Die öffentliche Preisverleihung findet am 17. November im Theater Basel statt Schweizer Buchpreis 2024: Dies sind die fünf Nominierten

Mariann Bühler, Zora del Buono, Martin R. Dean, Béla Rothenbühler und Michelle Steinbeck stehen auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises 2024. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 42.000 Franken dotiert. Der:die Preisträger:in erhält 30.000 Franken; die vier anderen Finalist:innen erhalten jeweils 3.000 Franken. Die öffentliche Preisverleihung findet am Sonntag, 17. November 2024, um 11 Uhr im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.

Die Begründung der Jury:

Für den Schweizer Buchpreis 2024 hat die Jury 84 Titel aus 48 Verlagen geprüft. In der Jurybegründung heisst es: «Die nominierten Bücher verbindet, bei aller Unterschiedlichkeit, die Suche nach einer neuen Sprache für existenzielle Krisen und Fragen der Zeit. Die thematische Breite reicht von zutiefst Persönlichem bis zu patriarchaler Gewalt und kolonialem Erbe. Die Suche nach der Herkunft, die Erforschung der eigenen Familiengeschichte und die Frage, welchen Einfluss das Leben der Vorfahren auf uns selbst hat, spielen in gleich drei Büchern eine grosse Rolle. Auch die explizite oder implizite Auseinandersetzung mit der Schweiz ist ein wiederkehrendes Motiv. Ein vielfältiger und in bestem Sinne überraschender Jahrgang.»

Mariann Bühler, Verschiebung im Gestein (Atlantis Verlag)

Drei Figuren, die nichts voneinander wissen und doch verbunden sind – durch die Landschaft, das Dorf und die drängende Frage, wie es weitergehen soll. Denn alle drei befinden sich in existentiellen Umbruchsituationen: Elisabeth übernimmt nach dem Tod ihres Mannes die Dorfbäckerei. Alois führt den Familienhof und kämpft mit seiner Einsamkeit. Und eine junge Frau kehrt ins Dorf zurück, um zurückzuschauen und sich neu zu orientieren.
Ein Heimatroman der anderen Art, der sich durch seine knappe Sprache, gekonnte Schnitte und ein ungewöhnliches Sensorium für alltägliche Handlungen auszeichnet.

Zora del Buono, Seinetwegen (C.H. Beck Verlag)

Der Vater war die grosse Leerstelle in Zora del Buonos Leben. Er starb im Alter von 33 Jahren bei einem Autounfall, als sie acht Monate alt war. Die Mutter hat kaum über ihn gesprochen. Mit über sechzig macht sich die Tochter auf die Suche nach dem Mann, der damals den Unfall verursacht hat, nach dem «Töter». Wer war er? Wie hat er die letzten sechzig Jahre mit dieser Schuld gelebt? In nüchterner, präziser Sprache erzählt Zora del Buono von der Konfrontation mit dem stets Verschwiegenen ihrer eigenen Familiengeschichte. Ein zutiefst menschliches, versöhnliches Buch.

Martin R. Dean, Tabak und Schokolade (Atlantis Verlag)

Als junge Frau wurde Deans Mutter von einem Mann der westindischen Oberschicht schwanger. Nach ihrem Tod findet der Erzähler Fotos aus seiner frühen Kindheit, die er in Tri-nidad und Tobago verbrachte, und beginnt zu recherchieren. Seine Suche führt ihn in eine britische Kronkolonie und weiter zurück zu seinen indischen Vorfahren, die als Kontraktarbeiter in die Karibik verschifft worden waren. Auch die Welt der aargauischen Grosseltern und ihr Versuch, das Abenteuer der Mutter «bei den Wilden» auszulöschen, wird erforscht. Indem Dean bildhaft von seinem Leben erzählt, stösst er zu grösseren Fragen rund ums Thema Kolonialismus vor.

Béla Rothenbühler, Polifon Pervers (Der gesunde Menschenversand)

Es geht um Kunst, «Konscht». Oder doch eher um «Onderhaltig». Und um Geld. In einer Schweizer Kleinstadt gründen Sabine und Chantal den Kulturverein «Polifon Pervers». Sie machen eine Uni-Theatergruppe mit gewagten Plänen gross, scharen Theaterbegeisterte um sich, und schlussendlich werden sogar Hanf-Bauern zu Peformance-Künstlern. Ihr grösste Stärke: Sie wissen, wie man gute Anträge schreibt, um möglichst viel Geld von Förderstellen abzuholen. Auf erste Unsauberkeiten folgen bald alle möglichen Formen des Betrugs. Eine leichtfüssige Persiflage auf die Kulturszene, die nicht zuletzt von einem erfrischend aktuellen Gebrauch der Luzerner Mundart lebt.

Michelle Steinbeck, Favorita (Park X Ullstein Verlag)

Fila wächst bei ihrer Grossmutter auf, ihre Mutter ist verschwunden. Als sie die Nachricht vom Tod der Mutter aus Neapel erreicht, ist die Todesursache unklar: Leberzirrhose oder Mord? Fila begibt sich auf eine Reise, die sie zu einem Kollektiv feministischer Widerstands-kämpferinnen und faschistischen Deserteuren führt und sie mit einem historischen Femizid konfrontiert. Steinbecks zweiter Roman ist ein kraftvoll erzählter Rachekrimi, ein literarischer Roadtrip durch ein neo-faschistisches Italien und eine furchtlose Auseinandersetzung mit Fragen nach Identität, Begehren und patriarchaler Gewalt.

Die Jury 2024 besteht aus:

Laurin Jäggi (Buchhändler, Inhaber Buchhandlung Librium, Baden)
Michael Luisier (Literaturredaktor SRF, Jurysprecher)
Timo Posselt (Redakteur «Die Zeit», neu)
Isabelle Vonlanthen (Stellvertretende Leiterin Literaturhaus Zürich, neu)
Manuela Waeber (Freie Lektorin, Bibliotheksleiterin und Partnerin bei Frieda KulturBeratung, neu)