LKG-Geschäftsführer Frank Schulze über seinen neuen Online - Marktplatz lkg24.de „Wir tragen dazu bei, die Sichtbarkeit der kleineren Verlage und unabhängigen Buchhandlungen zu erhöhen“

Frank Schulze (52) hat im Vorjahr die LKG übernommen. Zuvor war er in leitenden Funktionen bei der Commerzbank, bei der LBBW und zuletzt Mitgeschäftsführer und CFO bei der Zeitfracht Gruppe

 

Die Leipziger Auslieferung LKG hat als neuen Service für ihre rund 150 Auslieferungskunden seit einigen Tagen den Online Marktplatz lkg24.de ins Netz gestellt. Das war Anlass für Fragen an den geschäftsführenden LKG-Gesellschafter Frank Schulze, der (von der Buchbranche fast unbemerkt) kurz vor der Jahreswende das Leipziger Traditionsunternehmen erworben hat.


Herr Schulze, Sie haben sich den Sprung in die Selbständigkeit sicher gut überlegt… 

Frank Schulze: … Da gab es nicht viel zu überlegen, die LKG ist ein gut aufgestelltes Unternehmen, was ich durch meine frühere Tätigkeit als Firmenkundenbetreuer bei Banken gut beurteilen konnte. Und als Leipziger hat es mich zudem gereizt, ein Leipziger Traditionsunternehmen mit rund 150 meist eher kleineren, aber eben ganz besonderen Auslieferungskunden in die Zukunft zu führen.

Diese Zukunft sieht derzeit aber nicht gerade rosig aus.

Das sehe ich, nach dem ersten Corona Schock, nicht mehr so. Es war schon heftig, als nach unserem großartigen Start ins Jahr der Umsatz von einem Tag auf den anderen auf ein Fünftel einbrach, da alle Läden geschlossen wurden.

Sie sehen die Lage jetzt nicht mehr so bedrohlich? 

Ja, zum einen, weil sich die Abläufe, wenn auch deutlich unter dem Vorjahresniveau, weitgehend wieder stabilisiert haben, und weil wir seit über einer Woche zusätzlich den Online-Marktplatz lkg24.de für unsere Verlage im Netz haben. Mit dem neuen Marktplatz können wir einerseits unsere Stärke ausspielen und zudem mit #buchwasgutes auch Buchhändler in der Krise unterstützen.

Ihre Stärke? 

Die LKG war zwar bis zur Wende die größte ihrer Art in ganz Deutschland mit damals noch 1200 Mitarbeitern. Heute – nach mehreren Eigentümerwechseln – haben wir über 40 000 Einzeltitel bei uns auf 27 000 Quadratmetern Hallenfläche in Rötha bei Leipzig gelagert, die wir auf Grund der Krise in Rekordzeit über unseren neuen Marktplatz allen Bücherfreunden zugänglich machen konnten.

Durch die ganz besondere Mischung unserer Auslieferungskunden finden sich auf unserer neuen Online-Plattform auch Bücher, die man im stationären Buchhandel nicht unbedingt findet. Wir schaffen so ein neues Angebot am Buchmarkt. Das freut mich natürlich sehr!

Klar, die Flächen im Handel sind begrenzt… 

… und es werden natürlich eh Bücher ins Regal gestellt, die von den Kunden stark nachgefragt werden. Das ist jetzt auch unser USP, dass lkg24.de zum zentralen Marktplatz für Bücher und Verlage aufsteigen kann, die nicht überall zu finden sind. Ich denke, das schätzen Endverbraucher genauso wie Verlage, denn die brutale Abhängigkeit vom weltgrößten Online-Händler Amazon ist jetzt so offenbar wie noch nie zuvor. Die Plattform ist offen für alle und wir rufen alle Verlage auf, sich bei uns zu registrieren.

Aber Sie machen damit auch Konkurrenz zum örtlichen Buchhandel? 

