Franziska Schreiber im Autorengespräch zu ihrem Aussteigerbericht "Inside AfD", ... … über „gelebte Fremdenfeindlichkeit“ und das tatsächliche Gesicht der AfD

Franziska Schreiber

Sie sagt: „Der Zustand, in dem sich die AfD befindet, hat für mich nichts mehr mit Konservatismus zu tun, das ist gelebte Fremdenfeindlichkeit. Ich befürchte, dass einige Wähler das bisher nicht ernst nehmen“ –  Franziska Schreiber (27) nimmt es ernst und will mit ihrem Buch Inside AfD. Der Bericht einer Aussteigerin (Europa Verlag/ET 3.August) aufklären, aufrütteln und die ganze Geschichte der AfD verdeutlichen. Sie sagt: „Diese Partei ist heute gefährlicher als je zuvor.“ Sie selbst war von 2013 bis 2017 Mitglied der „Alternative für Deutschland“ und setzt sich deshalb auch kritisch mit ihren eigenen, während ihrer Zeit in der AfD vertretenen Forderungen auseinander.

Anlass für Fragen an die Autorin:

BuchMarkt: Was war Ihre Motivation Inside AfD zu schreiben?

Franziska Schreiber: Dafür gab es zwei Gründe: Ich wollte mir erstens selbst darüber klar werden, wie sich die Dinge entwickeln konnten, wie sie sich entwickelt haben und wie auch ich mich in diesen vier Jahren so verändern konnte.  Zweitens wollte ich vor der AfD warnen, die von vielen in ihrer ganzen Gefährlichkeit noch unterschätzt wird, vor allem von Protestwählern. Schließlich habe ich durch meine Parteizugehörigkeit viele Eindrücke gewonnen, die anderen verborgen bleiben müssen – bis es vielleicht zu spät ist.

Worum geht es konkret in Ihrem Buch, wie sollte der Buchhändler das Buch einordnen?

Durch Klick aufs Cover geht’s zum Buch

Inside AfD ist ein aktuelles politisches Sachbuch. Dabei habe ich Wert darauf gelegt, den Fokus nicht zu eng zu setzen und größere Zusammenhänge aufzuzeigen. Dadurch bleibt das Buch auch noch in einigen Wochen oder Monaten relevant. Es erschöpft sich nicht in schlaglichtartigen Betrachtungen, die morgen schon wieder überholt sind. Zum Beispiel ging es mir nicht in erster Linie um die Zusammenkünfte und Absprachen zwischen Frauke Petry und dem Präsidenten des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen, die so viel Wirbel verursacht haben, auch wenn diese natürlich bedenklich sind. Mir geht es darum zu zeigen, wie die AfD tickt, welche Leute dort den Ton angeben und was daraus mit großer Wahrscheinlichkeit für die Zukunft der Partei folgt.

Es war Ihnen ja wahrscheinlich klar, dass Sie nach Veröffentlichung des Buches heftigen Gegenwind bekommen würden. Woher nehmen Sie Ihren Mut?

Ach, wissen Sie, ich dachte, schlimmer als nach dem innerparteilichen Lagerkampf und meinem Parteiaustritt könnte es nicht werden.  Und das hat sich auch bewahrheitet. Oder ich habe gelernt mit solchen Anfeindungen umzugehen. Jedenfalls treffen mich die einschlägigen Kommentare nicht mehr. Sie folgen immer wieder denselben vorhersehbaren Mustern. Und treffen genau aus diesem Grund nie ins Schwarze.

Wie ist das Buch entstanden?

Ich hatte mit Peter Köpf von Denk-Bar einen hevorragenden Sparringpartner. Er hat die richtigen Fragen gestellt und ich habe geantwortet. Aus diesen Antworttexten wurde dann das Buch. Alleine im stillen Kämmerlein vor mich hin schreiben hätte wohl ewig gedauert und definitiv weniger Spaß gebracht.

Wie kam es überhaupt zu Ihrem Parteieintritt?

Ich habe Bernd Lucke in Talkshows gesehen. Und mir gefiel, dass er Themen rational und nicht emotional anging. Außerdem war ich von der FDP und der CDU enttäuscht. Und Frauke Petry schließlich war für mich eine Art Rockstar: Sachlich, aber nicht unterkühlt, charmant, aber nicht schmierig, selbstbewusst, aber nicht zickig.

Und wie sehen Sie diese damalige Faszination heute?

Mit großer Distanz. Es hat sich alles geändert. Die Partei zum einen, auf jeden Fall aber auch ich mich selbst. Heute bin ich froh, wieder frei denken und meine Meinung ohne Absprache äußern zu können. Während meiner Zeit in der AfD war ich wie unter einer geschwärzten Glaskuppel gefangen, alles war dominiert von Wut und Angst. Jetzt ist mein Leben wieder hell und freundlich.

Welche Leserschaft wollen Sie mit Ihrem Buch ansprechen?

Politisch Interessierte, die offen sind für den kritischen Diskurs, Wechselwähler, Protestwähler. All diejenigen, die von Angst getrieben sind und in der AfD ihr Heil suchen, möchte ich die Augen öffnen. Und denjenigen, die sich ein weltoffenes und tolerantes Deutschland wünschen, möchte ich klar machen, dass man wissen muss, wo der Feind sitzt und was der Feind vorhat.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?

Unsere Dekokratie und Freiheit hat Feinde, die man kennen muss, um sich vor ihnen zu schützen. Das Buch ist ein Beitrag dazu.

Und privat? Was lesen Sie da?

Terry Pratchett, Destojewski, Rolf Dobelli …

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?

Ist eine Fortsetzung geplant?

Hier können Sie dies tun:

Ich plane ein weiteres Buch, das sich ganz explizit an die Angehörigen, Freunde und Bekannten von Anhängern rechter Ideologien richtet. Es soll die Frage beantworten, was man im persönlichen Umgang tun kann und vermeiden sollte, um beispielsweise AfD-Mitglieder oder -Anhänger aus ihrem Gedankengefängnis zu befreien. Meine eigene Geschichte dient dabei als Beispiel. Unterstützt wird das Projekt von einem einschlägigen Experten.

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