Gestorben Wolfgang Ehrhardt Heinold

Gestern am 18. Dezember 2020 ist Wolfgang Ehrhardt Heinold im Alter von 90 Jahren gestorben. An unseren Freund und langjährigen Mitarbeiter erinnert Martin Julius Bock, sein Wegbegleiter und früherer Partner beim von Heinold gegründeten Eulenhof Institut:

Wolfgang Ehrhardt Heinold

Mit Wolfgang Ehrhardt Heinold ist ein wandelndes Verlagslexikon, ein profunder Kenner und jahrzehntelanger Berater der Verlagsszene, Fachautor für Sächsisches und Verlegerisches – wie er sich selbst bezeichnete – von uns gegangen.

Wir haben uns 1994 kennen gelernt. WEH – so sein internes Kürzel – war damals 64 und dabei, langsam und systematisch seinen Abschied als aktiver Verlagsberater vorzubereiten. Ich – MJB – war 34 und auf dem Weg in die berufliche Selbständigkeit. Ich habe bei ihm angefragt, ob er Unterstützung im Seminargeschäft gebrauchen kann. Er rief mich daraufhin an und hat mich gefragt, ob wir uns in Hamburg treffen können – und damit begann unsere Zusammenarbeit. Oder besser gesagt, es begann meine Lehrzeit als Verlagsberater. WEH war immer ein freundlicher und erklärender „Lehrherr“. Er war aber auch fordernd, präzise und brillant analytisch. Er kannte so gut wie alle namhaften Verlage und Verleger. Er konnte Stärken und Schwächen schnell erkennen und Lösungsansätze entwickeln. Er war gnadenlos effizient, arbeitete systematisch nach der Löhn-Methode, was manchmal schon fast einen religiösen Touch hatte.  

Ende der 1990er Jahre wurde ich sein gleichberechtigter Partner. Wir haben das Eulenhof Institut noch einige Jahre gemeinsam geführt, wobei es sein Plan war, sich nach und nach aus dem aktiven Geschäft zurückzuziehen. Er wollte nicht – wie er immer selbst sagte – irgendwann auf der Bahre von der Buchmesse in Frankfurt oder Leipzig getragen werden. Anfang des neuen Jahrtausends haben wir beide den Entschluss gefasst die Weichen neu zu stellen. Aus der Eulenhof Institut oHG wurde die Eulenhof Consulting GmbH. Was war und blieb ist die stilisierte Eule im Firmenlogo und das klare Bekenntnis, dass es unter der Eule keine Beratung von „der Stange“ geben wird.

Er hatte sich damals entschieden, diesen Schritt mit über 70 Lebensjahren nicht mehr aktiv als Gesellschafter mitzugehen, sondern die neue Eulenhof Consulting GmbH als mein persönlicher Berater und Ratgeber zu begleiten und sich daneben auf das Bücherschreiben zu konzentrieren. Ich durfte mit ihm gemeinsam u.a. ein Buchprojekt für angehende Autoren verwirklichen. Daneben haben wir gemeinsam Beiträge u.a. für den BuchMarkt und das Börsenblatt geschrieben. Er hat dann später seine Liebe für seine sächsische Heimat in einer Reihe von Büchern verewigt und war bis zuletzt auch für den BuchMarkt mit seinen regelmäßigen Kopfnuss-Beiträgen aktiv.

So vergingen die Jahre. Er war und blieb aktiver Beobachter der Verlagsszene, engagiert als Fachautor, hat viel gelesen und blieb sehr belesen.  Auch in den letzten Jahren im Seniorenstift hatte er kein Fernsehgerät. Fernsehen hielt er für groben Unfug. Im Mai diesen Jahres plante er noch zwei Buchprojekte.

Die letzten Jahre waren für WEH nach einer Reihe von gesundheitlichen Einschlägen körperlich mühsam geworden. Aber seinen wachen, manchmal streitbaren und kämpferischen Geist hat er bis zuletzt nicht verloren. Bewundert habe ich an ihm auch, dass er trotz vieler körperlichen Einschränkungen nie gejammert hat. Auf Nachfrage nach seinem Befinden kam die regelmäßige Antwort: „Dafür, dass es mir so schlecht geht, geht es mir eigentlich ganz gut.“ In seiner Weihnachtsbotschaft im Dezember 2019 hat er mir und anderen Freunden und Verwandten geschrieben: „Die körperlichen Defizite so gut wie möglich auszugleichen bzw. wo nötig Hilfe anzunehmen, und die Tage, die mir noch bleiben, bewusst und dankbar zu leben, ist mein ,Programm‘ für das neue Jahr …“ das hat er wie so vieles in seinem Leben umgesetzt.

Seine Mails an mich hat er häufig mit „Ihr alter Mitstreiter“ unterschrieben. Ich werde ihn als Menschen, meinen persönlichen Berater und Mitstreiter vermissen! 

Martin Julius Bock

Lieber Erhardt,

ich habe mich nie an Deinen weiteren „neuen“ Vornamen Wolfgang gewöhnen können. Ausgerechnet gestern, an Deinem Todestag, habe ich Dir bangend und ahnungsvoll einen Weihnachtsgruß gemailt, zu spät, wie ich heute erfahre. Du hast mich mein gesamtes Berufsleben begleitet, warst Mitgründer von BuchMarkt und bliebst mein Berater und Mitstreiter, solange es Deine Kräfte zuließen. Dafür danke ich Dir.

Jetzt leben nur noch drei Mitglieder unseres geheimen TM-Vereins, von dem wir versprochen haben, dass wir nie den Zweck seiner Gründung lüften werden – und von dem einer von uns deshalb aus Sicherheitsgründen gar nicht weiß, dass er Mitglied ist … wir haben haben darüber noch kürzlich gelächelt. Lächelnd behalte ich Dich in Erinnerung.

Ich bin sehr traurig.

Dein Christian

Kommentare (1)
  1. So traurig! Hinter seinem humorvollen und geerdetem Auftreten verbarg sich ein Fachmann mit unendlicher Liebe zum Buch, mit Respekt fürs Verlegen und mit Sympathie für den Buchhandel. Er war ein kluger Lehrmeister vieler Generationen. Auch ich habe ihm einiges zu verdanken. Er hat sich als Berater um diese besondere Branche verdient gemacht, wie nur wenige andere.

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