Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Die Energie der atemberaubenden Lässigkeit“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Unterm künstlichen Sternenhimmel“: Einladung zu Himmelsreisen: Helen Ahner widmet der bald hundertjährigen Geschichte des Planetariums eine lesenswerte Darstellung. „Die Autorin zeigt anschaulich, wie die Geschichte des Planetariums mit dem Verständnis von Technik und Wunder in der historischen Moderne verknüpft ist und welche Narrative dabei ins Spiel kamen.“

  • Helen Ahner, Planetarien. Wunder der Technik – Techniken des Wunders (Wallstein Verlag)

„Eine Kälte, die das Leben gut durchwärmt“: Selbstkritik schadet nicht fürs Weitermachen in den gegebenen Verhältnissen: Henrike Kohpeiß widmet sich recht erbarmungslos Sozialtechniken der affektiven Abschottung. „Bleibt die Frage, wie Kohpeiß ihrer eigenen Kritik der Selbstkritik entgeht? Von wo aus und mit welcher Stimme spricht ‚Bürgerliche Kälte‘? Man wird auf diese Frage keine klare Antwort in dem Buch finden. Tatsächlich spielt sie am Ende mit dem Gedanken der Zerstörung der Institutionen (gemeint sind wohl die der akademischen Philosophie) und plädiert für ein Kollabieren überkommener ethischer Kategorien.“

  • Henrike Kohpeiß, Bürgerliche Kälte. Affekt und koloniale Subjektivität (Campus Verlag)

„Das Mädchen, das ich später sein würde“: In ihrer romanhaften Erlebnisschilderung Kasse 19 vereint Claire-Louise Bennett Leben und Literatur. „Das Erinnern ist sprunghaft, es dreht sich im Kreis und zuweilen um sich selbst. Die übertriebene Introspektion macht es dem Leser nicht leicht, einen Zugang zur Erzählerin und ihrer Lebensgeschichte zu finden. Handlungsstränge, Figuren und Beziehungen, die Sinn stiften und Empathie ermöglichen könnten, werden nur oberflächlich angedeutet.“

  • Claire-Louise Bennett, Kasse 19 (aus dem Englischen von Eva Bonné;  Luchterhand Verlag)

„‚Deutschland brauchte Israel’“: Die jüdische Schriftstellerin Deborah Feldman wurde mit ihrem Buch Unorthodox berühmt. Gerade ist sie wieder eine gefragte, aber auch umstrittene Gesprächspartnerin. Ein Treffen in Berlin.

„‚Zutiefst schockiert und deprimiert’“: Regula Venske, die deutsche Generalsekretärin des Schriftstellerverbands PEN International, tritt zurück.

„Astrid Böhmisch wird neue Chefin der Leipziger Buchmesse“: Astrid Böhmisch wird Direktorin der Leipziger Buchmesse. Sie folgt auf dieser Position am 1. Januar 2024 dem langjährigen Messedirektor Oliver Zille nach. Die Germanistin und Anglistin sei in Berlin als Business Consultant für Medienunternehmen tätig und habe bis vor einem Jahr die deutschsprachigen Märkte der Bookwire GmbH verantwortet, heißt es in einer Mitteilung der Messe. Davor sei sie vier Jahre lang für das Marketing des Piper-Verlages verantwortlich gewesen. Von 2006 bis 2015 war sie in unterschiedlichen Positionen für das Marketing der Senator Entertainment zuständig, zuletzt als Executive Vice President Marketing & Publicity. (mehr)

„Einwanderungsland seit 1945“: Stephanie Zloch blickt in einer großen Studie auf Migration in Deutschland und das bis heute meistens wenig beachtete Wissen der Neuankömmlinge. „Die Historikerin und Privatdozentin an der TU Dresden fragt danach, wie sich Wissen der Migranten und Migrantinnen in der Nachkriegsgesellschaft verbreitete. Wobei sich in dem umfangreichen Band ganz unterschiedliche Schicksale unter dem Begriff ‚Migration‘ versammeln.“

  • Stephanie Zloch, Das Wissen der Einwanderungsgesellschaft. Migration und Bildung in Deutschland 1945 – 2000. (Wallstein)

„Menschen oder Melonen essen“: Barbi Markovic erzählt extrem lustig und mit vollem Risiko vom heutigen Minihorror. „Seinen hervorragenden Titel (…) trägt das Buch, weil Markovic – siehe die unheimliche Cousine Jennifer – auch veritable Horrorgeschichten unterbringt. Der Übergang zum Horror (Splatter, Fantasy, Psychothriller, Action, alles Mögliche) ist so fließend, dass man sich erst orientieren muss. Jedoch ist man durch Ausgehen von 2009 und Superheldinnen von 2016 schon einiges gewöhnt – auch Mini wird nachher Internetsuperkräfte entwickeln –, wobei Markovic wie immer ganz neu ansetzt. Und sofort eine Masche findet, eine tragfähige Masche. Markovic tut keinen Moment so, als sei es keine. Auch daraus zieht Minihorror seine Energie, die Energie der atemberaubenden Lässigkeit.

  • Barbi Markovic, Minihorror (Residenz Verlag)
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