Gut, dass Sie das ansprechen, das Gegenteil ist der Fall: Auf unserer Online-Plattform können Leser ihren Lieblingsbuchladen um die Ecke auswählen. Diese Buchhandlungen bekommen dafür 20 Prozent des Verkaufspreises und haben mit dem Prozedere überhaupt keinen Aufwand. Das ist dann für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation und für mich auch ein praktisches Beispiel für gelebte Solidarität. Unübersehbar werben wir auf lkg24.de natürlich dafür: „Unterstützen Sie lokale Buchhandlungen“ Daher stammt auch #buchwasgutes.

Die Idee mit dem Hashtag #buchwasgutes müssten Sie noch erklären.

Durch Klick auf Abbildung zur Webseite

#buchwasgutes ist nicht begrenzt auf die LKG oder unsere Kunden. Mit diesem Hashtag möchten wir ein Zeichen für den lokalen Buchhandel setzen und zur Solidarität aller, gerade jetzt in so schwierigen Zeiten, aufrufen. Der Hashtag steht natürlich allen zur Verfügung und trägt dazu bei, die Sichtbarkeit der kleineren Verlage und unabhängigen Buchhandlungen zu erhöhen. Gleichzeitig beinhaltet er die großartige, positive Haltung der Gesellschaft jetzt. Alle wollen helfen und zusammenhalten. Genau hier wollen wir unseren Beitrag leisten und somit wurde dieser parzitative Gedanke geboren.

Das heißt auf Deutsch … 

… #buchwasgutes ermöglicht einen effektiven Austausch zwischen Buchhändlern, Verlagen und Endkunden auf Social-Media-Plattformen und wir hoffen, dass #buchwasgutes aufgegriffen und genutzt wird, um gemeinsam für den stationären Buchhandel einzustehen. Genau jetzt ist das wichtig. Auf Twitter finden Sie uns bereits unter @LKG24de und werden dort auch zukünftig über alle Neuigkeiten rund um den Hashtag sowie das Angebot unserer Verlage auf lkg24.de informiert. Folgen Sie uns auf Twitter und seien Sie gespannt was noch alles kommt.

Ihr Ziel? 

Die Vielfalt der unabhängigen Verlage und Buchhandlungen zu erhalten. Mit lkg24.de  bieten wir den Buchhändlern die Möglichkeit ihr Angebot virtuell zu erweitern und bei jedem Verkauf direkt zu partizipieren.

Und gibt es noch etwas, was Ihnen wichtig ist?

Nicht zuletzt habe ich als Unternehmer auch eine soziale Verantwortung für die fast 160 Mitarbeiter der LKG. Diese halten jetzt in der Krise zusammen und sorgen dafür, dass auch weiterhin alle Bestellungen pünktlich und in der gewohnten Qualität ausgeliefert werden. Dafür möchte ich allen Kolleginnen und Kollegen der LKG auch an dieser Stelle noch einmal herzlich danken.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

Kommentare (1)
  1. Endlich, LKG emanzipiert sich vom ehemals großen Stuttgarter Bruder. Nachdem der durch Insolvenz und Führungskräfte-Rochade arg gebeutelte Riese versucht wieder auf die Beine zu kommen, hat die LKG mit LKG24 und den beiden Geschäftsführern (beides ehemalige Zeitfracht-Führungskräfte) Tatsachen geschaffen. Und jetzt zeigt die LKG was in ihr steckt, auch oder gerade in den Corona-Zeiten. Denn es bietet sich nun die Möglichkeit Verlage auch von KNV Zeitfracht abzuwerben. Der arbeitet mit derselben Software (VA.MIX) weiter, bekommt aber eine Logistik die sich insbesondere durch die höchste Flexibilitätsrate in der gesamten Branche ausuzeichnet zu verhältnismässig günstigen Preisen. Man darf gespannt sein, wie sich Erfurt zu wehren weiß.

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