Das Sonntagsgespräch Was Jan Weitendorf mit W1 vorhat

Eben ist die Pressemeldung, dass Jan Weitendorf die Verlage Arche Literatur, Atrium und NordSüd übernommen hat, über den Ticker gelaufen, vor ein paar Tagen berichteten wir über seine W1-Media-Gründung. Hier jetzt noch mehr zum Hintergrund.

Wir hatten schon zur Arctis Gründung nachgefragt – und das ergänzt jetzt die aktuellen News:

Sie melden sich mit einer kompletten Unternehmensgruppe zurück. Braucht die Welt neue Verlage?

Jan Weitendorf: Ich gehe ja nicht nur mit neuen Verlagen an den Start – im Gegenteil: Arche und Atrium sind Verlage, die eine große Historie aufweisen können und sich immer

Michael Böhme, Jan Weitendorf

wieder neu erfinden – Die Zielgruppen haben Ulrike Ostermeyer, Tim Jung und ich schon in den letzten Jahren gemeinsam klar definiert und angesprochen.
NordSüd war der erste Verlag, der mit Merchandising experimentierte, sich aber im Verhältnis zu anderen großen Anbietern nicht dauerhaft um dieses Feld bemühte. Heute steht NordSüd wieder für überraschende Bilderbuchtitel und genießt bei den Lesern großes Ansehen.

Atrium und Arche sind der Branche wohlbekannt. Was hat Sie zur Gründung von Arctis bewogen?

Arctis ist die programmatisch sinnvolle Ergänzung zu Arche und Atrium in der Erwachsenen-Belletristik, der dritte Verlag mit „A“. Mit der Konzentration auf literarische Spannung haben Knut Reinoss und ich ein klares Programm-Profil im Blick. Wir wollen einem breiten Publikum interessante, vielsprechende und besondere Titel in den Genres Dystopie, Mystery und Fantasy anbieten. Eine für uns logische Neugründung mit Potenzial.

Geheimnisvolle
neue Mieter
Geheimnis gelüftet!

Der Buchmarkt wächst nicht wirklich und der Marktzugang wird immer schwieriger. Wie wollen Sie Ihre Programme sichtbar machen?

Wir glauben an das Buch! Und zusätzlich glauben wir an die Inhalte, die wir aussuchen. Hier arbeitet ein Team von Lesern in gemeinsamer Lust an der Sache. Ob Lektor, Hersteller/-in oder Lizenzspezi, alle machen mit und identifizieren sich mit der neuen Aufgabe. Auch die BücherWege Vertrieb GmbH von Michael Böhme – Michael kommt gerade rein – die bei uns in den Räumen als Untermieter tätig ist und unsere Programme vertrieblich vertritt, wird uns tatkräftig unterstützen.

Michael Böhme: Durch die Nutzung einer gemeinsamen Vertriebsfirma durch mehrere Verlage schaffen wir eine neue vertriebliche Plattform, die es den Verlagen ermöglicht, das Marktpotential ihrer Titel effektiver auszuschöpfen, indem durch die Kooperation eine Größe (Umsatz und Produktvielfalt) erreicht wird, die BücherWege als Bezugsadresse genauso attraktiv werden lässt, wie größere Verlage. Der gemeinsame Vertrieb sorgt für eine erhöhte Wahrnehmung der Verlagsprodukte und somit für höhere Umsätze bei Händlern aller Vertriebswege und Größen.

Bilderbuch bei Nord-Süd und Belletristik bei Atrium und Arche sprechen bekannte, konventionelle Leserkreise an. Haben Sie für die Zielgruppe junge Erwachsene bei Arctis auch digitale Medien im Programm?

Ich würde nicht sagen, dass wir z.B. bei Atrium konventionelle Leserkreise ansprechen. Wir haben immer wieder Bücher im Programm, die es zu entdecken gilt und die so gar nicht die eventuell vorgefertigte Meinung über die Programme widerspiegelt.
Wir werden wie jeder Verlag auch das E-Book anbieten. Aber ansonsten werden wir keine Ausflüge in experimentelle Auswertungsformen wagen. Das überlassen wir lieber risikofreudigeren Marktteilnehmern.

Unabhängig von den neuen Auswertungsformen sind wir sind aber auch im Digitalvertrieb sehr gut aufgestellt und werden in Kürze beim AKEP über unsere Möglichkeiten berichten, die für viele Verlage sehr interessant werden dürften.

Neben eigenen Verlagsaktivitäten bieten Sie auch Dienstleistungen für andere Verlage an – in welchen Bereichen?

JW: Wir sind mit unserer Herstellung so aufgestellt, dass wir für verschiedene Verlage schon jetzt einzelne Projekte übernommen haben. Diesen Bereich werden wir behutsam ausbauen, wenn Verlage Bedarf an weiterer Dienstleistung haben. Das kann vom Einkauf, über die Herstellung bis zur Kalkulation gehen. Hinzu kommt unser Softwaresystem, in das wir verschiedene Verlage einbinden könnten – von der Buchhaltung, der Honorarabrechnung bis zur Umsatz- und Absatzauswertung ist sehr viel denkbar.

MB: BücherWege bietet Verlagen als Dienstleister sämtliche vertriebliche Tätigkeiten an. Wir können die Zusammenarbeit mit Filialisten und Einkaufsgemeinschaften im Buchhandel und in Branchen außerhalb des Buchhandels übernehmen oder den Vertrieb der digitalen Produkte. Wir organisieren den Vertrieb mit einem bestehenden Vertreterteam oder mit Vertretern, mit denen wir bereits zusammenarbeiten. Auch die vertriebliche Beratung von Verlagen bei Projekten, gehört zu unserem Angebot. Letztendlich entscheiden die Verlage, wo wir sie vertrieblich unterstützen, aber da ist sehr viel möglich.

Lässt sich Ihr verlegerisches Credo in einem Satz zusammenfassen?

JW: Frei nach Erich Kästner: Es gibt nichts Gutes – außer man tut es – und wir mit Bedacht …

Die Fragen stellte Ulrich Störiko-Blume

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