Heute wird Ulrich Fritz 80 Jahre alt. In seiner aktiven Zeit als Verkaufsleiter bei S. Fischer zählte er zur Elite der damaligen Vertriebsleute – und immer noch (auch in diesem Jahr) lässt er es sich nicht nehmen, auf der Buchmesse seine noch funktionerenden Kontakte aus der Buchbranche aufzufrischen.
Dazu muss der Mann mit dem roten Schal (der ist seit Jahren sein „Markenzeichen“), der immer wieder reisend die Welt erkundet, ausnahmsweise mal nicht lange anreisen, der unternehmungslustige Privatier lebt seit seiner Zet bei S. Fischer vor Ort in Frankfurt. Bis Mitte Juli lief übrigens dort im Historischen Museum eine Ausstellung zum Thema „Vergessen“. In diese Versammlung von Exponaten aus Geschichte, Neurowissenschaften und Künstlern war auch das Privatarchiv meines Freundes zu sehen – es passte zur Fragestellung der Ausstellung, „was, wann, wie, von wem, wozu, warum wird etwas vergesse oder soll gar etwas vergessen werden?“.
Der gelernte Sortimentsbuchhändler hatte schon im Alter von 15 Jahren begonnen, seine zunächst kleine Bibliothek zu katalogisieren. Und „zur gleichen Zeit muss ich wohl auch verspürt haben, dass ich meine privaten papierenen Dinge (Tagebücher, Kalender, Korrespondenzen, Werbung, Verpackungen, Prospekte, Photographien, Einladungen zu Vernissagen, Material von Reisen und Messen und vieles mehr) nicht mehr wegwerfen, sondern aufheben sollte.“
Bis heute sind so 210 Boxen mit Archivmaterial seines Lebens zusammen gekommen. Sein Motiv, das bis heue konsequent weiter zu führen, ist ganz einfach: „So habe ich jederzeit die Möglichkeit in Teile meines Lebens wieder ‚einzusteigen‘ bzw. Erinnerungen wieder lebendig werden zu lassen“.
Ach ja, und er verrät natürlich auch, wie seine Sammlung in die Ausstellung ‚VERGESSEN – Warum wir nicht alles erinnern’ geraten ist. „Ich hatte Kurt Wettengl, dem Kurator der Ausstellung, einmal von meinem LEBENS-ERINNERUNGS-KONVOLUT erzähl.“ Und So stand nun ein Teil davon im Historischen Museum Frankfurt. Und Ulrich Fritz sagt lachend: „Im Ganzen wird dieses Archiv für den gegenwärtigen Moment mehr ein Kuriosum sein. Aber in 50 Jahren wenn die Dinge des Alltags zu 95 Prozent nur noch digital ablaufen – so stelle ich mir vor – wird mein Archiv eine archäologische Fundgrube sein, um den Lebensweg – zumindest in Teilen – in der zweiten Hälfte des 20. Jh. und den ersten beiden Dekaden des 21.Jh. eines Menschen nachzeichnen zu können.“
Ulrich, ich gratuliere Dir
Dein Christian
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