenkt.de dabei gespielt?

Ich habe vor einiger Zeit eine Kurzgeschichte geschrieben, eine junge Frau fährt von München nach Süditalien. Das Unterwegssein und das Gefühl von Freiheit stehen hier im Mittelpunkt. Empfindungen, die ich gerne auf meinem Reiseblog vermittle, weil gerade Roadtrips dabei helfen, sich wieder frei zu fühlen, Kraft zu tanken und dem Alltag zu entfliehen. Das ist es, was ich am Reisen generell so schätze, deshalb diese Kurzgeschichte.  Schnell merkte ich jedoch, dass sie nicht zu Ende war, dass noch etwas darin schlummerte, was erzählt werden wollte. Und so wurde aus der Kurzgeschichte ein Roman.

Wie entstand schließlich der Fokus auf das Thema Familie?

Ich finde es unglaublich spannend, Familiengeschichten unter die Lupe zu nehmen: unterschiedliche Menschen kommen zusammen, die als Mosaik zusammengesetzt, plötzlich Sinn ergeben. Treffen dann auch noch verschiedene Kulturen aufeinander, sind Spannung und Unterhaltung vorprogrammiert.

Welche Leserschaft wollen Sie ansprechen?

Ich habe keine spezifische Leserschaft im Kopf, da ich denke, dass das Thema Familie und auch die Selbstreflexion jeden Menschen irgendwann einmal beschäftigt. Aber ich freue mich natürlich sehr, wenn gerade schüchterne oder unsichere Frauen wie Laura sie ist, die Geschichte lesen, und Mut bekommen, einfach mal loszuziehen. Sei es, sich auf eine wirkliche Reise aufzumachen, also die äußere, oder die innere zu beleuchten, und sich selbst kennenzulernen. Oder eben beides.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler Ihr Buch am besten verkaufen?

Es spielt größtenteils im italienischen Winter, eine Jahreszeit des Landes, die kaum jemand aus Deutschland kennt.Diese Atmosphäre macht den Roman außergewöhnlich, genauso wie die Melancholie der Sprache, die sich abwechselt mit kuriosen Einblicken ins Familiengeschehen.  Lauras Geschichte ist poetisch, spannend und sensibel erzählt; und eben nicht der klassische Feelgood-Roman, den man vielleicht erwartet vor italienischer Kulisse.

Und privat, was lesen Sie da?

Ich lese am meisten amerikanische (Gegenwarts)literatur, zum Beispiel Elizabeth Strout, aber ich mag auch Benedict Wells‘ Romane sehr. Außerdem liebe ich Biografien von KünstlerInnen und im Urlaub muss es ein düsterer Thriller sein. Die Mischung macht’s.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gerne noch beantwortet?

Von der Bloggerin zur Schriftstellerin –  wie kam es zu diesem Schritt?

Hier können Sie dies nun tun:

Ich habe schon immer geschrieben, in meiner Kindheit und Jugend waren es Songtexte, Drehbücher, Kurzgeschichten und Gedichte, später Kolumnen und Artikel bei Jugendzeitschriften. Den Blog gründete ich während meines Quereinstiegs in den Journalismus, ich wollte eine Plattform schaffen, auf der ich Texte veröffentlichen konnte, immer mit der Hoffnung im Hinterkopf, von einem Verlag oder einer Agentur gelesen zu werden. So kam es dann letztlich auch. Der Reiseblog, zu dem sie sich über die Jahre entwickelt hat, vereint meine Liebe zum Schreiben und Reisen, er ist aber auch gleichzeitig mein Portfolio und hat somit seinen Zweck erfüllt.

Heute mag ich den Unterschied sehr, zwischen dem Schreiben eines Blogartikels, der dann sofort online geht, und die lange Arbeit an einem Manuskript, das irgendwann im Buchladen steht.

 

 

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