Volker Dittrich wird heute 65 Jahre alt. Ihm gratuliert BuchMarkt-Redakteur Ulrich Faure.
Lieber Volker,
weißt Du noch, wo wir uns kennengelernt haben? Ich muß zu meiner Schande gestehen, ich habe es vergessen; es muß vor Urzeiten gewesen sein. Wahrscheinlich auf einer Buchmesse.
Richtig aufmerksam auf Dich und Deinen Verlag bin ich durch Edgar Hilsenrath geworden. Ihm waren – obwohl Weltautor – vom neuen Besitzer des Piper-Verlags die Rechte an seinem Werk zurückgegeben worden. Die Sache machte damals einen mächtigen Wirbel im Feuilleton, aber für Dich war klar: Ein solcher Autor muß lieferbar bleiben. Und am besten mit einer Werkausgabe. Liebevoll gemacht. Die Taschenbücher gab’s bei dtv.
Nie werde ich vergessen, wie Du mit Edgar auf bundesweite Lesetour gegangen bist – wie Ihr beide es verstanden habt, einen Parforceritt durch das nicht eben kleine Lebenswerk dieses Autors hinzulegen: Und wer danach nicht angefixt war, ist selber schuld. – Wer die Werkausgabe besitzt, darf sich glücklich schätzen. Wie Deine Zusammenarbeit mit Hilsenrath endete, daran will ich Dich ausgerechnet an Deinem Geburtstag nicht wirklich erinnern: Das Feuilleton hat ausführlich darüber geschrieben.
In Deinem Dittrich-Verlag hast Du das getan, was man Autorenpflege nennt. Ingrid Bachér und Erasmus Schöfer wissen ein Lied davon singen, sie wissen, was es heißt, einen Verleger an ihrer Seite zu haben, der sich ihrem Werk verpflichtet fühlt.
Besondere Verdienste hast Du Dir mit der Edition Balkan erworben. Dieser literarische Kontinent ist von mir – ich geb’s zu – noch reichlich unentdeckt. Ich werde es nie vergessen, wie Du mir ein Exemplar von Svetislav Basaras Die Verschwörung der Fahrradfahrer in die Hand drücktest mit der ausdrücklichen Empfehlung, es nicht auf den großen Stapel zu legen: Immerhin hatte dieser jugoslawische Kultroman schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel, ehe er endlich mit Deiner Hilfe in Deutschland angekommen ist. Meine gewiß nicht allzu kurze Liste meiner Lieblingsbücher erfuhr auf diese Weise eine wunderbare Bereicherung.
Aber du bist nicht nur Verleger (gewesen), Du bist auch Autor. Jetzt, da Du Dich aus der aktuellen Verlegerei zurückgezogen hast, wirst Du hoffentlich mehr Zeit dafür haben. Wem gehört das Haus in Chemnitz? (im feinen Jonas-Verlag) zeigt, wie Du arbeitest: Nach akribischer Recherche erzählst Du Geschichten, Geschichten, die einen ebensowenig loslassen wie die Geschichten der Autoren, die Du veröffentlicht hast. Mehr davon, lieber Volker, und: Laß Dich feiern an Deinem heutigen Ehrentage!
Hoffentlich auf ein Bierchen in diesen Tagen, alles Gute!
Dein Ulli Faure
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