Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:
„Dann heißt es heul, heul, heul“: Mirko Bonnés Roman Alle ungezählten Sterne ist als Generationenverständigungsgeschichte angelegt, doch er scheitert an Klischeedarstellungen gerade der jüngeren Protagonisten. „Der angestrengte, mit Anglizismen und gewollt humorvollen Sprachspielen versetzte Jugendslang, der Hollie und gleichaltrigen Figuren in den Mund gelegt wird, wirkt nicht wie eine authentische Transkription, sondern wie eine Parodie: ‚Echt ein heavy rain, old bro, oder?‘ Teilweise klingt die Figur, die eigentlich eine eigene Form der Lebensklugheit verkörpern soll, grenzdebil: „Du stirbst nicht, never, so lange du die love hast“, oder: ‚tomorrow morning dann heißt es heul, heul, heul, good-bye, weil Good-bye-Sagen ja zu den deep, deep experiences gehört, richtig?‘ Das sind keine sprachlichen Brücken, sondern eher Phantasmen von der Denk- und Redeweise junger Leute, die in stark überzeichneter Form zu Papier gebracht wurden.“
- Mirko Bonné, Alle ungezählten Sterne. Roman. (Schöffling & Co.)
„Aylin heißt jetzt Yvonne“: Wenn der Vater einfach geht: Der Dramaturg und Autor Necati Öziri erzählt vom Aufwachsen ohne Vater, von latenter und manifester Ausländerfeindlichkeit und davon, wie man Klischees zum eigenen Vorteil verwendet.
- Necati Öziri, Vatermal. Roman. (Claassen Verlag)
„Der Blick des Mädchens auf die Kälte“: Cordelia Edvardsons Gebranntes Kind sucht das Feuer ist eines der großen Werke der Schoa-Literatur. Nun erscheint es in Neuübersetzung. „Die unermesslich große Leistung von Cordelia Edvardson besteht darin, wieder zu reicher Individualität gefunden zu haben und mit ihrem kurzen, sehr großen Buch auch von der grauen Kälte und dem Nichts aus dem Inneren der Lager gesprochen zu haben.“
- Cordelia Edvardson, Gebranntes Kind sucht das Feuer. Roman. (aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein; mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann; Hanser Verlag)
heute nichts
„Ein Omelett und weniger vollkommene Dinge“: Er kann sich einfach nicht von ihr verabschieden: Stephen King schickt seine Ermittlerin Holly in einen brutalen Fall in einem zerrissenen Land. „Seine eigene Qualität als Autor zeigt sich dabei oft in unscheinbaren Sätzen. Da ist etwa eine Mutter, deren Sohn verschwunden ist; ihr Schmerz ‚riecht nach Gin‘. Oder da sind die Bilder, die King findet, um mit Sprache dem nahezukommen, was in einem Alzheimerpatienten vor sich geht. Vor allem aber ist Holly eine packend erzählte Kriminalgeschichte, eine blutige Parabel, die zeigt, wozu der Hunger nach Leben manche Menschen bringen kann.“
- Stephen King, Holly. Roman. (a. d. Engl. von Bernhard Kleinschmidt; Heyne)